France Gall war in Frankreich schon bekannt als sie den Grand Prix gewann. Da sie für Luxemburg ins Rennen ging, war der Hit “Poupée de cire, poupée de son” weniger erfolgreich. Dennoch begann mit diesem Hit auch die Schlager-Karriere der Sängerin, die uns manchen tollen Hit bescherte.
France Gall gewinnt den Grand Prix
1965 startete die Französin für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Neapel mit dem von Serge Gainsbourg geschriebenen “Poupée de cire, poupée de son”. Sie siegte vor dem britischen Beitrag von Kathy Kirby, dem Beitrag ihres Heimatlands Frankreich von Guy Mardel und Udo Jürgens mit “Sag ihr, ich lass sie grüßen”. Wie üblich nahm die Sängerin anschließend auch eine deutsche Version mit dem Titel “Das war eine schöne Party” auf.
Auch die Rückseite “Meine erste große Liebe” fand Gefallen und wurde in den Musicboxen wohl vor allem von stolzen Vätern gern gedrückt.
Sowohl das Original als auch die deutsche Version wurden Hits in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz. Da ihr großer weltweiter Hit in ihrer Heimat floppte, kümmerte sie sich intensiv um den deutschsprachigen Markt. 1966 erschien mit “Wir sind keine Engel” ein zweiter Schlager, den erneut Serge Gainsbourg geschrieben hat.
1967 kümmerte sich France Gall wieder um die Fans in der Heimat, doch die hatten ihr nicht verziehen, dass sie für das kleine Luxemburg den Grand Prix des la Chanson gewonnen hatte, während Frankreich leer ausging. Zum Superstar wurde die attraktive Blondine im Land der aufgehenden Sonne. Sie nahm sogar verschiedene Songs in japanischer Sprache auf. Außerdem kam es zu weiteren Schlagern. “Was will ein Boy” wurde kein großer Hit, sorgte aber für Gesprächsstoff in den Jugendzeitschriften.
Einen Radiohit landete France Gall im selben Jahr mit der deutschen Version vom Instrumental-Hit “Music to Watch Girls By” von der Bob Crewe Generation . Bei France Gall hieß der Titel “Die schönste Musik, die es gibt”.
In Frankreich schaffte es France Gall mit “Bébé requin” einen Hit zu landen. Dieser Titel wurde auch sofort auf Deutsch aufgenommen. Da hieß der Song dann “Haifischbaby”.
Der Verdacht, dass dieser Song den Deutschen nicht gefallen könnte, veranlasste die Plattenfirma, “Hippie Hippie” auf der Rückseite des Covers als A-Seite anzupreisen.
“Die Playboys bei den Eskimos” war der erste wirklich typisch deutsche Schlager, der beim Gala-Abend der Schallplatte vorgestellt wurde. Geschrieben hat diesen Song der populäre Orchesterleiter Werner Müller.
“A Banda” läutet die erfolgreiche Schlagerwelle von France Gall ein
Die Eskimos konnten allerdings wenig überzeugen. Aufgrund des kleinen Erfolgs von “Die schönste Musik, die es gibt”, suchten die Produzenten nach ähnlichen Songs. Da das Original stark nach einem Hit von Herb Alpert klang, kam dieser ihnen zur Hilfe. Er hatte gerade mit “A Banda” einen Hit aus Brasilien aufgenommen. Diesen nahm France Gall mit deutschem Text auf. Mit “Zwei Apfelsinen im Haar und an der Hüfte Bananen” landete sie einen Party-Schlager, der Jung und Alt begeisterte.
Im selben Jahr nahm die zierliche Französin an dem deutschen Schlagerwettbewerb mit dem Schlager “Der Computer Nummer 3” teil. Es siegte Siw Malmkvist mit “Harlequin”. France Gall wurde hinter Dorthe mit “Wärst du doch in Düsseldorf geblieben” auf Platz 3. Geschrieben hat ihren Song Christian Bruhn.
Aus der Feder von Christian Bruhn stammte auch der nächste Erfolg für France Gall. Er hieß “Merci, Herr Marquis”, der Text stammte von Georg Buschor, der auch für den Text von “Der Computer Nr. 3” verantwortlich war.
Auch 1969 nahm France Gall erneut am Deutschen Schlagerwettbewerb teil. Mit “Ein bißchen Goethe, ein bißchen Bonaparte” erreichte sie wiederum Platz 3. Vor ihr konnten sich Roberto Blanco als Sieger mit “Heute so, morgen so” und Paola mit “Stille Wasser, die sind tief” platzieren.
Wenig später stellte sie den Schlager in der ZDF-Hitparade vor. Sie wurde im September 1969 von den Zuschauern in die Top 5 gewählt.
Obwohl erste Gerüchte auftauchen, dass France Gall mit der Qualität ihrer deutschen Song weniger zufrieden sei, landet sie mit der nächsten Single gleich zwei Hits in den Radio-Hitparaden. Die einen begeisterten sich für “Ich liebe dich so wie du bist”, die anderen für die Rückseite “Links vom Rhein und rechts vom Rhein”.
