“Gib mir 5”: Das Tonbandgerät meines Vaters, Teil 2

Ein Artikel von Helga Mühlberger

Du würdest gern vorn anfangen und hast den ersten Teil noch nicht gelesen, dann bitte hier entlang.


Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, bei dem kleinen Mädchen, dass ehrfürchtig vor Papas Tonbandgerät gesessen ist und fröhlich mit geträllert hat. Nun haben es kleine Mädchen so an sich, dass sie größer – oder älter werden. Und eigensinniger. Zwar hing ich nach wie vor an der fiktiven Nabelschnur zur Musik meines Vaters, doch mit gespitzten Ohren hörte ich auch die Rhythmen die aus dem Zimmer meines älteren Bruders drangen. Zum Träumen und Mitsingen fand ich letzten Endes die deutschen Schlager doch besser.

Besonders geliebt habe ich die Bambis, eine Gruppe, die damals wohl gerade den Höhepunkt ihrer Karriere erlebten. Überraschenderweise erlaubte mein Vater mir sogar, ein Konzert im Nachbarort zu besuchen, obwohl er diesbezüglich sehr streng war. Sehr zum Leidwesen meines Bruders – denn er musste auf mich aufpassen und auch wieder heil nach Hause bringen.

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https://www.youtube.com/watch?v=NLW9SJfVQAQ


Manchmal kaufte ich mir von meinem mageren Taschengeld die Zeitschrift BRAVO. Vor allem wegen der Starschnitte. Ich schaffte es jedoch nur selten, alle Teile zu sammeln und so dekorierte ich mein Zimmer eben mit den Titelbildern. Da war auch Bernd Spier dabei, obwohl er mir eigentlich optisch so gar nicht gefiel. Aber seine Lieder – zum Dahinschmelzen.

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https://www.youtube.com/watch?v=Qzv_OEN5bwM


Fast überrascht es mich heute, dass auch Wanda Jackson auf Papas Tonbändern zu finden war. Damals haben aber viele Sänger deutsche Lieder aufgenommen und somit fand sie Aufnahme in sein Sammelsurium. Und vielleicht hat auch er sich manchmal nach Santo Domingo gesehnt.

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https://www.youtube.com/watch?v=Othn2uGwc8g


Mit den Träumen ist das so eine Sache. Meistens kommt es anders als man denkt. Auf dem Sofa lümmeln und Musik hören ist eben nicht das Leben. Doch wenn man jung ist hat man große Träume, auch ich. Der Schlager von Peggy March war wie für mich geschrieben, selbst wenn es noch ein wenig dauern sollte, bis ich 17 war. Was hat sich wohl mein Vater gedacht, wenn er hörte, wie ich lauthals mitsang?

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https://www.youtube.com/watch?v=L06GxkFsYY0


Und dann platzten die Beatles in mein Teenagerleben. Zuerst allerdings in Form einer Garagenband, die im örtlichen Sommerbad einen Auftritt hatte. Ich war hingerissen. Der Leadsänger flirtete mit mir – na gut – vielleicht schielte er auch ein wenig. Ein Auge hatte er aber schon auf mich geworfen. Vielleicht hat er auch die Bikinischönheit neben mir gemeint. Egal – das war eine ganz andere Musik als die auf Papas Tonbändern und ab sofort war ich Fan.

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https://www.youtube.com/watch?v=jenWdylTtzs


Ich gebe zu, die Beatles waren mit keinem einzigen Lied auf den Tonbändern meines Vaters vertreten. Warum ich sie trotzdem erwähne? Weil ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, dass mir auch Musik gefallen könnte, die meinem Vater nicht gefiel. Hilfreich war dabei die Tatsache, dass 1967 das Hitradio Ö3 auf Sendung ging. Die Ära des Tonbandes war damit aber nicht vorbei.

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