Juliane Werding ist oder muss man sagen war der einfach andere Schlagerstar. Vor fünfzehn Jahren hat sie eine Pause von der Musik eingelegt. Sie scheint das Leben auch ohne Fernsehauftritte, Konzertreisen und Schallplattenaufnahmen zu genießen. Heute feiert die in Essen geborene Sängerin ihren 68. Geburtstag.
Der andere Schlager-Star: Juliane Werding
Wir widmen der Sängerin ein Porträt, das euch hoffentlich schöne Erinnerungen durchleben lässt.
Der Durchbruch mit “Conny Kramer”
Mit ihrem ersten Hit “Am Tag als Conny Kramer starb” wurde sie über Nacht zum Star ihrer Generation. Die Geschichte dieses Liedes haben wir in einem Song des Tages festgehalten.
Übrigens war der Auftritt in der ZDF-Hitparade nicht der erste TV-Auftritt der damals 15-Jährigen. Bereits 1971 war sie im “Talentschuppen” zu Gast und sang ihre Interpretationvon “Schilf” nach einem schwedischen Volkslied.
Durch den Erfolg von “Conny Kramer” wurde der Teenager ein richtiger Star unter den Gleichaltrigen. So wie sie wollten viele sein. Ihr Debüt-Album “In tiefer Trauer” schaffte es in viele Jugendzimmer, die kurz zuvor noch Kinderzimmer gewesen waren. Neben für sie geschriebenen Popsongs und Balladen enthielt das Album auch eine deutsche Version von “Eve Of Destruction”, die bei ihr “Ein morscher Baum trägt keine guten Früchte” heißt.
Im selben Jahr wurde auch gleich die zweite Langspielplatte produziert und veröffentlicht. “Mein Name ist Juliane” hieß das Album. Der Titelsong beschrieb das Leben einer 16-Jährigen, die über Nacht berühmt wird.
Auf diesem Album erschien mit “Sag’ mir wo die Blumen sind” auch ein Stück, der den damaligen Teenagern begreiflich machte, dass sie nicht die erste Generation war, die tolle Lieder zu hören bekam. Diesen Song kannten alle nur von Marlene Dietrich, mit der nur wenige wirklich etwas anzufangen wussten. Ganz anders war es bei dem Titel “Wildes Wasser”. Diesen Song kannten alle von den Moody Blues als “Nights In White Satin”. In der ZDF-Hitparade konnte Juliane Werding allerdings nicht an den Erfolg von “Conny Kramer” anknüpfen. “Wildes Wasser” schaffte es nicht unter die ersten Fünf wie schon zuvor “Kinder des Regenbogens”, einer zwischengeschobenen Single der Sängerin.
Es war für die meisten ihrer Fans allerdings auch nicht sonderlich tragisch, dass Juliane aufgrund fehlender Stimmen nicht zu Dieter Thomas Heck wiederkommen durfte. Schließlich war das eine Schlagersendung. Zu dieser Zeit kam es unter Jugendlichen auf, dass der Schlager nicht mehr “in” ist und gute Künstler wie Reinhard Mey und die anderen aufkommenden Liedermacher dort nie auftreten würden. Juliane Werding allerdings fuhr stets gern nach Berlin. Auch im Jahr 1974 war sie mit “Wenn ich ein Adler wär” sowie “Morgens Fremde – mittags Freunde” dort willkommen. Doch auch diese Songs floppten.
Mit Gunter Gabriels Songs startet die zweite Erfolgsphase
So war sie glücklich, dass Gunter Gabriel 1975 einen Titel für sie geschrieben hatte, der etwas Besonderes war und sowohl ihr selbst als auch den typischen Schlagerfans gerecht wurde. Mit “Wenn du denkst, du denkst dann denkst du nur du denkst” landete sie erneut einen Hit in der ZDF-Hitparade und in den Charts. 1975, jetzt 19 Jahre alt, feierte die junge Frau aus Essen ihr erstes Comeback.
Die Masche kam an, also blieb man auf dem Kurs. Gunter Gabriel schrieb Juliane Werding als nächstes “Man muss das Leben eben nehmen wie das Leben eben ist”.
Natürlich gab es sofort wieder ein Album, das auch wieder Coverversionen enthielt, die ihre treuen Fans begeisterten. Sie sang u.a. eine deutsche Version des Rolling Stones-Hit “Angie”.
Auch das 1977er Album von Juliane Werding “Oh Mann, oh Mann…” hatte einen Klassiker mit deutschem Text zu bieten: “Hey Jude”.
Der Single-Hit dieses Albums war “Oh Mann, oh Mann, wo hat der Mann nur seine Augen”, ein typischer Gunter Gabriel-Song, der allerdings nicht an den Erfolg von “Wenn du denkst, du denkst…” anknüpfen konnte. Die folgenden beiden Alben aus den Jahren 1978 und 1980 blieben in den Läden liegen. Juliane Werding schien in Vergessenheit geraten zu sein. Doch plötzlich war sie wieder da. Ihre Version “Nacht voll Schatten” war eine Cover-Version von Mike Oldfields “Moonlight Shadow”. Der Song war einfach gelungen.
