Westernhagen im Song des Tages 297

Er feiert heute seinen 70. Geburtstag und wir bekommen eine Schlagzeile “Ärzte kämpfen um sein Leben” geliefert – dann doch lieber die Geschichte “eines alten Huts”:

Marius Müller-Westernhagen – Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz

6. Dezember 1948

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https://www.youtube.com/watch?v=5ySOxICMWpE

 

„Hamburg ’75, Mensch war das gemütlich“, sangen Lonzo und Gottfried Böttcher eine der Hymnen der Hamburger Szene, die in den 70er Jahren im legendären „Onkel Pö“ entstand. Udo Lindenberg, Otto, Leinemann, Inga Rumpf, Meyers Dampfkapelle, die Rentnerband, Mike Krüger usw. hießen die neuen Helden, die sich an der Elbe breit machten. Dazu gehörte auch der Schauspieler Marius Müller-Westernhagen, der sich immer wieder neu erfand. Als Marius West sang er englisch und mit seinem Debüt-Album „Das erste Mal“ versuchte er sich als Liedermacher. „Wir waren noch Kinder“ war im Norddeutschen Rundfunk auch ein häufig gespielter Song, denn viele der damaligen NDR-Moderatoren waren selbst fester Bestandteil der Hamburger Szene.

 

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https://www.youtube.com/watch?v=tSdInqE4rfs

 

1978 veröffentlichte Marius Müller-Westernhagen sein viertes Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“. Das ließ zumindest in Norddeutschland viele aufhorchen, denn mit „Dicke“, „Johnny W“ und dem Titelsong waren dort drei Songs zu hören, die in die Szene passten wie die berühmte Faust aufs Auge. Schnell entwickelte sich das Album zum Pflichtalbum für die Szene und alle, die sich auch außerhalb der Hansestadt für die neue Musik aus Hamburg begeistern konnten. Fort an gab es keine Party mehr, auf der es nicht hoch her ging, wenn aus den Lautsprechern folgendes ertönte:

„Draußen ist es grau
ich sitz mit dir hier blau.
Ob ich mir ein Küsschen klau?
Nun lass das doch, du alte Sau…“

Die Norddeutschen hatten ihren ganz eigenen Hit und die Konzerte des bis dahin eher unbekannten Marius Müller-Westernhagen wurden zum Pflichttermin für diejenigen, die wussten was angesagt ist. In den Charts reichte es für eine norddeutsche Kapazität allerdings nur für Platz 19 in den deutschen Album-Charts. Immerhin, statt Mitläufer war der Schauspieler und Sänger nun eine echte Nummer, aber auch ein ziemlicher Chaot. In einem Spiegel-Interview erinnerte sich Westernhagen, wie er sich wenig später nur noch nannte, an diese Zeit: „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz”, das ist lange her. Ich muß zugeben, dass ich damals ein ganz schöner Idiot war. Ich habe Stühle und Flaschen ins Publikum geworfen, konnte keiner Frau länger als vier Monate treu sein. Ich war unsicher und misstrauisch, und wenn mir jemand sagte “Toller Auftritt”, dann habe ich gedacht, der Typ lügt mich an.“

Spricht man mit Kennern der Hamburger Szene wird Marius Müller-Westernhagen als einer beschrieben, der immer dabei war, aber doch nicht zu den Großen zählte. Als dann der Erfolg kam wurde aus dem netten Typen plötzlich ein durchgeknallter Superstar, der wohl auch viele Freunde verloren hat. Dafür aber auch viele Fans in dieser Zeit gewonnen hat. Je bekannter Marius Müller-Westernhagen wurde – und das geschah mit jedem weiteren Album, jeder Tournee und vor allem durch den Film „Theo gegen den Rest der Welt“ – desto erfolgreicher wurden auch die Songs vom Album „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“.

Bis heute ist dieser Song ein Garant für ausgelassene Stimmung auf jedem seiner Konzerte. Es ist so etwas wie „das heimliche Markenzeichen“ von Westernhagen. Dieser Song und das gleichnamige Album, das sich im ersten Jahr knapp 100.000 Mal verkaufte, wurde 1981 für 250.000 verkaufte Tonträger mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Zwischenzeitlich hat sich „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft und gehört zu den Kult-Alben deutscher Rock- und Pop-Musik.

 

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https://www.youtube.com/watch?v=3ouF-eb7qy4

 

Wenn heute zum 70. Geburtstag die Meldung „Der Kampf der Ärzte um sein Leben“ aus dem Hut gezaubert wird, dann wäre es nicht übel, wenn „der alte Marius“ vielleicht den einen oder anderen Stuhl bzw. ein wenig Leergut in diese Redaktion werfen würde. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Marius Müller-Westernhagen, danke für viele Songs, die unsere Partys mächtig bereichert haben und auch die Songs, bei denen man seine Gehirnwindungen ein wenig in die Gänge bringen musste.

 

 

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