Ein Artikel von Helga Mühlberger
Austropop ist seit Ende der 1960er Jahre die geläufige Bezeichnung für Popmusik aus Österreich. Zu Beginn wurde insbesondere Popmusik mit Texten in österreichischem Dialekt als Austropop bezeichnet. Wenn man über den Austropop redet, fallen hauptsächlich Männernamen: Ob Falco oder Ambros, ob Fendrich oder Danzer, ob EAV oder STS, die österreichische Musikszene wird zunächst gern durch ihre männlichen Größen definiert.
Es gibt aber immer wieder Frauen die erfolgreich gegen diese
männliche Übermacht antreten. Eine von ihnen ist Stefanie Werger.
Seit Jahrzehnten ist sie die starke Frau des Austropop. Ihre Karriere
war lang: Mit 20 Jahren brach die gebürtige Steirerin ihr
Musikstudium ab, um alles auf eine Karte zu setzen. Mit verschiedenen
Bands tingelte sie durch Deutschland, die Schweiz.und Österreich.
Wobei sie sich stets gegen eine Männerdomäne zu behaupten hatte.
Statt auf großen Bühnen sang sie in umgebauten Kuhställen. Ihr
Traum, eigene Lieder publizieren zu dürfen, blieb damals jedoch
unerfüllt.
Als sie mit 30 Jahren nicht mehr an eine Musikkarriere
glaubte, begann sie wieder nach einem festen Wohnsitz zu suchen.
Schließlich wurde sie bei ihrem letzten Engagement entdeckt – und
sie nutzte die Chance. 1982 erschien Wergers Musikdebüt mit dem
selbstbewussten Titel: “Die Nächste bin i”.
Die facettenreiche, unverwechselbare Stimme der Künstlerin, wie auch die Inhalte ihrer Lieder ließen nicht nur Österreichs Medien aufhorchen, sondern auch ein großes Publikum.
Stefanie Werger sang stets was sie fühlte und viele fanden sich in ihren Liedern wieder. Vorwiegend Frauen fühlten sich durch Stefanie Wergers sensible und kritische Texte verstanden, und erkannten darin oft ihre eigenen Konflikte und Sehnsüchte. Mit „Flamenco Turistico“ gelang ihr auch ein Nummer-Eins-Hit, und „Stoak wie a Felsen“ wurde zu ihrer Hymne.
Wergers Lieder decken dabei eine große Bandbreite ab: „zerbrechlich und zart, wie auch brutal und ehrlich und hemmungslos. In ihren Liedern legt sie stets die gesamte Gefühlspalette ihrer Seelenwelt für ihr Publikum offen. “Sehnsucht nach Florenz” ist eines ihrer bekanntesten Lieder, das interessanterweise von vielen Fans als ihr bestes Lied empfunden wird, das in der Hitparade aber praktisch keine Rolle spielte.
“I wü di g´spian”, “Sehnsucht nach Florenz”, oder “Stoak, wie a Felsen” sind nur wenige Beispiele, die in Stefanie Wergers Konzerten eine fast andächtige Stille erzeugen, oder durch einen tosenden Massenchor bekräftigt werden, was auch gelungene Live-Alben eindrucksvoll belegen
Nun aber präsentiert die Künstlerin ihr letztes Album mit dem Titel: „Langsam wea i miad”. Sechs wunderbare neue Lieder mit Tiefgang darf man erwarten. Ihre Balladen erzeugen Gänsehaut, wenn Stefanie mit tiefer, rauchige Stimme singt, und spätestens bei ihrem Abschiedslied könnte man heulen.“…es is Zeit, dass ich geh…“ mag man nicht hören, auch wenn man versteht, dass die Siebzigjährige auf Grund ihrer schmerzhaften Rückenprobleme gehen muss.
Bevor sie geht verabschiedet sie sich im Herbst 2021 mit einer Abschiedstournee gebührend von ihrem treuen Publikum. Kreativ wird sie weiter bleiben. Seit 1992 ist die Sängerin auch als Buchautorin erfolgreich. Ihr Debüt “Am Anfang war die Liebe – Märchen und andere Wahrheiten” wurde ebenso zum Bestseller wie “Wer spricht hier von Diät?”, für das sie vom Österreichischen Buchhandel mit dem “Goldenen Buch” ausgezeichnet wurde.
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