Eine der besonderen Stimmen der irischen Musik ist für immer verstummt. Shane MacGowan, der als Sänger der Band The Pogues, die zu den beliebtesten irischen Bands aller Zeiten zählt, bekannt wurde, ist nach langer schwerer Krankheit im Alter von 65 Jahren verstorben. Seine Ehefrau Victoria Mary Clarke teilte auf Instagram einen Nachruf.
Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, also werde ich es einfach sagen. Shane, der immer das Licht sein wird, das ich vor mir halte, und das Maß meiner Träume und die Liebe ❤️ meines Lebens und die schönste Seele und den schönsten Engel und die Sonne und der Mond und der Anfang und das Ende von allem, was mir lieb ist, ist gegangen, um bei Jesus und Maria und seiner wunderschönen Mutter Therese zu sein.
Ich bin ohne Worte gesegnet, ihn getroffen zu haben und geliebt zu haben und so unendlich und bedingungslos von ihm geliebt zu worden und so viele Jahre des Lebens und der Liebe ❤️ und Freude und Spaß und Lachen und so viele Abenteuer gehabt zu haben. Es gibt keinen Weg, den Verlust zu beschreiben, den ich fühle und die Sehnsucht nach nur einem weiteren seiner Lächeln, das meine Welt erhellt hat.
Danke danke danke danke für deine Anwesenheit in dieser Welt, du hast sie so sehr hell gemacht und so vielen Menschen mit Herz und Seele und deiner Musik so viel Freude bereitet. Du wirst für immer in meinem Herzen leben. Rave weiter im Garten, ganz nass von Regen, den du so sehr geliebt hast ❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️ Du hast mir die Welt bedeutet.
Victoria Mary Clarke auf Instagram
Erinnerungen an Shane MacGowan
Es gibt ein wunderbares Porträt seines Bruders Siobham auf seiner Homepage zu lesen . Wir habe uns bemüht es ein wenig zusammenzufassen. Die Musik, die wir ausgesucht haben, spricht für sich und zeigt die Genialität des verstorbenen Sängers.
Geboren wurde Shane MacGowan am Weihnachtstag 1957 in Pembury, Kent. Die Krankenschwestern im Krankenhaus feierten ausgelassen, und meine Mutter bekam nicht viel Aufmerksamkeit, als der Heiligabend in eine lange Nacht überging. Daher war sie nicht besonders begeistert von dem Krankenhaus. Aber er bekam die Gelegenheit, sein Bild an die Wand des Kinderzimmers zu hängen, als das Weihnachtsbaby.
Er heißt “Fairytale of New York”.
Ich kam fünf Jahre später zur Welt. Es waren nur wir beide, geboren von unserer Mutter Therese, einer Schönheit und preisgekrönten Feis-Ceoil-Sängerin, und unserem Vater Maurice, einem scharfen Dubliner Witz. Als wir jung waren, in unserem Elternhaus in Tipperary, steckte Shane mir manchmal mein Gesicht in Kuhfladen. Andererseits rettete er mich einmal vor einem schrecklichen Tod, als er Alarm schlug, als mich ein Truthahn-Hahn verfolgte. Onkel John holte seine Waffe heraus, erschoss ihn, und wir hatten ihn zum Abendessen.
Shane mochte die Schule nicht, er passte nicht hinein. Obwohl er ein begeisterter Leser war, war er sehr gut in Englisch. So gut, dass er mit 13 einen Daily Mirror Literaturpreis gewann und ein Stipendium für Westminister erhielt. Was ihm überhaupt nicht gefiel. Obwohl es Teile gab, die ihm gefielen. Wie die Ernennung zum Minister für Folter, als er und seine Freunde eine Regierung bildeten. Trotzdem, als er erwischt wurde, wie er mit seinen Kameraden genüsslich vor dem Schultor rauchte und unhöflich gebeten wurde zu gehen, kam er der Aufforderung schnell nach. Er war etwa 15. Er besuchte eine Kunstschule, aber das funktionierte auch nicht wirklich.
