Meredi: Klaviermusik zum loslassen

Während der Arbeit in der Redaktion bleibt selten Zeit, sich neue Songs bewusst und entspannt anzuhören. Auch gerade war im Grunde keine Zeit, dieses Klavierstück anzuhören. Gut, dass ich es dennoch getan habe. Ich habe es gerade zum dritten Male nacheinander gehört und konnte die Arbeit, Arbeit sein lassen. Ein schönes Gefühl. Danke, Meredi…

Meredi: Annual Rings

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https://www.youtube.com/watch?v=LmirFrLpK4w&feature=youtu.be

Meredi: „Das Klavier war immer meine einsame Insel oder mein Rückzugsort.“

Meredi wusste schon von klein auf, dass sie komponieren möchte. Dabei waren es weder glitzernde Bühnen noch die zuweilen hedonistischen Lebensstile der Stars, die die gebürtige Berlinerin reizten. Nein, sich mit Hilfe ihrer Musik auszudrücken, ist ihr ein pures Bedürfnis. Die 27jährige komponiert, weil sie schlicht nicht anders kann.

Dabei stehen die Zeichen der Zeit nicht gerade optimal für Komponistinnen, Meredi ist bewusst, dass zum Talent auch eine große Portion Behauptungswillen hinzukommen muss, um gesehen und gehört zu werden. Doch für Meredi gibt es keine Alternative und so muss sie sich auch nicht lange den Kopf zerbrechen, sondern kann und will lieber: machen! Die Melodien in ihrem Kopf sollen in die Welt. Nein, sie müssen es förmlich, denn genau hier liegt der Knackpunkt: das Freilassen-Müssen ist ein Teil von ihr, wie sie erzählt: „Ich war ungefähr neun, als ich herausfand, dass meine Freunde nicht die Erfahrung kannten, Musik in ihren Köpfen zu spielen, diese Art von Trance-artigen Momenten.“ Diese Momente haben nun das Debütalbum „STARDUST“ geformt, eine Zusammenstellung älterer und neuer Stücke, die ihren Anfang in einem alten Klavier im Hausflur nahmen: „Das Klavier war immer meine einsame Insel oder mein Rückzugsort.“ Diese Leidenschaft mündete später in einem Studium der Komposition und Musik. Unter anderem an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Nebenher entwickelte Meredi ihre technischen Fähigkeiten weiter. Die Emotionalität, die vom Musikmachen ausgeht, ließ sie auch während des Studiums nicht los und so wundert es nicht, dass der tranceartige Zustand nächtlicher Clubbesuche sie mehr faszinierten als perfekt ausgeleuchtete und eingerichtete Konzertsäle: „Die Partyszene in Berlin hat mich sehr fasziniert. Ich war in vielen Technoclubs und die Energie in diesen Clubs, diese Art von Sehnsucht, die das Publikum empfand, war für mich so überwältigend.“

Diese Sehnsucht und tiefe Berührung, die den nächtlichen Streifzügen durch die Hauptstadt innewohnten, hat Meredi nun auf ihrem Instrument in ihre Kompositionen verwebt. Und auch die repetitiven Klänge, die die elektronische Musik vorantreiben und einen Trancezustand überhaupt erst möglich machen, sind klar hörbar. So ist etwa der Track „Circles in the Sky“ entstanden, der damit spielt und die Muster der elektronischen Musik doch auch gleichzeitig wieder bricht.

Zudem zeichnen Sehnsucht und auch das Gefühl von Entfremdung ganz klar das Album. Jeder Track scheint mit einem nostalgischen Verlangen verbunden zu sein, etwas nicht vollkommen gefühlt oder gelebt zu haben. Meredi sagt, dass die Melodien in ihrem Kopf meist ihre volle Kraft entfalten, wenn sie dieses einzigartige Verlangen fühlt. „Es gibt diese besonderen Momente, Momente mit einer bestimmten Art von Energie, wie zum Beispiel, wenn man etwas sehr Schönes sieht und diese Sehnsucht fühlt, es zu nehmen, es zu haben oder es zu sein, also nicht davon getrennt zu sein.“

Und doch geht mit dieser Sehnsucht so oft auch das Bewusstsein einher, dass kein schöner Moment haltbar ist, dass es nur ein winziges, wenn auch perfektes Stück Glück ist, das wieder verschwindet, wenn sich die Erde weiterdreht. Fragilität, Sehnsucht nach Halt und vielleicht auch Beständigkeit schwingen auf „Stardust“ mit. Und damit ist das Album mehr als der emotionale Ausdruck einer besonderen Künstlerin, sondern auch ein Ausdruck der kollektiven Empfindungen der jungen Generation. Zwischen ihrer Umgebung, ihrer Vergangenheit und ihrer Generation ist eine Momentaufnahme der jungen Frau entstanden, die viel mehr spürt, als sie aufgrund ihres jungen Lebensalters vielleicht wissen kann. Sie bringt es mit einer feinfühligen Balance aus Sanftmut und Entschlossenheit zum Ausdruck und verdient es deshalb umso mehr, gehört zu werden – ganz ohne schreien zu müssen.

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