Norman Smith war eine der prägenden, aber oft übersehenen Figuren der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts. Als Tontechniker und Produzent in den Abbey Road Studios hinterließ er einen bleibenden Eindruck in der Rock- und Popwelt, bevor er selbst als “Hurricane Smith” eine erfolgreiche Karriere als Sänger startete.
Terminkalender Hurricane Smith

20. Januar 1973, Hurricane Smith klettert mit seinem Hit “Oh Babe What Would You Say” in die Top 10 der Cash Box Charts.
22. Februar 1923, Norman Smith kommt in London, England, zur Welt.
3. März 1973, Hurricane Smith stellt seinen Hit “Oh Babe What Would You Say” im US-Fernsehen vor.
3. März 2008, Norman Smith stirbt im Alter von 85 Jahren.
30. März 1972, als dritte Single veröffentlicht Hurricane Smith “Oh Babe What Would You Say” in Europa.
14. Mai 1971, aus dem Produzenten wird ein erfolgreicher Sänger. Norman Smith veröffentlicht seine erste Single als Hurricane Smith mit “Don’t Let It Die”.
1. Juli 1972, “Oh Babe What Would You Say” steigt in die Niederländischen Charts ein.
27. Juli 1972, “Oh Babe What Would You Say” wird in den USA veröffentlicht.
18. August 1972, Als vierte Single kommt “Who Was It?”, komponiert von Gilbert O’Sullivan, in Europa auf den Markt.
2. Dezember 1972, Hurricane Smith steigt mit “Oh Babe What Would You Say” in die US-Charts ein.
Frühe Jahre und Einstieg in die Musik
Norman Smith wurde am 22. Februar 1923 in Edmonton, Middlesex, geboren. Während des Zweiten Weltkriegs diente er als Segelflugzeugpilot bei der Royal Air Force. Nach Kriegsende verfolgte er seine Leidenschaft für Musik und spielte Schlagzeug und Klavier in verschiedenen Jazz-Combos. Sein ursprünglicher Traum war es, als Jazz-Trompeter erfolgreich zu werden, doch dieser Wunsch blieb unerfüllt. Schließlich fand er Arbeit als Session-Pianist und Schlagzeuger, bevor er 1959 eine Anstellung als Toningenieur bei EMI in den legendären Abbey Road Studios bekam.
Der Mann hinter dem Sound der Beatles
Sein großer Durchbruch kam, als er als Toningenieur für die Beatles tätig wurde. Zwischen 1962 und 1965 betreute er fast 100 Songs der Band und war an legendären Alben wie “A Hard Day’s Night”, “Help!” und “Rubber Soul” beteiligt. Sein ruhiges und freundliches Wesen brachte ihm von John Lennon den Spitznamen “Normal” statt “Norman” ein, den auch die anderen Beatles übernahmen.
Norman Smiths als geschätzter Partner von Produzent George Martin hatte großen Einfluss auf die Beatles. Sein Einfluss war nicht nur technischer Natur – er brachte eigene musikalische Ideen ein und trug maßgeblich zur Klangästhetik der frühen Beatles-Aufnahmen bei. 1965 wurde er von EMI zum Produzenten befördert, was ihn zwar von seiner Rolle als Toningenieur bei den Beatles entfernte, ihm aber neue Möglichkeiten eröffnete.
Pink Floyd und der Weg zum Produzenten
Nach seinem Aufstieg zum Produzenten arbeitete er mit Pink Floyd zusammen und produzierte deren erste drei Alben: “The Piper at the Gates of Dawn” (1967), “A Saucerful of Secrets” (1968) und “Ummagumma” (1969). Besonders bei den frühen Aufnahmen von Pink Floyd zeigte er Gespür für experimentelle Klänge und half dabei, den psychedelischen Sound der Band zu formen. Ein legendärer Moment ereignete sich während der Aufnahme des Songs “Remember a Day”, als Drummer Nick Mason Probleme hatte, den richtigen Rhythmus zu finden – kurzerhand übernahm Norman Smith selbst das Schlagzeug.