Shane war 18, als der Punk ausbrach. Für ihn war es wie vom Himmel gesandt. Er war immer schon in Musik verliebt. Seit er 12 war, hatte er eine riesige Plattensammlung aufgebaut – die Beatles, Stones, Pink Floyd, Black Sabbath, Buffalo Springfield, Cream. Als Jimi Hendrix starb, lag er einen Tag und eine Nacht regungslos auf seinem Bett, mit dem Gesicht zur Wand. Immer konnte man ihn in seinem Zimmer finden, den Kopf manisch zu einer Napalmbombe aus Musik nickend, während er gierig seine NME-, Melody Maker- oder Sounds-Zeitschriften verschlang. In den frühen 70ern zog er sich gerne die pinke Jacke meiner Mutter an und schminkte sich für seine Streifzüge. Dann, an einem Sommerabend 1976, machte ich ein Bild von ihm in dieser bolanesken Aufmachung, stolz ein Iggy-Pop-Album haltend. Zwei Tage später hatte er seine hippiehaare abgeschnitten und sie schneeweiß gefärbt. Meine Mutter schrie.
So wurde das vertraute, geliebte Gesicht meines Bruders zum Gesicht der New Wave, und die Bühne war bereitet. Zusammen mit seiner damaligen Freundin, der Punk-Queen Shanne Bradley (die mit Leuten wie Captain Sensible, Glen Matlock und Johnny Rottens Crew herumtobte und eine frühe Befürworterin der Sex Pistols war, die sie buchte, um an ihrer Kunstschule zu spielen), gründete er 1977 die Nipple Erectors (später die Nips) und spielte ihr erstes Konzert im Roxy.
Über drei berauschende Jahre spuckten, spuckten und sangen sie eine eklektische Mischung aus Punk, 60s Garage und Pop. Insgesamt produzierten sie vier Singles, wobei die ersten drei das Rockabilly-Classic “King of the Bop”, die 60s Garage-Melodie “All the Time in the World” und die Pop-Hymne “Gabrielle” waren – alles auf Stan Brennans SOHO Records. Shane und Shanne waren die Stützpfeiler der Band und durchliefen eine beeindruckende Anzahl von Charakteren, darunter die Schlagzeuger Jon Moss (später Culture Club) und John Hasler (ehemals Madness). Als der große Fan Paul Weller ihre letzte Single “Happy Song” 1980 produzierte, hatte James Fearnley (der später Akkordeonist bei den Pogues wurde) als Gitarrist zur Besetzung gefunden. Als Vorgruppe für The Clash und The Jam spielten sie ihr letztes Konzert im Dezember 1980 als Support für The Jam im Music Machine und veröffentlichten ein Live-Album namens “Only the End of the Beginning” bei ihrer Auflösung.
Zu dieser Zeit arbeitete Shane im Rocks Off-Plattenladen von Stan Brennana, gleich um die Ecke der Oxford Street, und ernährte sich von einer Grunddiät aus Spiegelei-Sandwiches (reichlich Pfeffer) auf Vollkornbrot. Musisch rastlos schnüffelte er nach etwas Neuem und verspürte den Wunsch, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Sein Kumpel Spider spielte in “The Millwall Chainsaws”, und diese Gruppe, ergänzt durch den Freund Jem Finer (Banjo), sollte einige Mitglieder verlieren, einige dazugewinnen und sich in “The New Republicans” verwandeln, die sich wiederum in die fragile frühe Besetzung der Pogues, damals bekannt als Pogue Mahone, verwandelten.
