Wie am vergangenen Sonntag versprochen blicken wir heute ausführlich auf die Karriere des Sängers, der am 22. September 1951 als Franz Hubert Wolfgang Remling in Köln-Raderthal zur Welt kam, zurück. Wir wünschen euch viel Spaß auf der Reise durch drei Jahrzehnte.
Sein erfolgreichster Hit war die “Längste Single der Welt”. Mit diesem Titel war Wolfgang Petry 81 Wochen lang in den deutschen Charts vertreten. In der RTL-“Chart Show” stand dieses Medley auf Platz 1 in der Ausgabe der “Dauerbrenner”. Der Ordnung halber ist diese Maxi-Single dabei. Sie dauert gut 30 Minuten. Vielleicht lest ihr erst einmal weiter.
Am Anfang seiner Karriere war “Sommer in der Stadt”. Es war ganz genau am 31. Juli 1976 als Wolfgang Petry eine Einladung nach Berlin zur erfolgreichsten Schlagerparade aller Zeiten wahrgenommen hat. Auf Platz 1 dieser Ausgabe der ZDF-Hitparade stand Jürgen Drews mit “Ein Bett im Kornfeld”. Mit der Startnummer 11 schickte Dieter Thomas Heck den Newcomer ins Rennen.
Mit “Sommer in der Stadt” durfte Wolfgang Petry zweimal wieder nach Berlin kommen. Im selben Jahr erschien auch das erste Album vom Kölner Musiker. “Ein Freund, ein Mann” hieß das Debüt-Album auf dem neben zahlreichen Coversongs auch “Nun gehst du Hand in Hand (Warum nur)” zu finden ist. Dort war er der Typ, der nach einer beendeten Liebe mit leeren Händen da steht. Ein Thema, das immer wiederkehrt in seinen Songs.
Aus diesem Album stammte auch die zweite Single “Jeder Freund ist auch ein Mann”, mit der er wieder erfolgreich in der ZDF-Hitparade landen konnte.
Die Balladen von jungen Sängern waren von Anfang an, eine Stärke von ihm. Ein Jahr nach seinem ersten Auftritt bei Dieter Thomas Heck stellte er “Ein ganz normaler Tag” in der Hitparade vor.
Wahrscheinlich war es der Umstellung der ZDF-Hitparade, die meist verkauften Hits des vergangenen Monats zu zeigen, geschuldet, dass die Single “Ruby” nicht so erfolgreich war wie seine Vorgänger. Was nicht unbedingt heißt, dass der Song schlechter war, denn in den damals noch stark schlager-lastigen Diskotheken füllte dieser Song jede Tanzfläche.
“Ruby” war auf der 2. Langspielplatte “Zweisaitig” zu finden wie auch “Hab ich dich heute Nacht verloren”.
Auch “Ich trinke nie mehr Tequila” stammte von “Zweisaitig”. Dieses Wortspiel sollte darauf hinweisen, dass der Mann mit der Gitarre auch lustige Songs abliefern kann.
Das klappte vor allem mit “Gianna (Liebe im Auto)”, dem größten Erfolg vom 2. Album.
“Und w-w-wer küsst mich” war im gleich Stil, kam aber nicht so an wie “Gianna”.
Die lustige und ironische Art klappte noch häufig. “Wenn ich geh'” war ein Countrysong, der ebenfalls gut ins Repertoir des zwischenzeitlich in Diskotheken sehr gefragten Sängers, ausgezeichnet passte. Zwischenzeitlich war er “vielsaitig”.
Ein Kölner muss auch dem Karneval offen gegenüberstehen. Mit “Dä Kähl kritt kein Luff mie” war der sympathische Sänger in der Session 1979/80 zu hören. “Denn einmal ist die Luft raus” heißt die hochdeutsche Fassung dieses Schunkelwalzers.
Ein Song aus dem 2. Album wurde 1979 ebenfalls noch als Single veröffentlicht. “Mein Zuhaus” wurde kein Erfolg in den Charts, dafür umso mehr bei den Live-Auftritten. Nicht nur in den 70er und 80er Jahren, sondern auch in seiner erfolgreichsten Zeit, den 90ern. Ein Grund für den langanhaltenden Erfolg von “Mein Zuhaus” ist, dass er in der DDR zu den beliebtesten Songs aus dem Westen zählte. Schließlich gab es nicht wenige, die den Text persönlichen nachempfinden konnten.
Aus Schweden stammte die Band Secret Service, die es Wolfgang Petry und seinem Produzenten-Team angetan haben muss. “Ganz oder gar nicht” war die deutsche Version von “Ten O’Clock Postman” und aus “Ye-si-ca” wurde schlicht “Jessica”.
Beide Schlager durften Anfang der 80er Jahre auf keiner Schlagerparty fehlen. 1981 erschien das 3. Album “Einfach leben”, auf dem die Singles “Tu’s doch” und “Ich geh mit dir” zu finden sind.
