City im Song des Tag 204

Die Geschichte von einem der großen Hits der DDR

City – “Am Fenster”

21. Juli 1977, “Am Fenster” wird zum ersten Mal in der “Beatkiste” gespielt.
4. August 1977, Geschafft! „Am Fenster“ steht 1977 auf Platz 1 der “Beatkiste”, der wichtigsten DDR-Hitparade.
3. Oktober 1949, Sänger Toni Krahl kommt in Berlin zur Welt.

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https://www.youtube.com/watch?v=2vzafGHkdmM

Fritz Puppel war Musikdozent an der Musikschule Friedrichshain in Ost-Berlin. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Klaus Selmke gründete er 1972 die City Band Berlin. In den Anfangsjahren wechselten regelmäßig die Mitglieder. Aber mit jedem Wechsel gelang es den beiden Gründern der Band, ein Stück professioneller zu werden. Das geschah mit dem neuen Bassisten Georgi Gogow, der auch Violine spielen konnte und damit der Band ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Als 1975 Toni Krahl als neuer Sänger anheuerte, war City perfekt, um das Angebot anzunehmen, eine Schallplatte aufnehmen zu dürfen. Weitere Musiker kamen und gingen wieder, nur Manfred Hennig blieb. In dieser Besetzung ist City bis heute zusammen und immer wieder live zu erleben.

Wie bereits erwähnt, beherrscht der Bassist Georgi Gogow, der 1974 zur Band kam, auch das Spiel der Geige und der Violine. Sein Onkel spendierte dem Neuen in der Band seine alte Geige, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich kreativ zu entwickeln. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger versuchte er das Streichinstrument in der Rockmusik etablieren. Sie hielten sich dabei lange Zeit mit der Folklore Bulgariens auf und nahmen auch von anderen Stilrichtungen das eine oder andere mit, um einen eigenen City-Sound zu entwickeln. Mit dem Ergebnis waren die beiden und auch der Rest der Truppe zufrieden.

Die perfekte Idee brachte der damalige Sänger Emil Bogdanow in Form eines Buches ein. Er beschäftigte sich mit einem Gedichtband der Leipziger Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß, um sich für Texte zur eigenen Musik zu inspirieren. Eines der Gedichte, das ihm besonders gefiel, trug den Namen „Am Fenster“. Das Gedicht gefiel allen Bandmitgliedern und sie komponierten eine passende Melodie zu Gedicht. Das Arrangement des Titels übernahm der Geiger und Bassist. Als sie den Song das erste Mal bei einem Auftritt spielten, wurde den Musikern bewusst, dass sie etwas Besonderes geschaffen haben. Natürlich stellten sie den Song auch der Plattenfirma vor, doch die hielt das Stück für wenig hitverdächtig und lehnten eine Aufnahme als Single ab.

Emil Bogdanow sollte zum Militär eingezogen werden, setzte sich ab und floh nach Schweden. Wie bereits erwähnt wurde er durch Toni Krahl ersetzt. Der neue Sänger musste für das gesamte Repertoire auf die Schnelle erlernen. Dazu kamen Probeaufnahmen von „Am Fenster“, das die Band an die Redaktionen der beiden populären Rundfunksendungen „Beatkiste“ und „Notenbude“ weiterleiten durften.

Bei dem kurzfristig eingeräumten Aufnahmetermin geriet Toni Krahl dann in die Bredouille, denn mitten bei der Aufnahme war die zweite Strophe plötzlich weg. Doch der neue Sänger war Profi genug und sang die erste Strophe einfach noch einmal. Diese Version erhielt dann „die Beatkiste“, die „Am Fenster“ am 21. Juli 1977 zum ersten Male einsetzten. Als ob die Halbe DDR auf diesen Augenblick gewartet hatte, dass endlich etwas Neues im Radio passierte, war die Resonanz auf diesen Einsatz überwältigend. Umgehend wurde die „fehlerhafte Version“ der Band als Single herausgebracht.

Ab sofort verbreitete sich Citys „Am Fenster“ in Windeseile, was für die damaligen Verhältnisse im Jahr 1977 in der Deutschen Demokratischen Republik ohne großen Medieneinsatz stattfand. Dafür fand kaum eine Feier ohne den neuen Hit aus der Hauptstadt statt. Immerhin reichten die Rundfunkeinsätze dafür aus, dass „Am Fenster“ auch in Westdeutschland wahrgenommen wurde. Die Plattenfirma Teldec wollte den Song herausbringen, was auch 1978 in die Tat umgesetzt wurde. Für eine Band, die im Westen tätig war, musste auch eine Langspielplatte herausgebracht werden. Auch da half der Westen in Person von Peter Schimmelpfennig, der als Verleger der City-Kompositionen tätig war. Er investierte 25.000 DM und stellte die Summe der Ostdeutschen Plattenfirma Amiga zur Verfügung.

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https://youtu.be/bQbfdoZ_Qe8

Eine Investition, die der Herr Schimmelpfennig bestimmt nicht bereut hat, denn City nahmen auf der A-Seite des Albums eine 17 Minuten und 40 Sekunden lange Aufnahme ihres Hits auf. Eine Aufnahme, die das Album ganz schnell vom Geheimtipp zum Hit werden ließ. City waren vor 40 Jahren in vielen Teilen der Bundesrepublik in aller Munde. „Am Fenster“ war ein Riesenhit in Szenekneipen und alternativen Tanztempeln.

Übrigens wurde „Am Fenster“ auch in Griechenland ein großer Erfolg. Ob es nun Gastarbeiter in Deutschland oder deutsche Touristen, die es nach Griechenland zog, waren, die dafür sorgten, dass der Song dort so erfolgreich wurde, weiß keiner genau. In jedem Falle war City erst die dritte ausländische Gruppe, die in Griechenland mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurden.

Unser heutiger Song des Tages ist also in jedem Falle etwas ganz Besonderes, denn auch heute noch entdecken Jugendliche den über 40 Jahre alten Song für sich und ihre Partys. „Am Fenster“ ist wirklich Kult!

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