Heute ist ein guter Tag zum Tanzen: Langsamer Walzer

Ein Artikel von Helga Mühlberger

Langsamer Walzer

Schon seit Jahrzehnten gibt das Standardtanzen Paaren die Gelegenheit, sich in der körpernahen Tanzhaltung auf gesellschaftlich anerkannte Weise anzunähern, und gemeinsam Freude an Musik und Bewegung zu entwickeln und auszudrücken. Aufgrund ihrer Eleganz, musikalischen Vielseitigkeit und ihrem verbindenden Charakter sind die Standardtänze Gesellschaftstänze im eigentlichen Sinn und haben deshalb auch ihren festen Platz im gesellschaftlichen Leben, beispielsweise auf Hochzeiten oder Bällen.

Der Langsame Walzer ist dabei einer der klassischen Standardtänze und gehört sogar zu den ältesten Gesellschaftstänzen überhaupt. Der Langsame Walzer ist ein Kind der Englischen Schule. Der Wiener Walzer hatte in England nur eine kleine Schar von Anhängern. Er wurde bis 1914 ausschließlich in der englischen High Societey getanzt. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten jedoch die überwiegend österreichischen Walzer-Kapellen die Koffer packen – und die nahmen „ihren“ Wiener Walzer gewissermaßen gleich mit. Das hatte fatale Folgen für den Wiener Walzer, er verschwand damit de facto von der Bildfläche.

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https://www.youtube.com/watch?v=T7NlusISiHo


In der Zwischenzeit etablierte sich sein jüngerer Verwandter, der Langsame Walzer, der angeblich aus dem Tanz „Boston“ entstanden ist. Das ist jedoch nicht ganz richtig. Vielmehr könnte man sagen, dass beide Tänze den selben Ursprung haben. Es dauert noch einige Jahre, bis sich die neue Walzervariante durchsetzte. Vom ursprünglichen Charakter des Walzers blieb bald so gut wie nichts mehr übrig. Im Jahr 1929 wurde auf einer Konferenz der Langsamen Walzer endgültig standardisiert, Der Walzer in seiner klassischen Ausprägung wurde in der Konferenz übrigens komplett ignoriert. Erst mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unterschied man zwischen dem schnellen und dem langsamen Walzer, zwischen dem Wiener Walzer, der aus seinem langen Dornröschen-Schlaf wieder wach geküsst wurde, und dem Langsamen Walzer.

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https://www.youtube.com/watch?v=ZtA_POLoXg4

Der Langsame Walzer wird genau wie der Wiener Walzer auf Musik im3/4-Takt getanzt. Zufall? Nein, da der Langsame Walzer um das Jahr 1920 aus dem Wiener Walzer heraus entstanden ist. Deshalb teilen sich die Tänze auch ihren schwungvollen Charakter mit ständigen Drehbewegungen. Doch es gibt einen großen Unterschied zum Wiener Walzer… Das Tempo. Während Wiener-Walzer-Lieder zwischen 135 und 180 BPM (Beats pro Minute) haben, kommt der Langsame Walzer mit ruhigen 85 bis 95 BPM ? Die Tänzer nutzen das langsamere Tempo, um den Walzer um weitere Figuren zu bereichern, die damit das Tanzen interessanter machen.

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https://www.youtube.com/watch?v=IIkGR7BFn3o


Langsamer Walzer gilt als einer der technisch schwierigsten und anspruchsvollsten Standardtänze. Er zeigt sich in weiten, fließend-gleitenden Bewegungen. Die Paare schwingen dabei immer von einem Höhepunkt zum nächsten. Die musikalische Betonung liegt auf dem ersten der drei Taktschläge. Beim zweiten Schritt und Taktschlag erzielt man den größten Teil der Drehung und die stärkste raumgreifende Bewegung. Auf dem dritten Schritt kontrolliert man schließlich die Drehung durch das Schließen der Füße.Die Bewegungen des Tanzes sind außerdem von extremen Höhen und Tiefen geprägt. Das charakteristische kontinuierliche Heben durch Knie und Fußgelenke und das kontrollierte Senken, lässt das Tanzpaar wie schwerelos über die Tanzfläche schweben. Wichtig dabei ist, dass man beim Senken nicht einfach von oben „herunterfällt“ und beim Heben nicht die Schultern mit hochzieht.

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https://www.youtube.com/watch?v=K5SZvkZI3eg

Der Langsame Walzer wird oft als harmonischster aller Standardtänze bezeichnet. Grund dafür sind seine ruhigen, fließenden Bewegungen. Die dazugehörige melodiöse und anschmiegsame Musik harmoniert mit dem Tanz, schafft die notwendige Stimmung und erweckt beim Tanzenden das angenehme “Walz-Gefühl. Einige Figuren sind sehr gut für Tanzanfänger geeignet. Dazu zählen das Damensolo und der Außenseitliche Wechsel oder auch die Promenade. Andere Walzer-Figuren, wie der Wischer, das Chassé und der Impetus, benötigen viel Übungszeit und sind daher eher was für fortgeschrittene Tänzer.


Sein sanfter, anmutiger Charakter macht den Langsamen Walzer zum perfekten Hochzeitstanz. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Hochzeitspaare bei ihrem Eröffnungstanz für den Langsamen Walzer entscheiden.

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https://www.youtube.com/watch?v=Zv8czIoAw5w

Der Langsame Walzer ist ein Tanz des Herzens. Er kommt aus der Seele, weil er so sentimental ist und sehr romantisch. Diese Eigenschaften sind immer zu spüren, obwohl er von den nüchternen Engländern geformt wurde. Das Paar will mit dem Langsamen Walzer den Raum nicht erobern, es will im Raum der Unendlichkeit versinken.

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