Eine junge Frau begeistert mit eigenen Songs
Das zweite Comeback machte aus dem ehemaligen Teenager eine junge Frau, die wie kaum eine Andere deutsche Popmusik singen konnte. Die nächsten Songs waren alle erfolgreich. Juliane Werding war wieder Stammgast in der ZDF-Hitparade. “Geh’ nicht in die Stadt” war ein perfekter Song, mit dem die Zusammenarbeit mit Harald Steinhauer begann.
“Sonne auf der Haut”, die deutsche Version von Nick Kershaws “Would’nt It Be Good”, durfte sie auch in der angesagten TV-Show “Formel 1” vorstellen.
“Drei Jahre lang”, der vierte Hit aus dem Erfolgsalbum “Ohne Angst”, zählte zu den Hits des Jahres 1985. Wie bereits “Geh’ nicht in die Stadt” schrieb Harald Steinhauer den Titel für die Sängerin, die alle immer noch liebten und schätzten.
Dauergast in den Album-Charts
Das nächste Album “Sehnsucht ist unheilbar” produzierte erneut Harald Steinhauer. Die Zusammenarbeit passte wie die berühmte Faust aufs Auge. Aus diesem Album stammen neben dem Titelsong auch “Stimmen im Wind” und “Das Würfelspiel”.
Da sich die ZDF-Hitparade zu dieser Zeit an den Verkaufszahlen orientierte war sie zu dieser Zeit stets zu Gast bei Dieter Thomas Hecks Nachfolger Victor Worms.
In den 80er Jahren zählte Juliane Werding zu den populärsten Interpreten deutscher Musik. “Vielleicht irgendwann” stammt aus dem Album “Jenseits der Nacht” aus dem Jahr 1987.
“Starke Gefühle” war der Hit auf dem 1988er Album “Tarot”.
Juliane Werding wurde immer mehr zur Album-Interpretin. Ihre Fans kauften sich gern ein ganzes Album ihrer Sängerin und wurden nicht von ihr enttäuscht. 1989 veröffentlichte sie ein “Große Erfolge “- Album, das den Namen “Stationen” trug”. Einen neuen Song hatte auch dieses Album zu bieten “Wie weit ist Eden”. Juliane Werding trug zu dieser Zeit kurze Haare.
Die 90er Jahre
1990 hieß es “Zeit für Engel”. Von diesem Album schaffte es “Der Himmel schweigt” in die Charts.
“Wie weit ist Eden” wollte Juliane Werding auf dem Album “Zeit nach Avalon zu geh’n” wissen. Auch “Rote Schuh” schaffte es als einer der wenigen deutschen Songs in die offiziellen deutschen Charts. Außerdem war sie mit diesem Lied auch beim dritten ZDF-Hitparaden-Gastgeber, Uwe Hübner, zu Gast.
Schlager waren Anfang der 90er Jahre nicht mehr so verpönt, wie noch in den 80er Jahren. Die ZDF-Hitparade war wieder im Sinne der Zuschauer. Das kam Juliane Werding gerade recht. Sie wurde wieder etwas kommerzieller und blieb Stammgast in Berlin. “Sie weiß was sie will” hieß der passende Titel aus dem gleichnamigen Album.
Auch mit “Geister über Afrika” besuchte Juliane Werding die “neue” ZDF-Hitparade.
Mit einem der großen Erfolge von Roy Orbison aus den 80er Jahren, “You Got It”, begann sie auch wieder Songs zu covern. “Du schaffst es” war ein großer Hit.
In dieser Zeit wagte sich die Sängerin, begleitet von zwei internationalen Stars – Victor Lazlo und Maggie Reilly – auf große Tournee. Gemeinsam nahmen die Drei den Hit “Engel wie du” auf.
Im Grunde war in den 90er Jahren “Alles Okay”, auch wenn der Song “Alles Okay” der letzte Hit war, mit dem sich die Sängerin in den offiziellen Verkaufscharts platzieren konnte.
Abschied von der Bühne
2000 verabschiedete sich die ZDF-Hitparade von den Bildschirmen. Juliane Werding blieb auch weiterhin der Musik treu. Mit “Daisy”, ihrer Version von “One To Make Her Happy” der Band Marque, zeigte sie, was sie kann. Beste deutschsprachige Popmusik!
Es ist eine kleine Ewigkeit her, dass Juliane Werding ihr bisher letztes musikalisches Lebenszeichen von sich gegeben hat. 2008 veröffentlichte sie das Album “Ruhe vor dem Sturm”. Als Single koppelte sie den Song “Haus überm Meer” aus, ein Titel der nicht an die großen Erfolge der Sängerin herankommt. Wahrscheinlich können auch nur eingefleischte Fans diesen Song auf Anhieb nennen.
Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass es Juliane Werding noch einmal in ein Studio zieht, um ein paar neue Lieder aufzunehmen. – Warum auch! Immerhin gibt es nach 15 Jahren ein aktuelles Album der Sängerin