1983 erschien das Album “Wahnsinn”. Als erste Auskopplung eroberte “Der Himmel brennt” erfolgreich die Hitparaden. In den deutschen Verkaufscharts ging es hoch bis auf Platz 13.
Der Titelsong des Albums wurde nicht ganz so erfolgreich. “Wahnsinn” schaffte es nur auf Platz 36.
Alle weiteren Auskopplungen wir “Die 4. Dimension” oder “Was macht der Teufel (wenn wir uns lieben)” schafften es nicht in die Charts.
Das galt auch für die Single “Gnadenlos”, der letzten von seiner ersten Plattenfirma Coconut Records.
Das 5. Album brachte die EMI Electrola heraus. Mit Songs wie “Hey Sie … Sind Sie noch dran” sollte er schnell wieder auf die Erfolgsspur kommen.
Schlager konkurrierte Anfang der 80er Jahre erfolgreich mit der Neuen Deutschen Welle. Nach diesem Phänomen ging es schlagartig abwärts mit der deutschen Musik. Die NDW-Stars verschwanden in den meisten Fällen ganz von der Bildfläche und in Sachen Schlager waren es eine Handvoll Interpreten, die sich in dieser Zeit behaupten konnten. Wolfgang Petry gehörte nicht unbedingt dazu. Titel wie “Nur ein kleines Stück Papier” waren großartig, aber erfolglos.
Auch die ironische poppige Art von “Willkommen auf der Sonnenbank” wollte niemand hören.
Möglicherweise war der Anspruch, den Wolfgang Petry an seine Lieder in den 80er Jahren hatte, einfach zu hoch? Denn nach Songs wie “Liebe – die du nie begreifst” oder “Einmal mit dir” konnten seine Fans nicht tanzen und das Publikum, das ihn bei seinen zahllosen Diskotheken-Auftritten, sehen wollte, wollte mit seinen Hits von damals feiern.
Und das konnten sie auch. Spätestens bei seinen Zugaben kochte der Saal, auch wenn zum Ende der 80er Jahre immer weniger Musik-Fans sich Schlager-Auftritte antaten. Außerdem gab es nur wenige Lokale, die es noch wagten, deutsche Musik zu spielen. In dieser schweren Zeit, in der er mit seinem Tontechniker in einem ziemlichen stark beanspruchten Ford Transit von Auftritt zu Auftritt fuhr, baute sich Wolfgang Petry eine echte Fan-Base auf. Er war total geerdet, musste seine Anlage zur Bühne transportieren und aufbauen und hatte für jeden Gast ein wenig Zeit. Wolfgang Petry hatte nicht das Image des Typen zum Anfassen, er war es auch. Dazu kam, dass er auch damals schon live einzigartig war.
Die Zeit bei der EMI Electrola ging nach vier weniger erfolgreichen LPs zu Ende, da bot ihm die Hansa in Berlin an, einen Song aufzunehmen. “Das waren drei Minuten, die mein Leben verändert haben”, versuchte der Sänger dieses Phänomen zu erklären.
Zunächst wurden es bei den Auftritten bedeutendvoller als noch ein paar Wochen zuvor. Die Nachfrage stieg genau wie die Größe der Auftrittsorte.
Die Leute wollten ihn immer mehr. In den Musikboxen, die zwischenzeitlich nicht mehr mit Singles, sondern mit CDs gefüllt wurden, war ein Album mit seinen großen Hits aus den 70ern plötzlich der Hit. Und aus dem aktuellen Album “Verlieben. verloren” kam der 3. Hit in Folge, der dazu führte, dass der deutsche Schlager ein Comeback in den Deutschen Charts feiern konnte.
Mit dem Nachfolge-Album “Sehnsucht nach dir” ging es weiter nach oben auf der Erfolgsleiter.
Wolfgang Petrys nächste Single hieß “Ich will mehr”. Das setzte er auch in die Tat um, denn er war nicht am Wochenende live zu sehen, sondern musste fast jeden Tag auf der Bühne stehen.
Auf dem “Sehnsucht nach dir”-Album war mit “Ruhrgebiet” auch ein Song zu finden, der auch ohne, dass er als Single ausgekoppelt wurde, zum Kult-Song auf den Konzerten wurde.
“Wer die Augen schließt” war ein Song bei dem sich 1993 viele Schlager-Stars zu “Mut zur Menschlichkeit” zusammengeschlossen haben. Geschrieben haben den Song Wolfgang Petry und Bernd Meinunger.
1994 nahm er an den Schlager Festspielen teil und siegte mit der Ballade “Eines Tages vielleicht”.
Der Siegertitel war natürlich auch auf dem 94er Album zu finden. Der Titelsong “Frei für dich” wurde der nächste große Hit.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde aus dem Sänger mit den Single-Hits, der Künstler mit den heiß begehrten Alben. “Sieben Tage, sieben Nächte” schaffte es nicht in die Single-Charts. In den Kneipen liefen die Musikboxen heiß mit den aktuellen Songs von Wolle, wie ihn die Fans zwischenzeitlich liebevoll nannten.
