Am 23. November 1970 werden Mungo Jerry in Frankreich für 1 Millionen verkaufter Singles von “In The Summertime” mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
Mungo Jerry mit “In The Summertime”
9. Januar 1947, Gitarrist Paul King wird in Dagenham, Vereinigtes Königreich, geboren.
21. März 1946, Ray Dorset kommt in Ashford, England, zur Welt.
6. Mai 1942, der Pianist Colin Earl kommt in Hampton Court, London, England, zur Welt
22. Mai 1970, die Single “In The Summertime” wird in England veröffentlicht.
6. Juni 1970, “In The Summertime” steigt in die britischen Charts ein.
13. Juni 1970, der Hit klettert auf Platz 1 in England.
13. Juli 1970, nun steht der Hit auch in den Deutschen Charts.
15. August 1970, “In The Summertime” steht auf Platz 1 in Deutschland.
23. November 1970, in Frankreich werden Mungo Jerry für 1 Millionen verkaufter Singles von “In The Summertime” mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet.
„Old Possums Katzenbuch“ von T.S Elliot war nicht nur Lektüre für Andrew Lloyd Webber, sondern auch für Ray Dorset. Beide griffen auf das Buch zurück, als sie ihre wohl größten Erfolge in Angriff nahmen. Bei dem Musical-Komponisten war es die Grundlage für das Musical „Cats“, das ihm zumindest hier in Deutschland die meisten Fans einbrachte, während Ray Dorset sich den Namen einer der Katzen aussuchte, um daraus den Namen für seine Band schuf: Aus Mungojerrie wurde Mungo Jerry.
Bis zu diesem Zeitpunkt spielte die Band, zu der neben Ray Dorset, Mike Cole am Kontrabass, Paul King an der Gitarre, Joe Rush spielte Waschbrett und Percussion sowie Colin Earl an Klavier oder Keyboards zählten, unter dem Namen Good Earth. Ray Dorset und Colin Earl spielten bereits seit geraumer Zeit zusammen in ungezählten anderen Bands, die mal mehr, mal weniger beachtet wurden.
Good Earth war allerdings schon so gut, dass Barry Murray, ein Freund von Ray Dorset, den beiden professionellen Mitgliedern dieser Band einen Plattenvertrag anbot, wenn sie sich sinnvoll ergänzen würden. Barry Murray sollte für das etablierte und immer ein wenig chaotische Label PYE, ein neues Label mit dem Namen Janus in Großbritannien etablieren. Mungo Jerry wurde die erste Band, die vom neuen Label einen Vertrag erhielt.
Ohne ein Album vorweisen zu können reichten die Beziehungen aus, die Newcomer bei einem Festival im Mai 1970 unterzubringen. Dort traten sie gemeinsam mit so populären Interpreten wie Black Sabbath, The Free, Ginger Baker’s Air Force, Colosseum, Family, Traffic, Jose Feliciano sowie Grateful Dead, die zum ersten Mal in Europa auftraten. Nach dem ersten Abend wurden die Besucher aufgefordert, die Band des Abends zu bestimmen. Auch wenn Mungo Jerry zwischenzeitlich mit „In The Summertime“ ihre erste Single auf den Markt gebracht hatten, waren sie nur als Vorgruppe der großen Stars geplant. Die Zuschauer des Festivals wählten sie nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt sofort zur Band des Abends. Die Presse hatte ihre Sensation und sprach sofort von der „Mungomania“, denn 15.000 Besucher konnten sich nicht irren, da war etwas Großes am Start.
„In The Summertime“ hatte Ray Dorset bereits 1968 komponiert und dem Titel keine große Bedeutung zugeschrieben. Es ging auch nicht um Sonnenbad und Schwimmen gehen, sondern um ein sorgloses Leben. Heute würde man sagen, in den Tag chillen und sich um die wirklich wichtigen Sachen im Leben eines Jugendlichen – Alkohol, Autos und natürlich Mädchen – kümmern. Deshalb wollten die Bandmitglieder auch „Mighty Man“ als A-Seite ihrer ersten Single durchsetzen, doch der Produzent und Verantwortliche Barry Murray ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass „In The Summertime“ der passende Song für sein neues Label sein sollte.
Wie Recht er hatte: Die von der Presse aus der Taufe gehobene „Mungomania“ sorgte dafür, dass der Song am 6. Juni 1970 in die britischen Charts einstieg. Bereits eine Woche später stand der Song auf Platz 1 und blieb dort auch den Sommer über, ganz genau 12 Wochen lang. Eine wirkliche Sensation. Auch der Rest der Welt war von dem Song sofort begeistert. Seine Erfolgswelle dauerte bis in die Weihnachtszeit hinein. „In The Summertime“ wurde der Hit des Jahres. Durch den Erfolg des Songs entstand der Begriff „Sommerhit“.