Neben Pink Floyd produzierte er auch das Konzeptalbum “S.F. Sorrow” der Band The Pretty Things und frühe Aufnahmen von Barclay James Harvest. In John Lees’ Song “John Lennon’s Guitar” wird der vielseitige Musiker später sogar namentlich erwähnt.
Die späte Karriere als “Hurricane Smith”
Anfang der 1970er Jahre startete Norman Smith eine überraschende Karriere als Sänger – unter dem Künstlernamen “Hurricane Smith”. Sein erster Hit, “Don’t Let It Die” (1971), war ursprünglich als Demo für John Lennon gedacht. Doch als Produzent Mickie Most das Stück hörte, überzeugte er Smith, es selbst zu veröffentlichen. Der Song wurde ein großer Erfolg und erreichte Platz 2 der britischen Charts.
Der Erfolg der Nachfolge-Single “Write The Music, sing Your Song” hielt sich Grenzen. Der Song schaffte es nicht in die Britischen Charts.
Ein Jahr später gelang ihm mit “Oh Babe, What Would You Say” ein weltweiter Hit. In den USA erreichte das Lied Platz 1 der Cash Box-Charts und Platz 3 der Billboard Hot 100. In Großbritannien schaffte es der Song auf Platz 4. Der warme, nostalgische Sound und Normans oder besser Hurricane Smiths markante, fast sprechgesangartige Stimme machten ihn zu einer unerwarteten Pop-Sensation.
Auch die nächste Single “Who Was It?” wurde zum Hit.
Zu unserem Erstaunen gab es von diesem Song sogar eine deutsche Version: “Wer war es” war wahrscheinlich regional ein Erfolg. Beim NDR haben wir den Song wohl überhört.
Weitere Singles wie “My Mother Was Her Name”, “Beautiful Day, beautiful Night”, “Bye Bye” (leider gibt es keine Aufnahme auf youtube), und “To Make You My Baby” folgten, erreichten jedoch nicht den gleichen Erfolg. Dass seine Songs dennoch etwas Besonderes waren, das hört einfach selbst.
Trotz ausbleibender Chart-Hits blieb Hurricane Smith in den 1970ern als Musiker aktiv und unternahm mehrere Tourneen durch Nordengland. Sein letztes EMI-Album, “Razzmahtazz Shall Inherit The Earth”, erschien 1973.
Er nahm 1977 noch ein weiteres Album auf, das bei PYE erschien und den Titel “I’m Hurricane-Fly Me!”. Die Songs “Summertime Love”, “A Melody You Never Will Forget” und “Don’t Hide Your Heart Away” erschienen auch als Singles. Der Erfolg blieb allerdings aus.
Spätere Jahre und Vermächtnis
Norman Smith blieb auch nach seiner aktiven Karriere eine bekannte Figur in der Musikszene. Sein Instrumentalstück “Theme From an Unmade Silent Movie” , das auf dem ersten Album “Don’t Let It Die” zu finden ist, wurde als inoffizielle Hymne von Aston Villa F.C. bekannt und häufig in deren Stadion gespielt.
2004 veröffentlichte er ein neues Album mit Neuaufnahmen seiner größten Hits. Das Album trägt den Titel “From Me To You – With My Stories”. Auf diesem Album findet man nicht nur seine großen Hits, sondern auch eine Hommage an Sting mit seiner Version von “Englishman In New York”.
In den Liner Notes fanden sich Grußworte von Paul McCartney und Pink Floyd-Mitgliedern – ein Beweis für den nachhaltigen Einfluss, den Norman “Hurricane” Smith auf die Musikgeschichte hatte. Das Album endet mit dem Beatles-Song “From Me To You”.
2007 erschien seine Autobiografie “John Lennon Called Me Normal”, in der er Einblicke in seine Zeit mit den Beatles und Pink Floyd gab.
Am 3. März 2008 verstarb Norman Smith im Alter von 85 Jahren in East Sussex. Sein Erbe lebt in den unzähligen Aufnahmen weiter, die er als Ingenieur, Produzent und Künstler hinterließ.