Mit “Kilimandscharo”, dessen Rückseite “Wassermann und Fisch” deutlich häufiger von den Radiostationen gespielt wurde, startete die Sängerin, die kurz zuvor einen gemeinsamen Titel mit Frank Sinatra aufgenommen hatte, in das Jahr 1970.
Mit “Kilimandscharo” war die attraktive Französin erneut in Berlin bei Dieter Thomas Heck zu Gast und wurde im März in die Hitparade gewählt.
Auch der Deutsche Schlagerwettbewerb wollte 1970 nicht auf die beliebte Sängerin verzichten. “Dann schon eher der Pianoplayer” landete allerdings nicht vorn, sondern wurde nur 11. von zwölf Songs. Der Siegertitel, “Das schöne Mädchen von Seite 1” mit Howard Carpendale, erhielt das dreifache an Stimmen. Die Enttäuschung muss groß gewesen sein, denn France Gall zog sich danach immer mehr aus dem Schlagergeschäft zurück.
Dabei musste die Sängerin gar nicht so sehr enttäuscht sein, denn die zu dieser Zeit noch deutsch singende Agnetha, die später genau wie sie ein Weltstar werden sollte, konnte sich nicht einmal für die Endrunde des Wettbewerbs qualifizieren.
Im Dezember stellte France Gall “Mein Herz kann man nicht kaufen” in der TV-Hitparade vor. Der Schlager stammt aus der Feder von Giorgio Moroder und Michael Holm und war der nächste Versuch, die deutschsprachige Karriere von France Gall wieder anzuheizen. Hätte man sich für die Rückseite “Ich singe meinen Song” entschieden und etwas mehr Liebe in den Text gesteckt, hätte es klappen können.
Vielleicht wäre die B-Seite erfolgreicher gelaufen. Die deutschsprachige Version von Art Garfunkels-Hit “I Shall Sing” hat mehr Hit-Potential.
Die Karriere in Deutschland geht langsam zu Ende
Die attraktive Französin stellte ihre aktuelle Single “Ali Baba und die 40 Räuber vor”.
Danach veröffentlicht die Plattenfirma den Schlager “Unga-Katunga”. Das Lied von der Südseeinsel konnte die Redakteure der ZDF-Hitparade nicht begeistern. Doch kommen sollte die attraktive Französin trotzdem nach Berlin. Also stellte sie die Rückseite “Ali Baba und die 40 Räuber” vor, mit der wir diesen Artikel begonnen haben.
“Zwei Verliebte ziehen durch Europa” war eine weitere Veröffentlichung der hübschen Französin in Deutschland.
“Für 30 Centimes” war ein typischer Hit aus der Feder von Chris Andrews. Doch zwischenzeitlich kümmerte sich die Sängerin in erster Linie um ihre internationale Karriere, so dass kaum Zeit für die deutschen Fans war.
Den Abschied bei der langjährigen Plattenfirma Decca gab France Gall mit dem Schlager “Ein bisschen mogeln in der Liebe”.
1972 trennte sich France Gall von ihrer deuschen Plattenfirma, um es bei dem jungen BASF-Label neu zu versuchen. Der erste Song hieß “Ich habe einen Freund in München”. München war aufgrund der Olympischen Spiele das Thema in diesem Jahr, doch der Song schaffte es nur aufs Oktoberfest, aber nicht in die Hitparaden.
“Ich bin zuckersüß” erinnert ein wenig an “Barfuß im Regen” von Michael Holm. Dieser hat auch den Text für diesen Song verfasst, doch dank ZDF-Hitparade kamen Monat für Monat neue Schlagerstars für die Fans, die ihre Stars gern zum Anfassen haben. Ohne Auftritte in den damals noch zahlreichen TV-Shows war ein Hit nicht möglich.
So endete die Karriere in Deutschland. Es sollte 15 Jahre dauern bis wir France Gall wieder wahrnahmen: Sie feierte 1987 ein Comeback in ganz Europa mit dem Titel “Ella, elle l’a”. Zu diesem Hit findet ihr eine Song-Geschichte zur unvergessenen Französin.
France Gall starb am 7. Januar 2018. Natürlich werden wir auch an diesem Tag wieder an sie denken.
Die unvergessenen Schlagerstars
Peter Alexander
Roy Black
Bernd Clüver
Costa Cordalis
Drafi Deutscher
Margot Eskens
Joy Fleming
France Gall
Rex Gildo
Karel Gott
You may also like
-
Ulla Norden auf dem Schlager-Karussell, * 04.12.1940, † 5. März 2018
-
Conny Froboess nimmt “Zwei kleine Italiener” auf, 28.11.1961
-
Waterloo & Robinson auf dem Schlager-Karussell
-
Erik Silvester auf dem Schlager-Karussell, * 24.09.1942, † 23.11.2008
-
Andrea Berg und erste Erfolge in der ZDF-Hitparade, 20.11.1999