Legenden: Marianne Mendt

Ein Artikel von Helga Mühlberger

Marianne Mendt: Von der Buchhalterin zur Wegbereiterin des Austro-Pops

Der Hit “Wie a Glockn” läutete vor 50 Jahren die steile Karriere von Marianne Mendt ein. ein. Heute gilt sie als Mutter des Austropop und wird unter anderen für ihre TV-Rolle im “Kaisermühlen-Blues” gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch zum 76. Geburtstag, Marianne Mendt

Am 29. September 1945 stößt in Wien Marianne Krupicka ihren ersten Schrei als waschechte Österreicherin aus: Mutter Deutsche, Vater Wiener, und eine tschechische Großmutter. Das musikalische Genie ihres Großonkels schlägt sich schon im zarten Alter von 3 Jahren nieder, wo Marianne bei den diversen Heurigen einfach munter losträllerte. Bereits in frühester Jugend wusste Marianne Mendt, dass sie Sängerin werden wollte. Sie erhielt Klavier- und Gesangsunterricht am Konservatorium der Stadt Wien, absolvierte aber nebenbei die Handelsschule, um den Wunsch ihrer Eltern nach einem „anständigen Beruf“ zu erfüllen, den sie dann auch bei einem Waschmittelkonzern ausübte.Doch es war klar, dass sie ihrer Berufung, der Musik, folgen musste.

Schon mit 14 Jahren – parallel zur Handelsschule – nahm sie als Marianne Simon an einem Wettbewerb einer österreichischen Tageszeitung teil Als Gesamtsiegerin sollte sie einen Plattenvertrag in Hamburg antreten, was ihr aber ihre Eltern auf Grund ihrer Jugend vorerst noch nicht gestatteten. Gleichsam als „Trostpflaster“ erhielt Marianne einen dreijährigen Exklusivvertrag und neuerlich jede Menge Ausbildung. Hier wird auch ihr künftiger Künstlername MARIANNE MENDT kreiert. Und fortan tritt das Teenager-Sternchen täglich neben dem Besuch der Handelsschule mit zwei Gesangsnummern in der „Pawlatschen“ mit Toni Strobl und Co. auf- Bald schon wird sie „Itsie Bitsie“ gerufen, weil sie diesen „Bikini-Song“ oft genug geträllert hat.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=lcMa0aGMEOE


Und endlich war Marianne 18. Jetzt durfte sie auch vom Elternhaus aus ein Engagement annehmen. Dies begann mit einem 2-monatigen Gastspiel in der „Splendid-Bar“. Dann erschien der damals große Bill Grah in der Bar, der eine Sängerin für eine Schweden-Tournee suchte. Daraufhin kündigte Marianne ihre Stelle in der Buchhaltung und begann im Mai 1964 ihre Karriere.

Es folgten ein Sommer-Engagement und im Winter sang Marianne mit dem Richard-Österreicher-Quartett in der Eden-Bar in Wien. Im Frühjahr 1965 ging’s dann ab nach Pörtschach an den schönen Wörthersee, wo Marianne eine Band kennenlernen sollte, mit der sie quer durch halb Europa tourte. In dieser Zeit erlernte sie auch den Bass und erfreute damit ihre Zuhörer in Schweden, Deutschland und in den Ami-Clubs in Frankreich. Dieses Wanderleben dauerte bis 1969.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=powYiCg5xEI


Ende 1969 überwog dann die Sehnsucht nach Wien. Hier wohnte sie bei ihren Eltern und tingelte noch ein wenig durch die Lande. Diesmal allerdings schon als Solistin und Conférencier. Nachdem aber der Wunsch zu Sesshaftigkeit in Wien schon überwog, stellte sie sich im Jänner 1970 in der „Fledermaus“ bei Gerhard Bronner vor. Der engagierte sie als Barsängerin, wo sie fast ausschließlich amerikanische Standards und sehr viel Jazziges vorzutragen hatte.

Zu dieser Zeit hatte Gerhard Bronner eine Fernsehsendung, bei der auch die Idee entstand das Musical Hair auf Wienerisch zu interpretieren. Das Ganze war eine Art von Parodie, aber mit einer sehr originalen Instrumentierung. Und so kam es, dass Gerhard Bronner im März 1970 an Marianne Mendt herantrat, Also wurde Marianne zum Hippie und sang den „Wasserkopf“ (Aquarius).

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=5anXKKKsfCI


Der Erfolg war überwältigend und der Gedanke auf dieser wienerischen Linie weiterzumachen, war naheliegend. Es dauerte knapp ein Monat, die „Glock’n“ war geboren und die Lawine der Dialektsongs losgetreten.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=bIiqJCNs7jw


Die Anfangszeiten des damit geborenen Austropop waren allerdings nicht immer ganz einfach, wie Marianne Mendt erklärte: “In Wien wurde ich anfangs als ordinäre Dialektsängerin beschimpft.”

