Am 16. Oktober 1923 kam Berthold Hinrich Kaempfert in Hamburg zur Welt, die er am 21. Juni 1980 auf Mallorca wieder verließ. Bert Kaempfert wurde nur 56 Jahre alt, hat aber in seinem kurzen Leben vieles bewegt.
Danke, Bert Kaempfert
Er schrieb Musikgeschichte als Orchesterchef, als Komponist, als Produzent und als Entdecker von Talenten. Er nannte seine Musik schlicht “Musik – die nicht stört”. Dabei war es doch wohl eher “Musik, die die Welt begeistert hat”.
1961 hatte Bert Kaempfert es geschafft, mit “Wonderland By Night” auf Platz 1 der US-Charts zu stehen.
Bert Kaempferts Karriere beginnt in den Clubs für britische Soldaten
Es war allerdings nicht sein erster Welthit. Gehen wir noch ein wenig weiter zurück:
Seit 15 Jahren herrschte Frieden in Deutschland. Bert Kaempfert befand sich nach dem Krieg in Gefangenschaft in Dänemark, wo er zuvor in einem Musikzug stationiert war. Bereits in der Gefangenschaft gründete er seine erste Big Band. Mit dieser Band, die sich den Namen Pik Ass gab, zog er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft nach Norddeutschland, um dort in britischen Clubs zu musizieren.
Er erhielt einen Schallplattenvertrag bei der Polydor in Hamburg. Seine erste Aufnahme lieferte er allerdings beim “Billig-Label” (die Single-Schallplatten wurden günstiger angeboten) der Schallplattenfirma ab. Auf Heliodor nannte er sich Bob Parker und begleitete zum Beispiel Evi Kent bei ihrer Version von “Was kann schöner sein”.
Die Wegbegleiter und ersten internationalen Hits
Außerdem kümmerte er sich zunächst um die Schlagerstars Ivo Robic und Freddy Quinn. Für Ivo Robic produzierte er den von Peter Moesser geschriebenen Schlager “Morgen”, die erste Single des jugoslawischen Sängers, den es nach Deutschland gezogen hatte, um Musiklehrer zu werden.
Die Geschichte von “Morgen” ist unglaublich, aber wahr. Der Schlager wurde im Mai 1959 veröffentlicht und stand Monate lang in den deutschen Charts. Aber nicht nur das, der Schlager wurde auch in den Vereinigten Staaten veröffentlicht. Dort schaffte es Ivo Robic bis in die Top 20. Die Amerikaner liebten den Sound des Hits und wollten mehr davon. Bert Kaempfert konnte liefern. Noch 1959 war Bert Kaempfert mit seinem Orchester selbst zum ersten Mal in den US-Charts zu finden. Der Titel hieß “Cervesa” und begeisterte vor allem durch den Einsatz der Trompete von Billy Mo.
Als nächstes veröffentlichte Bert Kaempfert seinen Hit “Wunderland bei Nacht” als “Wonderland By Night” in den Vereinigten Staaten, den in Deutschland niemand veröffentlichen wollte. Damit wären wir dann auch gleich wieder am Anfang des Artikels. Gehen wir also noch einmal zurück in das Jahr 1959. Bert Kaempfert erhielt den Auftrag der Polydor, Freddy Quinns nächsten Hit “Die Gitarre und das Meer” zu produzieren.
Es entstand eine wirkliche Männerfreundschaft, die zahlreiche Hits hervorbrachte. Besonders leidenschaftlich erzählte mir Freddy in einem Interview von seinem Freund Fips, wie er und auch andere Freunde den Produzenten nannten. Dabei verriet er mir, dass Fips ihm den Song “Your Spanish Eyes” geschrieben hat und zeigte mir zum Beweis die Originalpartitur des Hits. Damit sollte Freddy Quinn die Möglichkeit geebnet werden, auch in den USA Karriere zu machen. Er nahm den Song auch in den Staaten auf, aus “Your Spanish Eyes” wurde “Blue Spanish Eyes” und er konnte seinen Song bei verschiedenen Radio-Stationen platzieren.
