Mehr als ein Jahrzehnt blickten wir auf die britischen Charts, um zu sehen, was sich in den kommenden Wochen angesagt sein wird. Im April 1976 war es umgekehrt. Während sich die Diskotheken-Szene in den Vereinigten Staaten und auch in Deutschland längst etabliert hatte, fanden erst zu dieser Zeit ein paar Disco-Hits Einzug in die Charts. Da waren natürlich die angesagten Disco-Hits aus den USA wie Barry White mit “You See The Trouble With Me”.
“Sex Sells”, stimmte auch schon Mitte der 70er Jahre. Die US-amerikanische Porno-Darstellerin Andrea True landete einen der großen Hits dieser Zeit in den Vereinigten Staaten. Auf dem Plattencover nannte sich das Projekt Andrea Ture Connection. Es war auf dem Weg nach vorn in die Charts mit dem Hit “More More More”.
Der erfolgreichste Tanzhit kam allerdings aus Deutschland. Silver Convention, das aktuelle Projekt von Ralph Siegel, landete nach “Fly Robin Fly” mit “Get Up And Boogie” den nächsten Top 10-Hit. Ralph Siegel gelang es mit Schlagersternchen Ramona Wulff, der der bis dahin ebenfalls überwiegend im Schlager agierenden Gertrude Wirschinger, die sich den Namen Penny McLean gab und der Les-Humphries-erfahrenen Linda G. Thompson, eine ausgesprochen attraktive Truppe zusammenzustellen. Silver Convention füllten mit ihren Beats weltweit die Tanzflächen der Diskotheken. An dieser Gruppe kamen auch die Briten nicht vorbei.
“Plus 5” Hits aus den britischen Charts im April 1976
Ansonsten hatten die Briten in diesem Monat zwei Dinge, die sie wesentlich mehr beschäftigten. Da war zum einen der Siegertitel beim Grand Prix. Dort siegte der britische Beitrag. Brotherhood Of Man waren mit “Save Your Kisses For Me” die absolute Nummer 1 des Monats.
Das zweite Thema waren die Neuveröffentlichungen der Beatles-Singles durch die eigene Plattenfirma Apple. Ende April standen mit “Hey Jude”, “Yesterday”, “Get Back”, “Paperback Writer” und “Help” gleich fünf einstige Hits in den Top 50. Für viele Teenager war es die erste intensive Berührung mit der Musik ihrer Eltern. Sie waren verliebt in diese Melodien und hörten traut vereint mit den Eltern die Alben, die sie alle im Schrank hatten.
Außerdem gab es in Großbritannien nach wie vor immer neue Künstler und Bands, die einfach sensationelle Popmusik produzierten. Ein gutes Beispiel dafür waren Southerland Brothers & Quiver. Zeitlos schön und immer wieder wert gespielt zu werden, ist ihr Song “Arms Of Mary”.
In dieser Zeit machte auch ein gewisser John Miles auf sich aufmerksam. Er stand mit seinem Song “Music” in den Top 10. Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich dieser Song zum Klassiker. Der Komponist und Interpret fand mit seinem Wissen über Musik bei den “Nights Of The Proms” ein Zuhause.
Very british und dabei sich in ganz Europa zu etablieren, waren Sailor. “Girls Girls Girls” sollte einer der Hits des Sommers werden.
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