Exklusiv-Interview mit Jeannine Michèle Wacker

Einige werden sie gleich auf dem Foto erkannt haben. Die Songwriterin und Schauspielerin Jeannine Michele Wacker ist als Sängerin aber auch in der Schauspiel-und Musicalbranche eine sehr gefragte Künstlerin. Sie wird demnächst als Glinda in “WICKED” in der Neuen Flora in Hamburg zu sehen sein. 

Foto: Sophie Brand

2016/17 spielte sie ein Jahr lang die Hauptrolle Clara Morgenstern in der ARD-Telenovela “Sturm der Liebe”.

Auch international konnte sie sich präsentieren: In dem Science-Fiction-Thriller Singularity spielte sie neben John Cusack die weibliche Hauptrolle Calia. Zudem lieh sie Saoirse Ronan ihre Stimme für die deutsche Fassung des Kinofilms “Am Strand”.

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https://www.youtube.com/watch?v=paNaxj6X-9E

Jeannine Michèle Wacker schreibt und veröffentlicht Songs auf Englisch und Deutsch, unterstützt von ihrer stetig wachsenden Patreon-Community. 2021erscheint ihre Maxi-EP “Ein theoretischer Liebesbrief“. Vorab veröffentlichte sie Singles “GroßstadtMärchen”, “Bilder von uns” und “The Artist and his Muse”.

Sie arbeiten als Schauspielerin, Synchronsprecherin und Sängerin und schreiben ganz nebenbei noch ihre Songs selber. Welcher Song war ihr erster selbstkomponierter Song und welche Bedeutung hat er für Sie?

Jeannine Michèle Wacker: Der allererste, an den ich mich erinnern kann, hieß “Rägetropfe” (“Regentropfen” auf schweizerdeutsch). Ich muss etwa 8 Jahre alt gewesen sein. Es ging darum, dass es regnet und ich mir die Sonne zurückwünsche. Es gibt sogar eine Aufnahme davon. Der nächste, der mir sehr wichtig war, hieß “Julie” und handelte von einem Mädchen, das ich vom Ballettunterricht kannte. Sie hatte eine Essstörung, was mich damals, mit 16, sehr beschäftigt hat.

Sie werden von der sogenannten Patreon-Community unterstützt. Für alle, die diese Community nicht kennen: Was hat es damit auf sich?

Jeannine Michèle Wacker: Patreon ist eine Mitgliedschaftsplattform, auf der Kreative für ihre Projekte (Lieder, Videos, Podcasts usw) von Fans bezahlt werden können – um so z.B. Zeit im Studio, Equipment oder auch ihre eigene Arbeitszeit finanzieren zu können. Seit es das Internet und Streamingdienste gibt, ist es sehr viel schwieriger, wenn nicht fast unmöglich geworden, mit Musik Geld zu verdienen. Songs herzustellen kostet aber nach wie vor viel Geld. Patreon ist ein Lösungsansatz, um das wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Meine Patreon-Community unterstützt mich nicht nur finanziell dabei, meine Songs rauszubringen, sie geben mir auch Feedback, stimmen über Covers ab, machen Vorschläge, wir haben einen sehr lebhaften Discord-Server und sind alle in einem fast täglichen Austausch. Ich unterstütze auch selbst Künstlerinnen auf Patreon und liebe es, eine persönliche Verbindung zu ihnen und ihren Werken zu haben.

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https://youtu.be/sOlBh8mJODk

Im Musical können Sie ihr schauspielerisches Talent mit ihrem gesanglichen Talent vereinen – macht das den besonderen Reiz aus in einer Musicalproduktion mitwirken zu können?

Jeannine Michèle Wacker: Auf jeden Fall! Ich mache beides wahnsinnig gern und bin sehr glücklich, wann immer ich beides miteinander vereinen kann. Ich liebe aber auch das Genre selbst. Ich mag längst nicht alle Musicals, aber ich finde, wenn es gelingt, ist das Genre unschlagbar. Wenn, wenn Worte nicht mehr ausreichen, gesungen oder getanzt wird, wenn man diesen Übergang organisch schafft, das ist magisch.

Wenn es bei Ihnen beruflich nicht der Weg einer Sängerin geworden wäre, hätten Sie einen Plan B?

Jeannine Michèle Wacker: Ja, dann hätte ich Psychologie oder Philosophie studiert. Ein Semester Philosophie habe ich sogar zwischendurch mal gemacht. Was ich dann genau geworden wäre? Wer weiß…

Was hat sich in Ihrem Leben seit Beginn Ihrer Karriere am meisten verändert?

Jeannine Michèle Wacker: Meine Beziehung zu Singen, Spielen und Kreativität. Wenn man einen Leidenschaftsberuf ausübt, fühlen sich berufliche Niederlagen wahnsinnig persönlich an. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass dieser Beruf einem das Herz brechen kann. Das wichtigste, was ich lernen musste, war, beruflichen Erfolg von meiner Liebe zu dem, was ich tue zu trennen. Ersteres kommt und geht, letzteres ist immer da und unantastbar. Heißt: auch wenn mich gerade niemand dafür engagieren will, dies oder das zu singen, bin ich trotzdem Sängerin und ich liebe es, Sängerin zu sein. Ich habe gelernt, meine “Künstlerseele” zu nähren, mit eigenen Projekten, die mich künstlerisch erfüllen. Es ist krass genug, auf einer Audition anzukommen und einen Job zu brauchen. Wenn auch noch das Seelenheil dran hängt, wird der Druck einfach zu groß. 

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https://www.youtube.com/watch?v=DRdv7igRkQs

Verraten Sie uns Ihren Karaoke-Song! Und: verraten Sie uns das tollste Konzert, welches Sie selbst privat besucht haben. 

Jeannine Michèle Wacker: Mein Karaoke-Song ist “Rollin’ in the Deep” von Adele. Das tollste Konzert, das ich je besucht habe, war das von Amanda Palmer in Hamburg. Ich habe gelacht, ich habe geweint und bin unglaublich inspiriert nach Hause geschwebt.

Vervollständigen Sie bitte den folgenden Satz: Musik zu machen ist für mich…

Jeannine Michèle Wacker: …die schönste Art mit Menschen zu sprechen und die beste Medizin, wenn ich mit mir selbst spreche.

Gibt es etwas, dass Sie rückblickend künstlerisch oder privat bereuen?

Jeannine Michèle Wacker: Tatsächlich nicht. Ich bin der Meinung, dass alles, was bisher geschah und somit auch jede Entscheidung, die ich je getroffen habe, mich dahin gebracht hat, wo ich heute bin. Und ich bin froh darüber, genau hier zu sein.

Welche berufliche Herausforderung würden Sie ohne zu zögern annehmen?

Jeannine Michèle Wacker: Einen Live-Gig mit meinen eigenen Songs.  

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Wir wünschen Ihnen einen langen Aufenthalt und großen Erfolg als Glinda in Hamburg. Und wenn die neue EP erscheint, dann würden wir unsere Leser erneut gern informieren.

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