Bruce Springsteen im Song des Tages 260

Die heutige Geschichte ist weniger die Geschichte des Songs, sondern eher eine Anekdote zu unserem heutigen Song des Tages

Bruce Springsteen mit Born In The USA

19. September 1944

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https://youtu.be/EPhWR4d3FJQ

Während seiner Wahlkampf-Tour durch die Vereinigten Staaten ließ sich der amtierende amerikanische Präsident Ronald Reagan, der von den Republikaner zur Wiederwahl ins Rennen geschickt wurde, von seinem Wahlkampfteam genau auf die einzelnen Bundesstaaten vorbereiten. Es ist wahrscheinlich auch ein wenig viel verlangt von einem möglichen Präsidenten, sich persönlich derart detailliert vorzubereiten. Die Vereinigten Staaten bestehen aus 50 unterschiedlichen Staaten. Es ist also noch um einiges schwieriger als in Europa, denn die Bundsstaaten sind von der Größe her vergleichbar mit den Staaten in Europa.

Für seinen Auftritt am 19. September 1984, also genau heute vor 34 Jahren, in Hammonton in New Jersey bot ihm der zu dieser Zeit (und wahrscheinlich heute noch) angesagteste Rockstar im Bundesstaat New Jersey eine Steilvorlage: „Born In The USA“ von Bruce Springsteen war überall in aller Munde. Dieser Song ist die Hymne der junge Generation in seiner Heimat sein, wurde dem Präsidenten übermittelt. Allein dieses patriotische Albumcover versprach ein leichtes Spiel für den Redner hier in New Jersey, der Heimat von Bruce Springsteen.

Wahrscheinlich war es auch genau das, was die meisten über diesen Song glaubten. “Born In The USA” sprüht geradezu vor Energie. So hörten viele konservative Fans in den USA in diesem Song eine neue patriotische Hymne. Ganz bestimmt gehörte zu diesen Anhängern auch der populäre konservative Kolumnist George Will, der in den höchsten Tönen von „Born In The USA“ schwärmte und glühende Worte für die Melodie fand, die Ronald Reagan in seiner Rede in Hammonton unbesehen übernahm: „Amerikas Zukunft ruht in tausend Träumen in euren Herzen“, schwafelte der Präsident los, „diese Träume werden durch die Botschaft der Hoffnung in Liedern geboren. Es die Musik, die so viele junge Amerikaner bewundern und sie motiviert.  Bestes Beispiel ist einer von euch hier aus New Jersey: Bruce Springsteen mit seinem Song ‘Born In The USA’. Und um diese Träume wahr werden zu lassen, bin ich der richtige Mann für diesen Job.”

Gemeint war der Job im Weißen Haus, der Job des Präsidenten. Wenn man sich das Ergebnis dieser Präsidentschaftswahl anschaut, bei denen Ronald Reagan mit 58,8 % der abgegebenen Stimmen als strahlender Sieger hervor ging, dann hatte Präsident ganz sicher den Nerv seiner Mitbürger getroffen. Doch sowohl seine Wähler als auch der Präsident selbst scheinen nur den Refrain von „Born In The USA“ wahrgenommen zu haben. Kaum ein Song geht so hart mit seinem Heimatland um wie “Born In The USA”.

Da Bruce Springsteen in der Muttersprache des Präsidenten und seiner Anhänger spricht und singt, haben die meisten den Sinn dieses Liedes nicht verstanden. Den Sinn zu erkennen wäre auch zwingend damit verbunden, sich die Strophen anzuhören. In denen geht es nicht um das strahlende Amerika, auf das man stolz sein kann, dort geboren worden zu sein. In diesen Texten geht es auch nicht um mehr Achtung für Kriegsveteranen im Sinne von Präsident Reagan.

Der Song beschreibt Vietnam-Veteranen, die in ein Land zurückkehren, in dem Arbeiter und einfache Leute wie Kanonenfutter behandelt werden. Vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Abschwungs, der die Kluft zwischen den Besitzenden und denen, die nichts haben, immer weiter auseinander driften lässt. Wer sich „Born In The USA“ genau anhört, der wird begreifen, dass diese ernüchternden und erschütternden Verse in den Strophen den Refrain verspotten und die leeren Parolen in den Chören auf sehr feinsinnige Art und Weise entlarven.

 

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https://www.youtube.com/watch?v=d8TwMqpBeL4

 

Es gibt neben der uns allen bekannten Version unseres heutigen Songs des Tages auch eine Akustik-Version, in der der Refrain im Einklang mit den Versen ist. Hätte man Ronald Reagen, seinen Beratern und seinen Wählern evtl. diese Version einmal vorgespielt, wäre diese blamable Rede heute vor 44 Jahren nie gehalten worden.

 

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