Für viele ist der Song von Ray Dorset, der bis heute mit verschiedenen Begleitmusikern oder auch Solo als Mungo Jerry auftritt, der beste Sommerhit aller Zeiten, was viele Umfragen auch bestätigten. Eines ärgert Ray Dorset bei allem Erfolg seines Songs dann doch, denn für viele gilt Mungo Jerry als One Hit Wonder. Top 10 Hits wie „Baby Jump“, „Lady Rose“, „Alright Alright Alright“, „You Don’t Have To Be In The Army To Fight In The War“, „Open Up“ usw. beweisen das Gegenteil.
Dass “In The Summertime” bis heute für viele aktuelle Musiker eine Bedeutung hat, bewies gerade George Ezra bei einem Besuch bei der BBC.
Exklusiv Interview mit Ray Dorset zu “In The Summertime”
Zum 50-jährigen Jubiläum hatten wir die Möglichkeit, mit Ray Dorset über den großen Hit seiner Karriere zu sprechen:
Stimmt es, dass du “In The Summertime” bereits 1968 geschrieben hast?
Ray Dorset: Ich habe es wahrscheinlich im Frühling 1969 geschrieben, ich habe mir die Melodie am Abend ausgedacht. Ich lebte in einer Maisonettenwohnung, die ich von meinem lieben Freund Joe Rush gekauft habe. Er ist dieses Jahr leider verstorben. Ich vermisse ihn sehr.
Wir hatten eine lachsrosa Fender Stratocaster (Gitarre) in einem Musikgeschäft in West-London gesehen. Sie kostete mich 75 Pfund Kaution. Joe lieh mir die Kaution, damit ich die Gitarre auf Raten abbezahlen konnte. Die Kaution für die Gitarre kostete mehr als der dreiteilige Anzug, den ich für 39 Pfund in der Feltham-Filiale des Tescos-Supermarkts gekauft hatte.
Ich habe an der Gitarre in D-Dur herumgespielt, als mir die Melodie in den Sinn kam. Sie war einfach da!
Als ich am nächsten Tag im Timex-Forschungslabor, wo ich zu dieser Zeit angestellt war, an meinem Schreibtisch saß, schoß mir die Melodie wieder durch den Kopf. Ich konnte es gar nicht erwarten, um nach der Arbeit einen Text für diesen Ohrwurm zu schreiben. Die Verse waren, genau wie die Melodie tags zuvor, bereits da. Ich musste sie einfach nur niederschreiben.
Deshalb habe ich in vielen Interviews gesagt, dass die Fertigstellung von „In The Summertime“ alles in allem nur 10 Minuten gedauert hat.
Es heißt, dass ihr von der Band lieber “Mighty Man” als A-Seite eurer Debüt-Single genommen hättet.
Ray Dorset: „Mighty Man“ ist ein Song der auf der Bühne entstanden ist. Wir spielten einen Auftritt bei einer Krankenschwester der Royal Air Force in Swindon, Wiltshire. Die Stimmung war perfekt, wir hatten unser Repertoire bereits durchgespielt, als man uns nicht von der Bühne lassen wollte. Die Jungs der Band fragten mich, was wir nun spielen sollten. Da ich das Mundharmonika-Geschirr um den Hals hatte, das aus einer C-Blues-Harfe und einem Kazoo bestand, spielte ich einfach einen rhythmischen Groove auf der Gitarre und begann spontan, den melodischen Hook auf dem Kazoo nach zwölf Takten zu schlagen. Dann begann ich zu singen was mir gerade durch den Kopf schoss. Die Zuschauer machten sofort mit und feierten, dass ich mich wie ein „Mighty Man“ fühlte. Nach diesem Auftritt wurde der Song zu einem Highlight bei jedem Auftritt, bei dem wir später auftraten. Weil der Song so unglaublich gut bei den Auftritten ankam, waren wir davon überzeugt: Wenn wir jemals die Möglichkeit bekommen sollten, eine Single aufzunehmen, dann muss es „Mighty Man“ sein.
Als wir von Barry Murray eingeladen wurden, ein paar Songs in den Pye Recording Studios als Aufnahmetest zu spielen, war „Mighty Man“ zusammen mit „Peace In The Country“, der Song, den wir aufgenommen haben.
Einen Tag nachdem “In The Summertime” in Großbritannien veröffentlicht wurde, habt ihr den Song direkt vor Live-Publikum gespielt.
Ray Dorset: Die Wahrheit ist, wenn ich mich nicht total irre, haben wir auf dem mittlerweile legendären Hollywood Festival „In The Summertime“ gar nicht gespielt. In jedem Fall war natürlich „Mighty Man“ dabei.
