Am 13. Oktober 2024 wird Nana Mouskouri neunzig Jahre alt. Aus diesem Anlass veröffentlicht die nach Madonna mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern erfolgreichste Sängerin der Welt ihren Hit „Guten Morgen, Sonnenschein“ neu. Allerdings nicht in der selben Aufnahme wie im Jahr 1977, sondern dieses Mal arrangiert und eingespielt von dem Royal Philharmonic Orchestra London.
Der warme Klangkörper des Royal Philharmonic Orchestra London kleidet den Song in ein majestätisches, neues Klanggewand, über dem Nana Mouskouris Original-Gesang von vor 47 Jahren thront. „Es war meine künstlerische Entscheidung, meine Stimme als junge Frau, die untrennbar mit dem Original verbunden ist, wiederzuverwenden, ich wollte, dass meine Fans, aber auch ich selbst, noch einmal auf Zeitreise gehen können“, erklärt Nana heute, „ich wollte, dass der gleiche Song noch einmal in einem neuen Gewand gehört werden kann.“
Das Lied selbst basiert auf der Melodie des brasilianischen Songs „Canta Canta, Minha Gente“ von Martinho da Vila aus dem Jahr 1974. Gemeinsam mit dem deutschen Songwriter Rolf Zuckowski hatte Nana Mouskouri einen deutschen Text gedichtet, der sich in das kollektive Unterbewusstsein einer ganzen Nation einschreiben sollte.
Nana Mouskouri war 1977 bereits eine etablierte Künstlerin, nicht nur in Deutschland, wo sie 1961 mit dem Nummer-Eins-Hit „Weiße Rosen in Athen“ ihren internationalen Durchbruch gefeiert hatte – gerade einmal 16 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in welchem ihre Familie in Griechenland auf der Seite der Antifaschisten gestanden hatte. „Das erste Land, in dem ich zu einem Star wurde, war Deutschland. Meine Karriere begann ausgerechnet in dem Land, das mein Land nur wenige Jahre zuvor ins Unglück und ins Elend gestürzt hatte. Aber in Deutschland schlug mir diese Welle der Sympathie entgegen, dass ich geradezu gezwungen wurde, meine irgendwo ja doch in mir verankerte Meinung, dass die Deutschen meine Feinde wären, zu verwerfen. Und so wurde Deutschland für mich zu einem Land, das ich bis heute liebe.“
Nana Mouskouris Geschichte ist in diesem Sinne ein Paradebeispiel dafür, wie Musik Grenzen, Hass und Feindseligkeiten überwinden kann. Ihre deutschsprachigen Lieder, und in dieser Reihe nimmt „Guten Morgen, Sonnenschein“ eine besondere Rolle ein, zeichnen sich durch Optimismus, Versöhnungswille und Güte aus.
Dabei besuchte Nana zunächst in Athen das Konservatorium, um klassischen Gesang zu studieren. Maria Callas war bald eine ihrer besten Freundinnen – sie war es auch, die Nana Mouskouri mit den Worten „Es ist besser, wenn Sie sich dafür entscheiden, eine sehr gute Popsängerin zu sein als eine halbgute Opernsängerin“ ermutigte, das Konservatorium zu verlassen, um sich ganz dem Jazz zu widmen, dem Nanas Liebe in den 1950er Jahren galt.
Alleine diese Jazzaufnahmen hätten gereicht, um Nana Mouskouri, wenn auch vielleicht nur in einer Nische, einen Platz im Pantheon der Musik zu sichern. Ihr 1962 mit Quincy Jones eingespieltes und 2002 wiederveröffentlichtes Album „Nana Mouskouri in New York – The Girl From Greece Sings“, auf dem sie in englischer Sprache singt, zementierte ein für alle Mal ihren Ruf als Ausnahmesängerin auch im anspruchsvollen Jazz-Genre.
Heute, mit 89 Jahren, blickt Nana Mouskouri auf eine der eindrucksvollsten Karrieren in der Geschichte der Pop-Musik zurück. Dieser einzigartige Erfolg war möglich, weil sie früh begonnen hat, ihre engelsgleiche Stimme in vielen Sprachen zum Klingen zu bringen. So wurde sie nicht nur in Deutschland und Griechenland, sondern auch in Frankreich, England und vielen anderen Ländern ein Star.
„Guten Morgen, Sonnenschein“ ist eines von insgesamt drei neu mit dem Royal Symphonic Orchestra London eingespielten Liedern in deutscher Sprache – die anderen beiden sind „Weiße Rosen in Athen“ und „Ave Maria“ aus dem Liederbuch von Franz Schubert. Für ihr am 11.10.2024 erscheinendes Album „Happy Birthday, Nana“ hat Nana Mouskouri persönlich ihre zwanzig liebsten deutschen Lieder versammelt und außerdem das Lied „Pios échi Dakria“ neu in Griechisch eingesungen.
Es ist ein Geburtstagsgeschenk von Nana Mouskouri an ihre Fans, das uns daran erinnert, wie verbindend, überwindend und tröstend eine Stimme auch noch nach Dekaden klingt – wenn es sich um eine Jahrhundertstimme wie ihre handelt.