Matthias Reim im Song des Tages 296

Wir reisen in eine verrückte Zeit, in den November 1989, mit

Matthias Reim und “Verdammt ich lieb’ dich”

25. November 1989, eine Plattenfirma lehnt “Verdammt ich lieb’ dich” ab

26. November 1957, der Geburtstag von Matthias Reim

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https://www.youtube.com/watch?v=x6q0ciiqyG0

Am 25. November 1989 bekam Matthias Reim die Absage von der Plattenfirma Electrola für seinen Titel „Verdammt, ich lieb’ dich“. Einen Tag vor seinem Geburtstag einen Traum platzen zu lassen war ganz gewiss nicht besonders überlegt von den Verantwortlichen Leuten derPlattenfirma. Aber ebenso unüberlegt war es wahrscheinlich, zu diesem Zeitpunkt einen Song abzuliefern, bei dem es um eine mögliche Trennung geht.

Seit 14 Tagen stand Deutschland Kopf: Die Grenzen waren offen und es wuchs mit brachialer Gewalt das zusammen, was viele Jahrzehnte getrennt war. Es wurde gefeiert, gefeiert und noch einmal gefeiert. In vielen Städten an den noch vorhandenen, aber nicht mehr wahrgenommenen Grenzen, war es ein Leben im Dauerstau. Gerade die Grenzstädte wurden zu Orten im Ausnahmezustand und alle Medien spielten mit.

Wer kam denn da auf die Idee, einen poppigen Song über eine Unsicherheit einer Beziehung herauszubringen. Zu diesem Zeitpunkt liebte und lebte man in Deutschland Songs wie „I’ve Been Lookin’ For Freedom“ oder „Winds Of Change“. Es herrschte Glückseligkeit pur. Von möglichen Trennungen wollte zu diesem Zeitpunkt niemand etwas wissen. Hätte man den Song zur Weihnachtszeit 1989 veröffentlicht, wäre er wahrscheinlich nicht der Hit geworden, der er wurde, sondern einfach gefloppt.

Das einen Tag nach der Absage das erfolgreichste Lebensjahr des zu diesem Zeitpunkt unbekannten Sängers Matthias Reim beginnen sollte, wissen wir heute. Grundsätzlich war der Musiker, der sich damit abgefunden hatte, dass er kein großer Sänger war und auch werden würde, mit seinem Leben sehr zufrieden. Er war junger Vater eines Sohnes und lebte mit seiner kleinen Familie in einem kleinen Ort in Niedersachsen. In der Rolle des Songwriters fühlte er sich wohl und es deutete vieles darauf hin, dass er mit seiner Musik die Familie auch ernähren könnte.

Vor allem war er sich sicher, dass er mit „Verdammt ich lieb’ dich“ einen wirklichen Hit in petto hatte. Doch was sollte er machen. Für die Interpreten, für die er zu dieser Zeit tätig war, war der Song einfach zu rockig. Im Grund fiel ihm auch kein Sänger ein, der diesen Song singen könnte, also reichte er „sein Lied“ als nächstes bei der Polydor ein. Irgend jemand musste doch erkennen, welches Potential in dem Titel steckte und vielleicht auch noch den passenden Künstler parat haben!?

Die Polydor war bereit, diesen Titel zu veröffentlichen. Voraussetzung war, dass Matthias Reim als ein „neues Gesicht“ diesen Popsong selbst aufnimmt. Was wenig später auch in Lohne bei Göttingen in die Tat umgesetzt wurde. Dort besaßen Matthias Reim und sein Manager Alfred Reimann die Firma R & R Audio mit eigenem Tonstudio. Als Produzenten konnten die beiden Bernd Dietrich gewinnen, der in der Nachbarschaft erfolgreich mit G.G. Anderson zahlreiche Produktionen veröffentlicht hatte. Um die Kosten im Griff zu behalten wurden die Chöre von Ehefrau Mago Reim und der befreundeten Sängerin Heike Neumeyer gesungen.

Am 2. April 1990 erscheint die Single „Verdammt ich lieb’ dich“ mit der Rückseite „Maskenball“ bei der Polydor. Alle Beteiligten setzten ihre Verbindungen zur Musikszene ein, um dem Song eine Plattform zu bieten. Irgendwie bekam so auch Wim Thoelke eine Promo-Single zugespielt. Der Gastgeber von „Der große Preis“ war angetan von dem, was er da zu hören bekam und sorgte nicht nur dafür, dass er in seiner Sendung auftreten konnte, sondern vermittelte den neuen Sänger auch an das Team von Dieter-Thomas Heck seiner „Deutschen Schlagerparade“. Hier traf „Verdammt ich lieb dich“ auf offene Ohren, denn der Moderator der Sendung, Jürgen Drews, kannte Matthias Reim und schätze den Song, den er hätte selbst singen sollen.

So war Matthias Reim in der 24. Ausgabe der „Deutschen Schlagerparade“, die in den Dritten Programmen zu sehen war, unter den Neuvorschlägen zu finden und kam in den folgenden Sendungen wieder. „Verdammt ich lieb’ dich“ entwickelte sich langsam zum Hit und kletterte von Woche zu Woche höher in den deutschen Charts.

Während man ein halbes Jahr nach Öffnung der deutsch-deutschen Grenzen sich an das Bild mit den vielen Trabbis gewöhnt hatte und sich in Anbetracht der überfüllten Städte auch nach der gewohnten Normalität sehnte, kam der blonde Typ gerade recht, denn er wurde zum ersten gesamtdeutschen Sänger, der in Ost und West mit Begeisterung gehört wurde.

Im Sommer 1990 war „Verdammt ich lieb dich“ dann der unangefochtene Sommerhit des Jahres. Auch die Langspielplatte „Reim“, die am 14. Juni 1990 veröffentlicht wurde, traf den Nerv dieser Zeit. Matthias Reim war der Sänger dieses besonderen Jahres und auch seine Nachfolgesingles standen ganz oben in den deutschen Charts.

Bei allem Erfolg, lief in Sachen Management einiges schief im Leben von Mattthias Reim. Auch in der Liebe passierte in der Folgezeit einiges, das sein beschauliches Leben, das er vor seinem Megahit geführt hatte, auf den Kopf stellte. Irgendwann musste er feststellen, dass er pleite war. Er war gezwungen, in die Privatinsolvenz zu gehen. In dieser Phase seines Lebens bewies der Sänger Stehvermögen. Unterstützt von einem neuen Manager feierte er ein großartiges Comeback und war sich auch nicht zu schade für einen Werbespot, in dem er sich mit einer Parodie seines Songs ordentlich auf die Schippe nahm: „Verdammt ich hab’ nix, ich miet’ bei Sixt!“

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https://www.youtube.com/watch?v=wr0f1TEDBRc

Heute hat er wieder Boden unter den Füßen und der Erfolg ist längst zurück im Hause Reim. Seine vergangenen Alben landeten auch wieder an der Spitze der deutschen Charts. Matthias Reim ist wieder einer der Großen in Sachen Pop-Schlager.

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