Das müssen wir ja dann auch in unserer Song-Geschichte ändern. Trotzdem hat dieses Festival zu eurer plötzlichen Popularität beigetragen. Sind noch Erinnerungen an diesen Auftritt geblieben?
Ray Dorset: Diese Show, die wir am 23. Mai 1970 gegeben haben, wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Wir kamen schon euphorisch an, schließlich hatten wir gerade unsere erste eigene Schallplatte veröffentlicht. 35.000 Zuschauer haben uns begeistert empfangen. Vom ersten Ton an klatschten alle mit und klopften und stampften auf allem, was der Rhythmus unserer Songs vorgab. Der Groove ging wie von Zauberhand auf das Publikum über. Die Zuschauer waren geradezu hörig bei diesem Auftritt. Als ich vor lauter Begeisterung „Zieht euch aus“ in die Menge rief, taten es viele im Publikum. Dabei war es nur ein Spruch, den ich gerne gebraucht habe, wenn ich dem Publikum sagen möchte, dass sie ihre Hemmungen ablegen sollen.
Die Presse sprach nach diesem Festival von “Mungomania”.
Ray Dorset: Es liegt wohl in der Sache jedes Journalisten, die Aufmerksamkeit ihrer potenziellen Leser auf sich zu ziehen. So hat der Redakteur, der über das Festival in Soley geschrieben hat, diesen Begriff kreiert.
Der Erfolg kam für euch somit im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht. Wenig später stand “In The Summertime” in den Charts, um in der 2. Woche bereits auf Platz 1 zu stehen. Kann man bei so plötzlichem Erfolg auf dem Boden bleiben?
Ray Dorset: Ich hatte nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, was passiert war. Mein Kopf war wahrscheinlich lange Zeit „in den Wolken“.
Bis dahin habe ich noch nie in einem Flugzeug gesessen. Wir flogen zu einem Auftritt nach Hamburg. Auf dem Rückflug saß ich neben Spencer Davis. Er hatte Welthits mit der Spencer Davis Group wie „Keep on Running“ und „Somebody Help Me“, die übrigens der verstorbene Jackie Edwards komponiert hat. Spencer und ich hatten uns viel zu erzählen während des kurzen Fluges. In den vergangenen 50 Jahren haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt und die Erinnerung an diesen ersten Auftritt außerhalb von Großbritannien werde ich auch nie vergessen.
Welche Erinnerungen hast du an euren ersten Auftritt in Deutschland?
Ray Dorset: Der Auftritt beim Festival in Hamburg war eher kühl (es war wahrscheinlich auf dem verregneten „Love & Peace – Festival“ auf Fehmarn). Fasziniert hat mich an Hamburg ein schwarz-weißer Festival-Flieger mit einem Bild von mir, das aus mehreren Teilen bestand.
Gut erinnere ich mich an einen wenig späteren Auftritt bei einem Festival in Aachen. Dort spielte das Publikum verrückt. Es war riesig.
Was ist aus den anderen Bandmitgliedern geworden?
Ray Dorset: Ich spreche nicht gern über die anderen Bandmitglieder der ersten Stunde. Der Grund ist, dass Colin Earl und Paul King einen misslungenen Versuch unternommen haben, den Namen Mungo Jerry zu entführen, um mich aus der Band zu verdrängen. Heute verbindet man den Namen Mungo Jerry nur noch mit mir. Ich bin heute Mungo Jerry, der Künster und Frontmann. Dazu bleibe ich Ray Dorset, der Komponist und Produzent.
Liege ich richtig, wenn ich sage, dass du ein Blues-Musiker bist? Lässt sich der fröhliche Groove der Mungo Jerry-Hits mit dem traurigen Blues vereinbaren?
Ray Dorset: Für mich gibt es keine Barrieren im Bezug auf Musik-Genres. Wenn ich in die Stimmung und den Groove eines Stils eintauchen kann, würde ich mit Sicherheit versuchen, etwas in diesem Stil zu krieren.
“In The Summertime” feiert dieses Jahr 50. Geburtstag. Welche Bedeutung hat dieser Song für dich heute?
Ray Dorset: Dieses Lied hat buchstäblich Millionen von Menschen auf der ganzen Welt Freude beschert und ist mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. 50 Jahre, das sind fünf Generationen, die dieser Song verbindet. Das bleibende Gefühl des Liedes ist in erster Linie das der Liebe, des Friedens, des Glücks und der Feier des Lebens.
Mehr kann ein Song nicht erreichen. Zum 50-jährigen Jubiläum des Songs kam Rays Sohn James auf die Idee, seinem Vater eine Jubiläums-Version zu präsentieren.
Was wird es schön, wenn wir diesen Sommer-Klassiker an einem Sommerabend am Strand feiern könnten.
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