Nur wenige schaffen es, bereits zu Lebzeiten zur Legende erklärt zu werden. Udo Lindenberg hat das bereits vor langer Zeit geschafft und legt doch in den vergangenen Jahren immer wieder nach. Heute feiert er seinen 77. Geburtstag.
Happy Birthday, Udo Lindenberg
Seit 16 Wochen steht Udo Lindenberg mit Apache 207 an der Spitze der Deutschen Charts. “Komet” gehört schon heute zu den erfolgreichsten Songs aller Zeiten und niemand weiß, wann das Ende dieses Songs kommen wird.
2021 hat er das Album “Udopium” veröffentlicht mit 75 Songs zum 75. Geburtstag. Neben Klassikern sind auch vier neue Songs auf diesem Album zu finden. Neben “Mittendrin”, das als erste Single veröffentlicht wurde, sind es “Kompass” und die coole Lebensbeichte “Wieder genauso”. Mit letzt genannten Song stand er Monate lang in den “Hits der Woche”, der SCHmusa-Hitparade. Und das zu Recht – wieder ein großer Song vom großen und artigen Udo.
Bei Udo steht es – wie gesagt – außer Frage, dass er längst eine Legende ist. Besonderes Kennzeichen: “Ich mach mein Ding”.
Geboren und aufgewachsen ist Udo Lindenberg in Gronau in Westfalen. Nach der Bundeswehr zog es den Schlagzeuger nach Hamburg. Dort wollte er sich den Weg für eine Karriere als Stewart auf einem der großen Pötte ebnen. Kreuzfahrtschiffe faszinierten den ehemaligen Musikstudenten seit seiner Kindheit. Zunächst aber heuerte er 1968 als Schlagzeuger bei den City Preachers an.
Als ausgezeichneter Schlagzeuger lernte er in seinen Anfangsjahren in Hamburg zahlreiche Musiker kennen. Unter ihnen befand sich auch Peter Herbolzheimer, mit ihm gründete er 1969 die Band Free Orbit. Erstmals konnte er sich in der Band auch als Songschreiber beweisen. Zu den Songs, an denen er mitgewirkt hat, zählt “Amsterdam”. Wenn auch ungewohnt – weil englisch gesungen – ist seine markante Stimme gut zu erkennen.
So bekam er auch schnell einen Plattenvertrag als Solo-Sänger . Das Debüt-Album “Lindenberg” aus dem Jahr 1971 blieb eher etwas für Sammler, denn es war ein englischsprachiges Rockalbum, das wenig Beachtung erhielt. Noch im selben Jahr ermöglichte ihm seine Hamburger Plattenfirma seine Idee, ein deutschsprachiges Album zu produzieren. Es passte nicht so recht in die damals typische und angesagte Liedermacher-Szene, es war eher typisch Udo.
Songs wie “Daumen im Wind” und ganz besonders “Hoch im Norden” zeigten auf, wohin Udos musikalische Reise hingehen würde. In Norddeutschland wurde das Album bereits ein Hit und die stetig wachsende Fangemeinde wartete auf den zweiten Streich.
Das zweite Album mit deutschen Texten hatte als Titelsong die Hymne der Hamburger Szene “Alles klar auf der Andrea Doria” zu bieten. Hamburg war auf dem besten Weg, der Mittelpunkt der deutschen Musikszene zu werden.
Auf diesem Album befand sich ein Song, der für viele einer der besten deutschen Popsongs aller Zeiten ist. Mittlerweile kennen “Cello” nicht nur die Fans der ersten Stunde. Außerdem zeigte Udo mit dem Song “Wir wollten doch einfach nur zusammen sein”, dass er auf seine Art auch in der Lage war, politische Statements abzugeben. Die Geschichte vom Mädchen aus Ostberlin wurde besonders in Grenznähe zum Geheimtipp.
1974 veröffentlichte Udo Lindenberg das dritte deutschsprachige Album “Ball Pompös”. Der Panikrocker zeigte eine weitere Seite von sich, der er seither treu geblieben ist. Er nahm mit “Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt” einen Klassiker auf das Album. Die meisten kannten das Lied nur aus dem “Wunschkonzert”, das Großmutter und Großvater täglich gehört haben. Dort sang Marlene Dietrich den Titel. Wie cool klang dieser Song von Udo, der längst vom norddeutschen Geheimtipp zu Deutschlands Rockstar Nummer 1 aufgestiegen war.
Diesen Sound der 30er Jahre nahm Udo Lindenberg auch mit in seine eigenen Kompositionen. “Rudi Ratlos” wurde zum Kulthit vom “Ball Pompös”-Album.
Die Alben von Udo waren abwechslungsreich und voller Erlebnisse, die Konzerte wurden zu einer einzigen “Honky Tonky Show”.
Von 1972 bis 2002 schaffte der Hamburger aus Westfalen es (fast), jährlich ein neues Album zu veröffentlichen. Alle Alben durchzugehen werden wir nicht schaffen, aber an einige weitere Höhepunkte möchten wir heute schon erinnern. Auf dem 1976er Album “Galaxo Gang” war wieder eine Kult-Figur zu finden, denen Udo regelmäßig das Leben schenkt: “Bodo Ballermann”.