Ihr erstes Konzert fand am 4. Oktober 1982 im Pindar of Wakefield statt, wo Shane Gläser sammelte und Bands buchte. Die frühen Proben waren chaotische Angelegenheiten in der Kings X-Wohnung ihres Freundes, einem Pionier in Schlangenhaut-Ohrringen, der seine Vorräte in Shanes Bad aufbewahrte. Erinnerungen an diese Zeit sind durch das Krachen, Klappern und Chaos dieser ersten Proben im winzigen, engen Hinterzimmer geprägt. Mit einem begeisterten Shane marschierten sie von Rocks Off Records die Straße hinauf zum Black Horse Pub, wo Treffen zur Strategie für die Weltherrschaft mit dem Band-Förderer Stan Brennan, Spider und der Crew zwangsläufig durch einen Ausbruch von gegensätzlichen Meinungen von Shane und Spider unterbrochen wurden.
Aus dem Bauch Londons stiegen die Pogues wie eine Flamme empor. Vom Beobachten der Band in gemütlichen Runden in illegalen Kneipen mit anderen “Punk-a-Billy”-Bands wie den Shillelagh Sisters und den Boothill Foot Tappers, bis hin zum hektischen Zeichnen von Pogue Mahone-Postern für überfüllte, verschwitzte, mittlerweile ikonische Veranstaltungsorte wie das Hope & Anchor in Islington und den Bull and Gate in Kentish Town, erlebte ich, wie immer größer werdende Menschenmengen sie aus der Anonymität hoben und sie auf ehrwürdige Bühnen wie das Dominion in Tottenham Court Road katapultierten, wo das ekstatische Publikum die Bühne stürmte. Diese treue Live-Fangemeinde und eine Supporttour mit The Clash 1984 brachten die Band in die Aufmerksamkeit von Stiff Records, und sie veröffentlichten im Oktober desselben Jahres ihr erstes Album “Red Roses For Me” (Produzent: Stan Brennan) als die Pogues.
Elvis Costello oder “Uncle Brian”, wie die Band scherzte, übernahm als nächster das Zepter, nahm sie mit auf Tour und produzierte ihr zweites, von der Kritik gefeiertes, kommerziell erfolgreiches und als revolutionär geltendes Album “Rum, Sodomy & the Lash”. Jetzt unter der Leitung von Frank Murray (ehemals Manager von Kirsty MacColl und Tourmanager von Thin Lizzy) arbeitete die Band aus ihrem Büro in Camden Town, Hill 16. Von dort aus verfasste ich ihr Fanzine “The Ordnahone Missala” und staunte über die Höhen, die mit der Veröffentlichung ihrer legendären Single “Fairytale of New York” 1987 erreicht wurden.
Die Samen von Fairytale wurden in der Bar des Blooms Hotel in Dublin gesät, irgendwann nachdem Elvis Costello Shane gewettet hatte, dass er keinen Weihnachtssong schreiben könne, und Shane widerstrebend eingestand, dass die Band anstelle von Spider zu töten, um Publicity zu bekommen, versuchen sollte, einen Weihnachtshit zu schreiben. Diese folgenschwere Entscheidung führte uns zwei Jahre später in ein frostiges Tipp, wo wir uns balancierend auf einem widerspenstigen, knisternden Transistorradio befanden und verzweifelt versuchten, die Chartplatzierung der resultierenden Songs zu hören. Die Band begab sich daraufhin auf eine anstrengende, einjährige Welttournee zu ihrem Album von 1988, “If I Should Fall From Grace With God”. Trotz des Erfolgs dieses Albums und der beiden folgenden Alben “Peace and Love” (1989) und “Hell’s Ditch” (1990), anhaltender ausverkaufter Touren und Lob von Presse und Fans gleichermaßen, war offensichtlich, welchen Tribut der hektische Lebensstil forderte. Im Jahr 1991 trennten sich Shane und die Band.
In seiner Solo-Phase im Jahr 1992 lieh Shane seine raue Stimme erstmals einer Zusammenarbeit und nahm mit Nick Cave Louis Armstrongs “Wonderful World” auf. Die EP enthielt schmerzlich sanfte und bewegende Interpretationen ihrer jeweiligen Songs, darunter “Lucy” und “Rainy Night in Soho”.
