Ein Artikel von Helga Mühlberger
Einer meiner treuesten Leser – spätestens nach der dritten Aufforderung – ist mein Sohn und ich hoffe, er liest mehr als nur die Überschrift. Jetzt hat er mir sogar einen Vorschlag gemacht, über wen ich als nächstes berichten soll. Die Ermunterung, doch selber über diese Allroundtalent zu schreiben hat er dann aber ganz sicher nicht gelesen, sonst hätte er doch darauf reagiert. Oder? Alles muss man selber machen. Also, hier ist die Geschichte von Maria Bill und ihrem Gastspiel in der Austropop-Szene.
AUSTROPOP, CHANSONS ODER BALLADEN – MARIA BILL, DAS ALLROUNDTALENT
Die 1948 in der Schweiz geborenen Maria Bill zählt zu den bekanntesten Schauspielerinnen und Sängerinnen in Österreich. Nach Wien kam sie mit einem Umweg über Paris und Berlin. Schon 1982 wurde die junge Schauspielerin durch ihre Piaf Darstellung am Wiener Schauspielhaus bekannt.
Viele Menschen verbinden Maria Bill nur mit dieser einen Rollen. Mit Édith Piaf, die sie in einem Stück am Schauspielhaus verkörperte. Eine Plattenfirma wollte nach dem Theatererfolg mit ihr ein Album „Bill singt Piaf“ produzieren, aber das gefiel ihr damals nicht. Sie wollte ihre eigenen Lieder singen.
Die seit 1978 in Wien lebende Schauspielerin Maria Bill feierte in den 1980er-Jahren auch als Liedermacherin Erfolge; vor allem ihr 1983 erschienenes Debüt war erfolgreich. . „I mecht so gern landn – mecht in deiner Nähe bleiben“. Wer diesen Austropop-Hit im Ohr hat, denkt automatisch an die rauchige Stimme von Maria Bill.
Das I-mecht-landen-Gefühl kennen wir alle. Die Sehnsucht, einen Menschen zu gewinnen, der mit uns das Leben teilt. Mit ihren Wienerischen Liedern erzählt Maria Bill von Liebe und Verletzungen, von Sehnsucht und Scheitern, von Glücksgefühlen des Augenblicks und kleinen Alltäglichkeiten.
Mit Liedern wie„I mecht landn“ oder „Cafe de Flore“ hat sie sich in die Herzen ihres Publikums gesungen und ihr erstes Album vergoldet. Manche ihrer Lieder berühren, auch wenn sie keine große Rolle in den Charts gespielt haben. Themen wie Einsamkeit und Altwerden spart sie nicht aus, sie sind dein Teil des Lebens. In diesem Lied erzähle sie die Geschichte einer alten Frau, die ihr in Paris im Lichthof gegenüber wohnte und die sehr einsam zu sein schien.
Ihr selber war es egal, wie man ihre Lieder einstuft, dennoch war sie diejenige, die in der Austropop-Welle einen eigenen Weg einschlug und sich stärker am französischen Chanson als an der Disco orientierte.
Zu zwei großen Interpreten des Chansons hat Maria Bill eine emotionale Verbundenheit. Als eine der wenigen Frauen wagt sie sich an ein Urgestein des französischen Chansons. Brels Chansons wurden ihr während der Pariser Schauspielausbildung emotionelle Heimat. Ab 2000 widmete sie sich den Chansons von Jacques Brel und ging damit erfolgreich auf Tournee.
Ihre Karriere als Sängerin begann jedoch woanders: Am Wiener Schauspielhaus, mit “Piaf”, der dramatisierten Lebensgeschichte des “Spatzen von Paris” wird Jungschauspielerin Maria Bill über Nacht zum singenden Star und findet den Mut selbst zu komponieren. Edith Piaf, ist so etwas wie die große Schwester für Maria Bill und begleitete sie mit ihren Liedern in Konzertsäle und auf Theaterbühnen. Dennoch legt die Maria Wert auf eine hörbar eigene Interpretation der Lieder.
Maria Bill ist auch Spezialistin für Lieder von Kurt Weill und sie hat in vielen Stücken von Berthold Brecht gespielt. Für ihre „Jenny“ aus der „Dreigroschenoper“ wurde sie 2017 mit dem Nestroy Schauspielpreis für die beste Nebenrolle ausgezeichnet. Ihre Stimme hat sie auf der Vertonung des Kinderbuchklassikers „Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel“ von Mira Lobe auch einem nimmermüden Mädchen geliehen.
Foto: Gabriela Brandenstein
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