Am 28. Januar 2007 erschoss sich der 68-jährige Karel Svoboda im Garten seines Hauses in Jevany bei Prag. Er hinterließ neben seiner zweiten Ehefrau Vendula seinen knapp zweijährigen Sohn sowie zwei erwachsene Kinder aus erster Ehe. Der Komponist kam am 19. Dezember 1938 in Prag zur Welt. Er wurde in seiner Heimat einer der populärsten Musiker des vergangenen Jahrhunderts.
Karel Svoboda: Seine Musik erzählte Märchen
Die Anfänge als Band-Musiker
Neben seinem Studium der Zahnmedizin verdiente sich Karel Svoboda mit der Musik ein wenig zum Lebensunterhalt hinzu. Er war so erfolgreich und vor allem begeistert vom Musikerleben, dass er sein Studium aufgab.
In den 60er Jahren spielte er Piano in der erfolgreichen Band Mefisto. Sein Klavierspiel prägte die Musik der Band, die sich ein wenig an den erfolgreichen Gitarrenbands orientierte und einen ganz eigenen Sound entwickelte. Mefisto wurden auch über die Grenzen der damaligen Tschechoslowakei hinaus bekannt.
Karel Gott und Karel Svoboda – eine Freundschaft in Musik
Neben der Band war Karel Svoboda auch Mitglied im Ensemble des experimentellen Kinos Laterna Magika und des Theaters Rokoko. In dieser Zeit entstand die Zusammenarbeit mit Karel Gott. Als dieser ihn bat, ihm einen Titel für seine Teilnahme am Festival in Rio de Janeiro zu schreiben, sagte er gleich zu. Lt. Angaben brauchten der Komponist und sein Texter Jiri Staidl eine Flasche, die dem Texter mit dem letzten Schluck die Worte “Lady Carneval” entlockte. Mit diesem Titel siegte Karel Gott beim großen Festival in Brasilien.
Insgesamt entstand zwischen den beiden Karels eine echte Männerfreundschaft. Karel Svoboda schrieb für Karel Gott mehr als 80 Lieder, von denen viele auch einen deutschen Text erhielten. Neben “Lady Carneval” stammten auch “Was damals war” und “Einmal um die ganze Welt” aus der Feder des populären Komponisten.
Noch populärer als diese drei Schlager wurde “Die Biene Maja”. Die legendäre Titelmusik schrieb Karel Svoboda für die japanische Trickfilmserie. Karel Gott sang den Kult-Hit.
Die Film- und Fernsehmelodien
Die “Biene Maja” war 1974 nicht die erste Filmmusik, die Karel Svoboda komponierte. Bereits 1965 schrieb er für den tschechischen Film “Jeder junge Mann” einen Song. Für den Film “Eine Nacht auf Karlstein” aus dem Jahr 1973 komponierte er gleich die komplette Filmmusik.
Den nächsten Auftrag bekam er für den überaus bekannten und beliebten (Weihnachts-)Film “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”.
Zusammen mit Christian Bruhn schrieb er die Musik für die Serie “Wickie und die wilden Kerle”. Den Titelsong sang die damalige Begleitband von Graham Bonney, The Stowaways, aus der wenig später De Bläck Fööss wurden.
Mary Roos sang 1976 die Titelmusik in der Serie “Pinocchio”. Auch von Karel Svoboda natürlich.
1977 war es mit “Wie man Dornröschen wachküsst” wieder ein Märchenfilm, den Karel Svoboda mit seiner Musik aufwertete.
Für den Dean Reed-Film “El Cantor” konnte die DEFA Karel Svoboda gewinnen. Der tschechische Filmkomponist schrieb den gleichnamigen Song für den US-amerikanischen Schauspieler, Sänger, Drehbuchautor und Regisseur mit Wohnsitz in der DDR.
1980 schrieb er für die DEFA-Serie “Aber, Doktor” den Titelsong, dessen Interpretation wieder einmal sein Freund Karel Gott übernahm.
Im selben Jahr entstand auch die Musik für die Trickfilm-Serie “Nils Holgersson”.
Ein unvergessener Märchenfilm aus dem Jahr 1982 ist “Der Salzprinz”. Die tschechoslowakisch-deutsche Produktion gehörte zu den beliebtesten Märchenfilmen der 80er Jahre.
Für die ebenfalls beliebten Filme und Serien “Zirkus Humberto”, “Der fliegende Ferdinand”, “Tao Tao” oder “Katja und die Gespenster” vertrauten die Produzenten ebenfalls auf Karel Svoboda und seine Melodien, die von vornherein schon so klingen, als würden sie Märchen erzählen.
Der Tod und was bleibt von Karel Swoboda
Am 28. Januar 2007 wurde der damals 68-jährige Karel Svoboda im Garten seines Hauses von seiner Ehefrau tot aufgefunden. Der Komponist hatte seinem Leben ein Ende gesetzt. Wikipedia führt in der Biografie auf, dass der gefragte Komponist wiederholt mit Schicksalsschlägen zu kämpfen hatte: 1993 starb Svobodas erste Ehefrau Hana Bohatová – die er 1969 geheiratet hatte – an Krebs, und im Jahr 2000 seine damals vierjährige Tochter aus zweiter Ehe an Leukämie. Der Künstler selbst überlebte 2002 nur knapp einen Verkehrsunfall.
Der wahre Grund für seinen Entschluss wird für immer ein Geheimnis bleiben. Seine Musik lebt weiter. Alle Jahre wieder sehen die Menschen den Film “Drei Haselnüsse für Aschenbrödel”. Ella Endlich singt dazu seit vielen Jahren ihre Fassung mit dem Titel “Küss mich, halt mich, lieb mich”, zuletzt in der Weihnachts-Show von Florian Silbereisen.
Nach wie vor steht auch “Die Biene Maja” hoch im Kurs bei den Kindern. In der inzwischen animierten Fassung gibt es mit Helene Fischer eine neue Interpretin des Klassikers “Die Biene Maja”.
Danke für die vielen unvergesslichen Melodien und ruhe in Frieden, Karel Svoboda.
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