Auf diesen Abend warteten Millionen Fernsehzuschauer am 17. Januar 1962. Der letzte Teil der sechsteiligen Serie “Das Halstuch” nach Francis Durbridge lief im Fernsehen. Zwei Tage vor der Ausstrahlung verdarb ein Skandal diesen Abend.
Skandal um “Das Halstuch”
Der Berliner Kabarettist Wolfgang Neuss verrät 1962 in einer Zeitungsannonce den Namen des Mörders im Francis Durbridge-Krimimehrteiler “Das Halstuch”, zwei Tage vor Ausstrahlung der sechsten und letzten Folge des Straßenfegers im Deutschen Fernsehen. Das Lüften des sorgsam gehüteten Geheimnisses sorgt für einen Skandal.
Auch, wenn die Luft ein wenig raus war, schaute sich zwei Tage später doch die große Fernsehgemeinde wieder den “Straßenfeger” an. Hinterher waren sich alle wieder einig. Es kommt bei einem Durbridge weniger darauf an wer der Mörder ist, sondern wie dem Mörder das Handwerk gelegt wird.
Die Bundesrepublik Deutschland befand sich im Januar 1962 regelrecht im Ausnahmezustand, die Frage nach der Identität des Halstuchmörders beschäftigte die ganze Nation. Theater, Kinos, Volkshochschulen und andere öffentlichen Einrichtungen blieben an den sechs Sendeabenden praktisch leer, auch Wahlkampfveranstaltungen der politischen Parteien fanden kein Interesse. Sogar die Nachtschichten in vielen Fabriken wurden heruntergefahren. Wer damals noch keinen Fernseher hatte, besuchte entsprechend ausgestattete Nachbarn, Freunde oder Verwandte oder suchte eine Kneipe mit Fernsehgerät auf. Die quasi menschenleeren Straßen prägten seit dem ersten Durbridge-Sechsteiler im Jahre 1959 den Begriff „Straßenfeger“ für eine besonders erfolgreiche Produktion.
Das Angebot der Serie an unvergessenen Schauspielern ist riesig. Zu sehen sind u.a. Heinz Drache, Horst Tappert, Hellmut Lange, Lilly Towska, Alf Marholm, Bum Krüger, Albert Lieven, Margot Trooger, Eckart Dux und Dieter Borsche.
Weniger skandalös ging es in der Deutschen Verkaufshitparade zu.
“Plus 5” Hits aus dem Januar 1962
“Darf ich bitten zum Tango um Mitternacht”, bat Gerhard Wendland im Winter 1962 und alle willigten ein. Nach seinem Hit “Tanze mit mir in den Morgen” tanzte man beim Tanz-Tee am Sonntag-Nachmittag genau so, wie in der Silvesternacht oder auf allen Bällen dieser Zeit. Gerhard Wendland zeigt wie es geht.
Was dem einen der Tango, ist dem anderen die Polka. Auch nach der “Sauerkraut Polka” von Gus Backus wurde ausgiebig getanzt oder sollte man sagen getobt. In jedem Falle sangen alle “Ich esse gerne Sauerkraut und tanze gerne Polka…”. In seiner Band erlebt ihr Udo Jürgens an der Trompete und Bill Ramsey am Bass.
Damals stand auf den Schallplatten noch, welchen Tanz man nach der gekauften Platte tanzen kann. Bei Peter Kraus und seinem “Schwarze Rose, Rosemarie” dürfte Langsamer Walzer gestanden haben.
Der Sirtaki war noch nicht erfunden. Wäre wohl auch ein wenig zu langsam gewesen. “Weiße Rosen aus Athen” heißt der Schlager von Nana Mouskouri, der sie in ganz Europa bekannt machte. Was würden die Tänzer unter euch nach diesem Hit tanzen?
Wir beenden unsere kleine Tanzstunde mit einem Cha Cha Cha (hoffentlich setzen wir uns da nicht in die Nesseln). Los Machucambos aus Paris landeten mit “Pepito” einen Welthit.
Mit welch einfachen Mitteln es vor 60 Jahren gelang, die Menschen zu fesseln, ist faszinierend. Wenn du Spaß an Erinnerungen aus dieser Zeit hast, dann findest du garantiert noch mehr auf SCHmusa. Viel Erfolg!
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