Der Scotch-Club in Aachen war die erste Diskothek in Deutschland. WDR 4 berichtet in einem Kalenderblatt über die Diskothek, die nach Anlaufschwierigkeiten Vorbild für viele wurde.
Am 19. Oktober 1959 eröffnete in Aachen die erste Diskothek in Deutschland. Statt einer Kapelle gab es im Scotch-Club einen Diskjockey, der die Schallplatten die er auflegte höflich moderierte. Der Kölner Opernsänger, den sich der Besitzer des Restaurants ausgesucht hatte, schaffte es allerdings nicht, die Menschen am Eröffnungsabend in Stimmung zu bringen.
Schlager füllte die Tanzflächen in Deutschlands erster Diskothek
Unter den anwesenden Gäste war auch ein gewisser Klaus Quirini, der Volontär einer Aachener Tageszeitung, der vom Gastgeber gut bedient wurde und zum ersten Male Whiskey getrunken haben soll. In jedem Falle machte ihn der “Zaubertrank” mutig und er mäkelte: “Das, was der da vorne macht, ist ja zum Einschlafen!” Worauf der gefrustete Besitzer Franzkarl Schwendinger nur antwortete: “Dann geh auf die Bühne und zeig, was du kannst.” Der Gastronom hoffte wohl, dass er so wenigstens einen Verriss in der Presse vermeiden könnte, wenn diese selbst bei ihm arbeitet. Klaus Quirini war an diesem Abend so etwas wie “der Julius Cäsar von Aachen”, er kam, sah und siegte.
Einer, der damals Vorbild für den jungen Mann war, dürfte Chris Howland gewesen sein, der zu jener Zeit mit seiner bisher nie dagewesenen Art im Radio des NordWestdeutschenRundfunks die Hörer begeisterte.
Chris Howland nannte sich im Radio Heinrich Pumpernickel. Ein Heinrich wollte Klaus Quirini auch sein und nannte sich fortan nach seinem Idol. Einen Titelsong, mit dem er sein Publikum begrüsste, hatte er auch schnell zur Hand: Trude Herr mit “Oh Heinrich”.
Die Gäste kamen gut gekleidet in den Scotch-Club. Jacket und Krawatte waren für den Herrn genauso Pflicht wie ein Kleid für die Dame. Aachen war stolz auf “seinen Heinrich”, der sich bewegen konnte wie kein Zweiter. Aber der 19-jährige “Gummi-Mensch” hatte auch immer eine pfiffige Ansage parat. So zum Beispiel: “Meine Damen und Herren, wir krempeln die Hosenbeine hoch und lassen Wasser in den Saal, denn ‘Ein Schiff wird kommen’ mit Lale Andersen!”
Musik von der Schallplatte in Tanzlokalen. Diese Idee nahmen auch viele der in Deutschland stationierten Soldaten mit über den großen Teich in die USA. Und als Ende der sechziger Jahre mutige Soldaten die ersten Diskotheken in den Vereinigten Staaten eröffneten, konnte man in Aachen bereits unter 40 Discos wählen. Aachen ist die wahre Heimatstadt des “Saturday Night Fever” und Schlager die ursprüngliche Musik dieser Tanzschuppen mit Liedern von der Schallplatte.
“Plus 5” Schlager aus dem Oktober 1959
Nun wollt ihr bestimmt wissen, nach welchen Schlagern im Oktober 1959 geschwoft wurde. Der absolute Schlagerliebling zu dieser Zeit war Freddy, wie sich Freddy Quinn zu Anfang seiner Karriere schlicht nannte. Sein aktueller Hit im Oktober 1959 heißt “Die Gitarre und das Meer”.
Bestimmt hatte Diskjockey Heinrich auch für “Mr. Music” von Conny einen guten Spruch auf der Lippe.
“Souvenirs” sammelte Bill Ramsey.
Garantiert füllte auch das damals angesagte Orchester von Billy Vaughn häufig die Tanzfläche in Aachen. Der Hit im Herbst 1959 des Orchesters heißt “Aloha Oe”.
Zum Feierabend hatte Louis Armstrong einen passenden Schlager zu bieten. Zusammen mit der kleinen Gabriele hat er “Onkel Satchmos Lullabye” aufgenommen.
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