Ein Artikel von Daniela Sandmann
Wiederholt habe ich in verschiedenen Beiträgen anderer Autoren gelesen, dass Danyel Gérard als One-Hit-Wonder bezeichnet wird. Deshalb nutze ich die Gelegenheit, seine Karriere in der Rubrik „Gib mir 5“ ein wenig vorzustellen.
Einen Teil seiner Kindheit verbrachte Danyel Gérard in Brasilien. Zusammen mit seinen Eltern und seiner Schwester lebte er in Rio in der Nähe eines Kinos. Die Filmplakate beeindruckten ihn sehr und er träumte davon, ein großer amerikanischer Schauspieler zu werden. Als die Familie nach Paris zurückkehrte, war Danyel zwölf Jahre alt. Seine ersten musikalischen Schritte machte er bei den Chorknaben von Notre Dame. Auf dem Weg zur Schule sah Danyel die Plakate von Gilbert Bécaud und beschließt: Ja, ein Sänger wie Gilbert Bécaud will er werden und im Olympia in Paris auftreten, außerdem will er seine eigenen Melodien komponieren. Kleinere Auftritte hatte Danyel Gérard in den kleinen Bars und Clubs von Paris. 1958 nahm er seine erste Schallplatte auf: „D’où reviens-tu Billie Boy“, die sofort großen Anklang fand. Damit wurde er einer der Pioniere des französischen Rock’n’Roll. Aber seine Karriere wurde jäh durch die Einberufung zum Militär unterbrochen. Es folgten zwei Jahre im Französisch-Algerischen Krieg.
Nach seiner Rückkehr musste Danyel Gérard sich seinen Platz im Musikgeschäft neu erobern. Mit Aufnahmen wie „La Leçon de twist“ und „Petit Gonzales“ im Jahr 1962, „Je“ und „América“ 1963 avancierte er zum Roi du Twist (König des Twists).
Weitere Hits folgten : 1964 “Memphis Tennessee“, „Il pleut dans ma maison“ und „D‘accord, d’accord“. Zwischendurch schrieb er unter anderem Hits für Marie Laforêt: „Les vendanges de l’amour“ und für Hervé Vilard: „Fais la rire“, das Udo Jürgens in einer deutschen Version sang: „Bleib bei ihr“. Auch Dalida und Caterina Valente sangen seine Lieder.
1970 kam das Lied auf den Markt, das ihn überall bekannt machte: „Butterfly“. Es folgten ungezählte Auftritte in Funk und Fernsehen auf der ganzen Welt. Er wurde zum Globetrotter. In Deutschland folgten noch weitere Lieder wie „Harlekin“, „Von Japan nach Amerika“, „Isabella“ und „Ti-Lai-Lai-Li“.
In Frankreich war Danyel Gérard in den folgenden Jahren erfolgreich mit Liedern wie „Le Gypsy“ (1973). Mit der deutschen Version „Nur ein Zigeuner“ trat er bei Rainer Holbe in der Starparade auf. 1975 gab es mit „Un grand amour“ einen weiteren großen Hit für Danyel in Frankreich. Dieses Lied entstand in Zusammenarbeit mit dem großartigen Jacques Brel. Aber das ist eine andere Geschichte …
Es folgten weitere Hits für Danyel mit „Les temps changent“ (1977), „Mélodie Mélodie“ (1978) und 1979 „Marylou“.
Danach zog Danyel Gérard sich von der Bühne zurück, um sich ganz seiner kleinen Tochter zu widmen. In der Nähe von Paris kaufte er eine Farm, wo er heute noch lebt, und gründete eine eigene Radiostation, „Music Box“. Es wird hauptsächlich Country Musik gespielt, die Musik, die Danyel schon immer geliebt hat. Diese Radiostation gibt es immer noch und wird von Danyel immer weiterentwickelt, inzwischen gibt es zusätzlich zum Radio auch ein WebTV.
2008/2009 und 2013/2014 nahm er an der seit vielen Jahren erfolgreichen Tournee „Âge tendre et têtes de bois“ teil. Zusammen mit vielen anderen Künstlern gehen diese Tourneen jeweils über ein Jahr quer durch Frankreich. Spektakulär ist Danyels Auftritt während der Show 2013/2014, als er mit einem Trike auf die Bühne fährt.
Im letzten Jahr erschien die lange angekündigte Biografie über Danyel Gérard: „Dans la lumière d’un regard“ (Im Licht eines Blickes), bisher allerdings nur auf Französisch. Geschrieben wurde das Buch von Danyels engsten Freunden, Franck Ligner und Gérard Quentin. Diese Biografie gibt es auch in Deutschland zu kaufen.
Zurzeit arbeitet Danyel Gérard mit dem Autor und Regissseur Laurent Kurzmann an einem Film, „Rien qu’une vie“. Die Filmmusik stammt von Danyel. Coronabedingt mussten die Dreharbeiten lange unterbrochen werden, wurden aber kürzlich wieder aufgenommen. Ob Danyel in dem Film zu sehen sein wird, ist noch ein Geheimnis. “Rien qu’une vie“ (Nichts als ein Leben) wird auch in Deutschland zu sehen sein.
Übrigens hat der Mann mit dem Hut im Laufe seiner langen Karriere weltweit über 50 Millionen Platten verkauft.
Man sieht, Danyel Gérard ist vieles, aber kein One-Hit-Wonder, sondern ein Künstler, der über Jahrzehnte nie weg vom Fenster war. Heute tritt er nur noch selten öffentlich auf, aber er hat auch mit 82 Jahren noch viele Ideen. Wir dürfen gespannt sein…
Danke, Daniela für diesen informativen Artikel. Da steckt sehr viel Mühe und Liebe drin. Es ist zu spüren wie schwer es für einen Fan ist, sich auf fünf Lieder zu beschränken. Wir hatten sehr viel Spaß beim Anhörer deiner Auswahl und sind uns sicher, dass viele “deinen Liebling” ein wenig näher kennengelernt haben.
“Butterfly” finden alle noch an der Spitze unserer aktuellen Ausgabe der “Hits der Woche”. Ob er wohl morgen seinen Platz verteidigen wird? Am 10. Juli um 12.00 Uhr wissen wir mehr.
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