Die Evergreens von Bert Kaempfert
Freddy Quinn bekam nicht die Möglichkeit, intensiv in den Vereinigten Staaten zu arbeiten. “Spanish Eyes” wurde dennoch ein Hit. Zunächst war es wieder Ivo Robic, der die deutsche Version “Rot ist der Wein” sang, zum anderen fand der Sänger Al Martino Gefallen an “Spanish Eyes”. Es wurde sein größter Hit.
Weniger begeistert war Frank Sinatra, einen der Bert Kaempfert-Song zu singen. Gegen den Erfolg von “Strangers In The Night” konnte und wollte sich der Entertainer allerdings nicht wehren. Live sang er den Song allerdings erst zum Ende seiner Karriere.
Ein weiterer Weltstar war von der Musik des in Hamburg lebenden Musikers begeistert und bat um einen Song. Es war Nat King Cole, der
“L-O-V-E” in seiner letzten Aufnahme-Session am 4. Dezember 1964 einspielte.
Viele weitere internationale Stars wollten Songs von Komponist Bert Kaempfert und wurden in vielen Fällen nicht enttäuscht.
Bert Kaempfert und die Beatles
Kommen wir noch einmal auf das Jahr 1961 zurück. In diesem Jahr landete Bert Kaempfert nicht nur seinen einzigen eigenen Nummer 1-Hit in den Vereinigten Staaten, sondern schrieb gleich noch mehrere Kapitel Musikgeschichte. Zum einen gibt es da die Geschichte von den vier Jungs aus Liverpool, die er unter Vertrag nahm. Am 19. Juni 1961 schließt der Produzent einen Schallplattenvertrag mit John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Pete Best, dem damaligen Schlagzeuger der Beatles.
Zunächst agierten die vier Musiker, die sich zu dieser Zeit noch Beat Brothers nannten, als Begleitband für den amerikanischen Sänger Tony Sheridan bei seiner Version von “My Bonnie”.
Sofort erkannte Bert Kaempfert das Talent der Musiker, die das vergangene Jahrhundert musikalisch ähnlich beeinflussten wie es Frank Sinatra und Elvis Presley taten.
Bert Kaempfert stellte sich nicht in den Weg, als Brian Epstein ein Jahr später um Auflösung des Vertrags mit den Beatles bat. Wie sehr er die vier Liverpooler Musiker schätzte zeigt, dass er selbst auch Songs der Band aufnahm. “Something” stammt aus der Feder von George Harrison. Zum Beatles-Song findet ihr auch eine Song-Geschichte auf SCHmusa.
Ein Hit für Elvis Presley
Mit Elvis Presley verbindet Bert Kaempfert vor allem, dass der King Of Rock’n’Roll Kaempferts Idee von einer Neuaufnahme des Volkslieds “Muss i denn zum Städele hinaus” umsetzte. So ist er als einer der Autoren von “Wooden Heart” auf den Tonträgern genannt. Der Song wurde 1961 einer der größten Hits von Elvis Presley in Deutschland.
Danke Schön!
Sein letztes Konzert gab Bert Kaempfert am 16. Juni 1980 in der ausverkauften Royal Albert Hall in London. Fünf Tage später, am 21. Juni 1980, starb er in Cala Blava auf Mallorca an den Folgen eines Schlaganfalls.
Bert Kaempferts Musik bleibt auch über seinen Tod hinaus aktuell. “L-O-V-E” haben wir schon von Nat King Cole gehört. Vor ein paar Jahren haben sich die Cowboys von BossHoss dieses Songs angenommen und ihn zusammen mit Nena für den Film “Rubbeldiekatz” neu aufgenommen.
2022 hat Peter Kraus diesen Song auch noch einmal auf Deutsch aufgenommen. Bei ihm heißt er natürlich “L-I-E-B-E”.
Nun haben wir sehr viel über den Komponisten und Produzenten Bert Kaempfert erfahren. Als Zugabe wollen wir noch ein Medley mit Hits des Orchesters Bert Kaempfert anbieten.
Was passt besser als dieser Song zum Ausklang unseres kleinen Porträts?
Lieber Bert Kaempfert, Sie werden durch Ihre Musik uns alle überleben. “Danke schön”!