Eine weitere Auskopplung aus diesem Jahr war “Jede Menge Liebe”.
Die Fangemeinde von Wolfgang Petry wuchs mehr und mehr. Mit “Scheißegal” landete er den nächsten Gassenhauer. Da war es ihm auch scheißegal, dass er es in der ZDF-Hitparade nicht auf Platz 1 schaffte. Auch als Dritter sahen ihn die Fans schließlich in der nächsten Sendung wieder.
Am 1. Februar 1996 kam er mit einer weiteren Auskopplung aus dem 95er Album “Egal”, “Bronze, Silber und Gold”, nach Berlin. Auch, wenn er es nicht wollte, bekam er es endlich: Die goldene Auszeichnung für Platz 1 in der ZDF-Hitparade.
Die meisten waren sich sicher, dass Wolfgang Petry nun am Höhepunkt seiner Karriere angelangt war. Dabei startete er 1996 erst richtig durch. Es gab kein neues Album von ihm, sondern es gab “Alles”. Auf diesem Album war alles zu finden, was seine Fans von ihm hören wollten. Passend dazu gesellte er eine neue Band um sich, begann von seinen Fans Freundschaftsbänder zu sammeln und startete große Tourneen.
Das Video stammte aus dem Fernsehgarten. Ein Jahr später zog es ihn und seine Band erneut nach Mainz. Dort durfte er seinen Titel “Weiber” vorstellen, der von der Redaktion der ZDF-Hitparade als nicht vorstellungswürdig erachtet wurde. Es gab Proteste der Fans auf dem Gelände der UFA Studios in Berlin, von wo die ZDF-Hitparade ausgestrahlt wurde.
Die Fans bekamen zu dieser Zeit einfach “Nie genug” vom zurückhaltenden Sänger, der seinen immer noch ansteigenden Erfolg scheinbar noch gar nicht richtig begreifen konnte. Er kam zu TV-Sendungen nur noch mit einem ungewohnt großen Tross und wurde vor seinen eigenen Fans abgeschottet. Seine Frau Rosi hielt stattdessen den Kontakt zu den treuen Fans. Dabei lag ihm immer etwas an den Gesprächen mit seinen Fans. Gespräche wären zu dieser Zeit schlicht nicht mehr möglich gewesen. Die Freundschaftsbänder hatten sich bereits vervielfacht.
“Weiß der Geier” wie der Sänger den Rummel um sich verkraftet hat. So heiß der 3. Hit aus dem Album “Nie genug”.
Schön zu beobachten wie geil die Fans darauf waren, ihm bei einem seiner Konzerte ein Freundschaftsband auf dem immer dicker werdenden Arm zu binden. Legendär wurde das Konzert 1998 auf Schalke.
1998 kam auch das Album “Einfach geil” heraus. “Geil geil geil”, auch “Wetten, dass…?” kam nicht mehr am Phänomen Wolfgang Petry vorbei.
Für Wolfgang Petry blieb es selbstverständlich, dass er regelmäßig in der ZDF-Hitparade zu sehen war. Mit “So ein Schwein” wurde er Sieger im November 1998 und in der Jahreshitparade, die im Januar 1999 ausgestrahlt wurde.
In der Weihnachtszeit 1999 wird soviel nach Weihnachtliedern getanzt wie nie zuvor. Das Weihnachtsalbum von Wolfgang Petry ist der Knüller. Auf einen Weihnachtssong können wir im September aber noch verzichten.
2000 wurde das Album “Konkret” veröffentlicht. Die Single “Da geht mir voll einer ab” stellt er bei seinem Freund Dieter Thomas Heck im “Show Palast” vor.
Der große Song von Album “Konkret” war mal wieder eine Ballade. “Nichts von alledem” zeigt ihn in großer Form.
Mit “Co Co” veröffentlichte Wolle einen weiteren Partyhit für seine Konzerte, den die Fans nur zu gern abfeierten.
Für Partys in Mainz war Wolfgang auch 2003 genau der Richtige im “Fernsehgarten”. Bei Kiwi stellte Wolle “Keinen Grund zur Panik” vom gleichnamigen Album vor.
“Typisch Frau, typisch Mann (Heia)” war der Hit vom Album “Typisch” aus dem Jahr 2004. Damit war er zu Gast in der ZDF-Show “Willkommen bei Carmen Nebel”.
Wolfgang Petrys Karriere fand zwischenzeitlich an den größten Plätzen der Republik statt. Ausverkaufte Konzerte waren an der Tagesordnung. Die Kritiker konnten schimpfen so viel sie wollten, die Fans, die einfach gerne feiern, pilgerten in Scharen zu den Petry-Konzerten. “Die Zeit mich euch”
Am Abend dieser Aufzeichnung gab Wolfgang Petry bekannt, dass er sich von der Bühne zurückzieht. Wir finden, das ist so ein würdiger Abschluss, dass wir die Zeit danach erst zum kommenden Sonntag ergänzen werden.
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