Roy Bianco & die Abbrunzati Boys – Goodbye Arrivederci

„Der Phoenix unserer Sehnsucht, er hebt nicht mehr ab. Doch wir bleiben die Oasis des Italo-Schlagers.” Wer schafft es schon im Leben, wie es 1996 ein Noel Gallagher sang, nicht doch ab und zu in Wut zurück zu blicken? Wann fühlt sich ein Schlussstrich denn bitte so an, dass man die Größe hat, davon nicht gefrustet zu sein und die Höhe beweist, damit total vernünftig umzugehen? Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys sagen “Goodbye Arrivederci, denn unsere Zeit ist vorüber!” – was ein Schocker, welch ein faktenschaffender Satz von Endgültigkeiten. Um die Situation gleich zu entschärfen, es geht natürlich nicht um eine Auflösung der Kult-Gruppe, sondern um den Refrain einer neuen musikalischen Spielart des Italo-Schlagers, als Singleauskopplung des bald erscheinenden Albums.

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https://youtu.be/tWZOVEaliKc?si=1ppAYNhQPX_FVvz0

Mit “Goodbye, Arrivederci” schlüpft die Gruppe in die Schuhe der Britpop-Schule, die achtlos Anfang der 2000er vor der Tür stehen gelassen wurde und heute der Gangart und des Sounds des Italo-Schlagers einen coolen Klang- und Bedeutungsraum verleiht. Ein weiterer Baustein im Kaleidoskop des Kults um die Band Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys.

Die inhaltliche Wahl der Mittel ist mit dem Namen “Goodbye, Arrivederci” ja schon klar geworden. Es geht um eine gescheiterte Liebe, die sich nicht mehr mit Mitteln der ironischen Entfremdung humorvoll umdeuten lässt. Da steht nur noch “es ist vorbei und was ein Scheißdreck war das denn
eigentlich alles?”. Der unterliegende Ton ist damit wütend und enttäuscht, aber bisweilen auch klar und rational – eine Kakophonie aus Gefühlen und Verstand. Während das Lyrische Ich also von den letzten Momenten der Beziehung an einem Morgen von Trennung erzählt, ist es mittlerweile schon allein gelassen im Freizeitpark der großen Gefühle und erschöpft von unzähligen emotionalen Achterbahnfahrten des höchsten Glücks und der tiefsten Enttäuschung.

Nach all den neuen Chancen ist jetzt endlich Schluss. Basta, die Tür ist zu, keine Wunderwand in Sicht. Und jede:r weiß es ist besser so und ganz ohne dabei eine:n Schuldige:n zu suchen. Musikalisch bewegt sich die Nummer in eine bekannte und wohlig nostalgische Stimmung. Ein Schlagzeug, das Oasis’ “Supersonic” eine energiegeladene Würdigung ausspricht, gibt gemeinsam mit dem rollenden Bass ein unschlagbares Fundament. Dazu spielt die Gitarre mit einem naturverzerrten Verstärker die eindeutige Sprache eines Noel Gallaghers. Trompete und Synthesizer kommen als
Markenzeichen des Italo-Schlagers wie natürlich hinzu und öffnen die Tür für den Gesang, der in der betont lässig, unberührten Art eines Liam Gallaghers einen Ausdruck findet. Die meisterliche Vollendung der Komposition widmen sich dann noch eine Auswahl an Streichern des London Symphonic Orchestras, die natürlich für den Verve einer bittersüßen Symphonie nicht fehlen darf. Bei all den Referenzen zu Britpop, es ist doch immer noch ein Song von RB&DAB! Obschon sie sich,
und das muss man ihnen auch lassen, mit diesem Song endgültig zu den Oasis des Italo-Schlagers machen.

Im Video sieht man die Gruppe in verschiedensten Situationen von Sehgewohnheiten der britischen Legionen an Rockbands. Beatles-Zitat im Studio 2 der Abbey Road? Check! Die Hoxton Street aus dem One-Shot-Video mit Richard Ashcroft? Check! Oasis-Vibes auf einem Rooftop über den Dächer von London? Check! Möglicherweise hat sich hier der ein oder andere einen Traum erfüllt, um den großen Pop- und Rocklegenden einmal ganz nah zu sein. Aber noch viel wichtiger: Es passt einfach wieder einmal alles zusammen.

Alles in allem ist “Goodbye, Arrivederci” eine große und willkommene Überraschung für Fans und Kritiker:innen des Genres gleichermaßen. Musikalisch ein Spagat, der in der Wirklichkeit der 90er nie gelingen konnte. Es treffen sich Oasis, Blur und The Verve als die Unvereinbaren, in einer Mitte aus Italo-Schlager und in den Personen Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys. Dazu die Message, dass man nicht nur hin und wieder ein schlimmes Ende bekommt, sondern es manchmal auch einfach braucht.
Die kommende Promophase zum Album Kult könnte mit dieser Single kaum spannender eröffnet werden.

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