1971 vertrat sie Österreich beim Eurovision Song Contest in Dublin mit dem Lied „Musik“, erreichte aber nur den 16. und damit drittletzten Platz.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=AKzXt6841FU


Bald jagte ein Auftritt den anderen und der Ruhm ging weit über die Grenzen hinaus. Soweit, dass Ende 1972 Gene Reed, ein amerikanischer Choreograph, sich als ausgesprochener Marianne-Mendt-Fan deklarierte und sie für die deutsche Erstaufführung von „Funny Girl“nach Essen und Köln auf die Theaterbühne holte. Dies ist auch insofern bemerkenswert, als Marianne ihr schauspielerisches Debüt in einer Rolle feierte, die sie sich ehrlich auch gewünscht hatte. Wie sehr sie auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu bestehen wusste, zeigt sich am Besten darin, dass sie schon bald auch Rollen angeboten erhielt, in denen nicht ein Ton zu singen war

Von der Musical- verschlug es die Sängerin auf die Theaterbühne, die sie 1977 zum ersten Mal betrat. Nach etlichen Fernsehauftritten erhielt sie 1978 mit „Mendt & Band“ eine eigene ORF-Sendung.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=l0K96k_X6S4


1979 schlüpfte Marianne mit der Geburt ihrer Tochter n ihre ausgesprochene Lieblingsrolle als Mutter. Seither wählte sie ihre Engagements nur mehr nach dem Blickpunkt aus, ihrer Tochter eine gute Mutter sein zu können. Trotzdem konnte sie sich der Angebote kaum erwehren. Dazu kam noch, dass sie 1989 und 1990 einen Lehrauftrag am Reinhardt-Seminar hatte und das Pflichtfach „Musikalisches Rollenstudium“ unterrichtete.

Nachdem Marianne Mendt durch ihre vielen eigenen Shows und ihre unzähligen Gastauftritte ja schon nahezu Stammgast im Fernsehen war, folgte 1992 das Angebot die Rolle der „Gitti Schimek“ im „Kaisermühlen-Blues“ zu übernehmen. Hier ein Ausschnitt aus der Folge 32.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=WKQyu1peHUY


In den folgenden Jahrzehnten war Marianne Mendt mit etlichen Platten und CDs erfolgreich. Außerdem wirkte sie in zahlreichen Musical-, Theater- und Kabarettproduktionen sowie in TV-Filmen und Serien wie dem „Kaisermühlen-Blues“ mit.Bei der Romy-Gala 1994 erhielt sie die Auszeichnung zur „beliebtesten Schauspielerin“, 1995 wurde ihr der „Nestroy-Ring“ verliehen, 2005 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien sowie das große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=nG_szgvQCx0


In der Klassik hat das Musikland Österreich viel zu bieten. Das es jedoch auch über eine bemerkenswerte Jazzszene verfügt, ist weit weniger bekannt. Großmeister wie Joe Zawinul, Peter Wolf oder das Vienna Art Orchester kennt man weit über die Grenzen des Landes hinaus und ein immenses Potential an jungen Talenten steht in den Startlöchern.

Sich für den österreichischen Jazz einzusetzen, ist Marianne Mendt schon lange ein besonderes Anliegen. Ende 2004 hat sie deshalb die MM Musikwerkstatt gegründet. Ziel war es, österreichischen Jazzmusikern, Profis wie Nachwuchskünstlern, eine geeignete Plattform zu bieten und somit den österreichischen Jazz stärker ins Bewusstsein des Publikums zu bringen. “Die heimische Jazzszene soll endlich nicht mehr nur internationalen Stars als Rahmenprogramm dienen, sondern in ihrer Eigenständigkeit und Qualität überzeugen.”

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=6Px19Ldyv-I


Nach 16 Jahren und 15 erfolgreichen Jazzfestivals, bei denen über 300 musikalische Talente mit dabei waren, beendete Marianne Mendt ihr Projekt MM-Jazzfestival in St. Pölten. „Es war immer eine Freude zu sehen und zu hören, mit wie viel Ambition und Begeisterung die Jungen musiziert haben. Ich höre auf, in der Hoffnung, dass der Einsatz meinerseits von anderen weitergeführt wird, weil die österreichische Jazzszene nach wie vor viel mehr Unterstützung braucht“, schreibt die Grande Dame der österreichischen Musikszene in der Einladung zum Gala-Abend des Jazzfestivals 2021 im Festspielhaus.

Auf dieser Website werden Cookies für eine bessere Nutzerfreundlichkeit, Zugriffsanalyse und Anzeigenmessung verwendet (z.B. Google-Dienste, VG-Wort). Weitere Informationen zur Verwendung von Cookies durch uns finden Sie in unserem Datenschutz. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.