Der Abend vom 25. Oktober 1965 bot ein Stück Fernsehgeschichte, denn Rudi Carrell präsentierte die erste Ausgabe der “Rudi Carrell-Show”. Er war anders als alle bisher bekannten Entertainer und er sollte die nächsten Jahrzehnte mit seinen Shows begeistern.
10. September 1961, in den Niederlanden startete die erste “Rudi Carrell-Show” bereits vier Jahre vor seinem Auftritt in Deutschland.
25. Oktober 1965, die Rudi Carrell-Show feiert Premiere in Deutschland.
22.12.1973, mit einer Weihnachts-Show endete die “Rudi Carrell-Show”, die von Radio Bremen produziert wurde.
Die Innovation der Show begann bereits mit den Kulissen. Statt opulenter Bühnenbilder wählte Carrell alltägliche Orte wie Marktplätze, Kaufhäuser, Campingplätze, Bahnhöfe oder eine Spielzeugfabrik als Hintergrund für seine Show. Doch die wahre Revolution war die Auswahl seiner “Stars”. Anstelle von Hollywood-Glamour und Prominenten setzte Rudi Carrell auf den Charme des Alltäglichen: Sekretärinnen, Verkäufer, Schornsteinfeger und Bauarbeiter – Menschen wie du und ich wurden zu den Hauptdarstellern.
Anstelle einer steifen Begrüßungsrede eröffnete Carrell jede Show mit einem Lied und entfachte ein wahres Feuerwerk aus humorvollen Gags und Songs, die immer um ein bestimmtes Thema kreisten. Sogar etablierte Stars wie Heinz Erhardt und Grethe Weiser wurden in die Handlung eingebunden und traten nicht als unerreichbare Berühmtheiten, sondern als “ganz normale Menschen” auf. Ein besonderer Höhepunkt, der bis heute Kultstatus hat, war das Sonnen-Regen-Duett zwischen Rudi und Heinz Erhardt, bei dem Erhardt allein im Regen steht und sich beschwert: “Ich habe Humor, sogar trockenen Humor, aber nicht in einer nassen Hose!”
Die Zuschauer konnten sich stets auf 60 Minuten kurzweilige Unterhaltung freuen. Ob Rudi Carrell im Kaufhaus einen Verkäufer beim Pyjama-Kauf zur Verzweiflung trieb, die Spielzeug- oder Schuhabteilung auf den Kopf stellte oder Ladendiebe als Running Gag durch die Handlung schickte – die “Rudi Carrell Show” war ein Publikumsrenner mit Einschaltquoten von über 80%. Dies lag nicht nur an seinem Unterhaltungstalent, sondern auch daran, dass er sich selbst gerne auf den Arm nahm.
Rudi Carrell war ein Perfektionist, der nichts dem Zufall überließ. Er war Ideenentwickler, Texter, Regisseur, Showman und Sänger – alles in einer Person. Dadurch waren seine Shows immer aus einem Guss. Doch hinter den Kulissen verbarg sich harte und konzentrierte Arbeit. Das größte Kompliment für ihn war es, wenn Zuschauer sich fragten, wie ihm so viele lustige Dinge spontan einfallen könnten. Dabei verriet er sein Geheimnis: “Wenn alle Witze und Gags während der Sendung so einfach aus dem Ärmel kullern würden – schön wär’s!”
Jeder Gag bestand aus harter Arbeit und auch wie man ihn in Szene setzen konnte, beschäftigte den Showmaster täglich. Im Laufe der Zeit kamen auch die großen Stars ihrer Zeit zum niederländischen Showmaster und zeigten sich in kurzen Sketchen. In der Ausgabe “Warenhaus” waren Horst Tappert, Fritz Wepper und Heidi Kabel zu Gast.
Die “Rudi Carrell Show” war nicht nur eine Bereicherung für die deutsche Fernsehunterhaltung, sondern auch ein Beweis dafür, dass Alltägliches und Humor aus dem Leben der Menschen genauso fesselnd sein können wie Hollywood-Glanz und Prominenz.
“Plus 5” Hits aus dem Oktober 1965
Die aktuelle Nummer 1 in den Deutschen Charts stellten in dieser Woche die Rolling Stones mit ihrer Single “(I Can’t Get No) Satisfaction”. Auch die Musik aus dieser Zeit hat ein sensationelles Haltbarkeitsdatum.
Zu den bleibenden Klassikern zählt auch Sonny & Cher mit ihrem Hit “I Got You Babe”.
Für erfolgreichen Beat aus deutschen Landen sorgten die Lords. Sie waren im Oktober mit “Shakin’ All Over” in den Charts vertreten.
France Gall war die “Grand Prix”-Siegerin 1965. Mit ihrer Nachfolgesingle zum Siegertitel “Poupée de cire, poupée de son” war sie auch in den Deutschen Charts vertreten. An “Et Des Baissers” werden sich bestimmt nicht mehr alle erinnern.
Musiker aus Frankreich waren 1965 ausgesprochen beliebt in Deutschland. In den Charts fand man neben France Gall Gilbert Becaud, Jean Claude Pascall, Sacha Distel usw. Liebling der Teenager war ohne Frage Francoise Hardy mit “Frag den Abendwind”.