Im Jahr 1997 trat er neben Lou Reed und einer Reihe von Rock’n’Roll-Größen wie David Bowie, Elton John, Joan Armatrading und Bono in Reeds “Perfect Day” für Children in Need auf, ein UK-Nummer-1-Hit, der über eine Million Exemplare verkaufte. In seinem unverwechselbaren Stil war er Gast bei verschiedenen Projekten, von der Hauptstimme eines Tracks von Jesus & the Mary Chain’s “Stoned & Dethroned” bis zur Aufnahme von W.B. Yeats’ “An Irish Airman Foresees His Death” zu Ehren des Dichters. Gegen alle Widrigkeiten sang er auf einem Serge Gainsbourg Tribute-Album sogar auf Französisch, ließ seine gesprochene Stimme für das innovative Gerry Diver Speech Project musikalisch interpretieren und wurde ein ungewöhnlicher Befürworter für Nike, als der Sportriese seine Version von “My Way” für ihre Werbekampagne im Jahr 1996 verwendete.
Mit seiner neuen Band, The Popes, veröffentlichte er 1994 das Album “The Snake”. Das Werk beeindruckte die Kritiker nicht nur mit seiner Mischung aus “Kick Ass Rock n Roll” (NME) und kraftvollem Songwriting, das “mit einer neuen, intensiven Wut beeindruckt” (Q Magazine), sondern es hatte auch den Schauspieler-gewordenen-Gastgitarristen Johnny Depp auf “That Woman’s Got Me Drinking”. Johnny trat auch mit Shane in TOTP auf und führte Regie im Musikvideo, in dem er als verärgerter, betrunkener Liebhaber und Shane als missbilligender Barkeeper auftrat. Das Album enthielt auch Duette mit Sinead O’Connor in “Haunted” und Maire Brennan (Clannad) in “You’re The One”, die als Titelsong für den Film “Circle of Friends” von 1995 diente.
Das zweite Album der Popes, “Crock of Gold”, das 1997 veröffentlicht wurde (mit dem groben, brutal romantischen “Lonesome Highway”), sollte das letzte mit Shane als Kapitän sein. Nach 10 Jahren getrennter Wege schloss sich Shane im Jahr 2001 wieder seiner Band der Brüder, den Pogues, an, um eine Reihe von ausverkauften Touren und Festivals in Amerika, Japan, Australien und Europa zu starten, die bis heute anhalten.
Im September 2012 feierten die Pogues ihr 30-jähriges Jubiläum mit Konzerten, die von Universal im berühmten Pariser Olympia aufgezeichnet wurden. An zwei berauschenden Abenden bebte das Theater vor ekstatischen, stampfenden, singenden Fans, während die Band einen musikalischen Höhepunkt ablieferte. Sowohl das Publikum als auch die Band waren in Flammen. Ganz wie in den Anfangstagen.
Für mich, wenn ich die Band auf die Bühne treten sehe, wie eine Riege rächender Paten, so scharf und klassisch wie ihre eleganten, schwarzen Anzüge, bevor sie Seelen freisetzen, verlassen und fiebrig wie eine Horde wilder Katzen, kehrt mein Geist immer wieder zurück zu dem winzigen Unterschlupf in Kings X. Dort würde Shane sich mokant auf seiner dünnen Matratze auf dem Boden räkeln und ein solo, krankhaftes Champagnerglas mit gärendem Bier auf Spider erheben. Die beiden brachen oft in ein schlecht durchdachtes Spiel gälischen Fußballs ein, zerstörten die ohnehin geringe Würde des armseligen Kastens von einem Raum, bevor sie nach Münzen suchten, um sie in einem spätabendlichen, fettigen Café in St. Pancras auszugeben.
Mit einem Lächeln verabschiedet sich, Shanes Bruder Siobhan MacGowan. Er wird heute sehr traurig sein. Wir bedanken uns für die Inspiration zu diesem Text.
www.siobhanmacgowan.com
Foto: Paul Ronan