Kein großer Hit, aber eine coole Geschichte… “Meine erste Liebe”.
Zu diesem Zeitpunkt wurden die meisten Menschen in Hamburg wieder HSV-Fans. Auch Udo war – wie man gerade hörte – Fan des Clubs. 1978 verpasste der Panik-Meister dem Stones-Song “Sympathie For The Devil” einen deutschen Text, der sich nicht vor dem Original verstecken braucht.
Auf dem Album “Rock-Revue” befand sich auch eine geniale Version des Beatles Songs “Penny Lane”. “Reeperbahn” war Udo Lindenberg ein echtes Bedürfnis.
Zwischenzeitlich hat der Kiez wieder an Qualität gewonnen. Dazu beigetragen hat ganz sicher auch “Panik City Hamburg”, das Udo Lindenberg Museum.
Bevor wir unsere Zeitreise beenden, haben wir hier doch auch einen guten Platz für seinen aktuellen Hit “Mittendrin”.
Nun geht es wieder zurück in die 70er: Die “Rock-Revue” begeisterte nicht nur die Udo-Fans, sondern ein sehr breites Publikum. So wurde mit “Der Detektiv” 1979 eine zweite Revue nachgelegt, auf der auch “Candle In The Wind” zu finden war. Seine Hommage an Elton John und vor allem Marilyn Monroe.
1981 tauchte Udo Lindenberg zum ersten Mal in der Offiziellen Deutschen Single-Hitparade auf. “Wozu sind Kriege da” ist zeitlos wahr.
Genial war Udos Beitrag zur NDW-Zeit. Er machte aus Glenn Millers “Chattanooga Choo Choo” den “Sonderzug nach Pankow”. Ein Riesenhit 1983. Natürlich war der Erfolgstitel auch in der DDR eine Sensation. Unvergessen bleiben seine Annäherungen an Erich Honecker.
Mit “Horizont” wagte sich Udo Lindenberg sogar in die ZDF-Hitparade, die er zu Dieter Thomas Heck-Zeiten noch gemieden hatte.
Zu seinen witzigsten Songs der 80er Jahre zählte “Die Klavierlehrerin”.
Mit “Airport” zeigte er eine andere Seite. Er bewegte mit dieser Ballade.
Bei einem Fernsehauftritt begeisterte er mit seiner Hommage an den anderen Udo, den er schätzte und verehrte. Seine Version von Udo Jürgens 60er Jahre Hit “Siebzehn Jahr, blondes Haar” hat wirklich Charme.
Mit Inga Humpe machte er sein Ding mit dem Hit “Ein Herz kann man nicht reparieren”.
Bei aller Beliebtheit hatte Udo doch einen Feind, dem er fast zu Opfer gefallen wäre. “Unterm Säufermond” ist eine geniale Version des Songs “Windmills Of Your Mind”.
Udo kam wieder und machte sein Ding. Den Menschen gefiel es. Sein Album “Stark wie Zwei” wurde zum ersten Nummer 1-Album für Udo. Der Titelsong erklärt vieles…
Anschließend gab es das erste MTV Unplugged mit dem Meister der Unterhaltung.
Das war so erfolgreich, dass es im vergangenen Jahr eine Zugabe gab, die ebenfalls zum Besten zählte, was deutsche Popmusik zu bieten hat.
Zusammen mit Andreas Bourani bereicherte er in diesem Frühjahr den ESC-Vorentscheid mit dem “Radio Song”.
Udo Lindenberg war immer gut auf der Bühne. Die vergangene Tournee war ein Spektakel, das seinesgleichen sucht.
Mit einem aktuellen Song aus “Udopium” haben wir begonnen, mit einem weiteren beenden wir unsere kleine Hommage an ein Großen. “Kompass” findet ihr ebenfalls unter den Neuvorstellungen der “Hits der Woche”. Gebt eure Stimme Udo und unterstützt damit die Idee, dass eine bunt gemischte Hitparade nicht nur aus Songs bestehen muss, die ein Haltbarkeitsdatum von vier Wochen haben.
Wir haben gerade entdeckt, dass der vierte neue Song, “Land in Sicht”, auch auf YouTube zu finden ist. Damit haben wir dann eine perfekte Zugabe und eine Neuvorstellung für die kommende Woche.
Udo Lindenberg bedeutet nicht nur Musik, sondern auch Multimedia. Seit März 2018 hat die Hamburger Reeperbahn mit “Panik City” eine neue Attraktion.
Mit dem Film “Lindenberg: Mach dein Ding!” bekamen wir einen Einblick in die Kindheit und Jugend sowie den Beginn der Karriere vom legendären Sänger, Komponisten, Texter, Maler, Künster… eben Udo.
Mit “Udopium”, dem genialen Best Of-Album des vielseitigen Künstlers, haben wir unsere Geburtstags-Party begonnen, mit “Udopium” lassen wir sie auch enden: Der “Oberpaniker” kommt mit seinem Orchester in die Städte, um mit seinen Fans zu feiern.
Keine Panik, unsere Lobhudelei kommt noch: Danke für deine Musik, Udo. Du bist ein Stück Musikgeschichte… bleib galaktisch.
Foto: Tine Acke
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