Ruth Brown / Cliff Richard mit “Lucky Lips” in den Song-Geschichten 208

Es ist die Geschichte der “Andrea Doria”, des Komponisten Mike Stoller und seinem Partner Jerry Leiber, die u.a. den Song

“Lucky Lips” für Ruth Brown

geschrieben haben, den später Cliff Richard coverte.

25. Juli 1956, Mike Stoller überlebt die Schiffskatastrophe der “Andrea Doria”.

Viele der Songs die Jerry Leiber und Mike Stoller während ihrer Selbstständigkeit mit dem Plattenlabel Spark Records aufnahmen, wurden Jahre später mit leichten Veränderungen Millionenhits. Seit sich ihre Komposition „Hound Dog“, die sie für Big Mama Thornton geschrieben hatten, 500.000 mal verkauft hatte, waren beide davon überzeugt, dass sie ein perfektes Team bildeten und wollten sich nichts mehr von irgendwelchen Produzenten ihre Musik kaputt machen lassen. Genau deshalb gingen sie das Risiko ein, eine eigenes Label zu gründen.

Der Erfolg in dieser Zeit hielt sich in Grenzen. Dennoch war ihr Schritt in die Selbstständigkeit das Sprungbrett zu einem lukrativen Vertrag, der ihnen viele Freiheiten ermöglichte. Der Bruder von Ahmet Ertegün, dem Besitzer von Antlantic Records, hörte ihre Kompositionen und war begeistert. Also rief er ihn an und überredete ihn, das Komponisten-Team unter Vertrag zu nehmen. Im November wurde das Label von Leiber/Stoller von Atlantic Records übernommen.

Mike Stoller leistete sich von dem Geld, das die Komponisten aus dem Verkauf ihres Labels erzielten, eine Kreuzfahrt mit seiner Ehefrau Meryl auf dem italienischen Luxusschiff „Andrea Doria“. Genau dieses Schiff sollte auf der gemeinsamen Traumfahrt mit einem anderen Schiff kollidieren und einen Tag später untergehen. Dieses Unglück kostete 46 Menschen das Leben. Doch die meisten der 1134 Passagieren und 572 Besatzungsmitgliedern überlebten das Unglück.

Das bedeutete auch großes Glück für die Liebhaber der Popmusik. Nicht, weil „Hound Dog“ gerade mit Elvis Presley die Charts stürmte, sondern weil Mike Stoller zusammen mit seinem Freund und Partner noch zahlreiche weitere Hits schreiben sollte. Es dürfte eine dreistellige Zahl an Hits sein, die den Sprung in die Charts geschafft haben. Für Elvis waren es wenig später „Jailhouse Rock“, „Kid Creole“ und „Don’t“, für Ben E. Kind u.a. „Stand By Me“, für die Coasters Hits wie „Charlie Brown“ und unglaublich viele weitere Titel.

Eine der ersten Aufgaben nach den schweren Unglück war für das Team Leiber/Stolle eine Nachfolge-Single für die Sängerin Ruth Brown zu finden. Die beiden Produzenten hatten einen von ihnen geschriebenen Song ausgewählt. In „Lucky Lips“ geht es darum, dass glückliche Lippen, gemeint ist natürlich ein Lächeln, Basis für eine sorglose Liebe sind und man auf diese Weise ein gebrochenes Herz vermeidet. Der Song wurde am 25. September 1956 in den New Yorker Atlantic-Studios produziert und kam im Januar 1957 auf den Markt. Am 23. Februar stieg der Song in die Billboard-Charts ein und kletterte bis auf Platz 26.

Eine solche Geschichte genügt doch wohl für einen Song des Tages oder soll es noch eine kleine Zugabe geben? Ihr ahnt es längst. Das Team des englische Sänger Cliff Richard, der mit seinen Begleitband The Shadows ähnlich erfolgreich ist wie Elvis Presley mit den Jordaners, werden auf den Song aufmerksam. Es sollte allerdings noch einige Zeit dauern bis er genau mit diesem Titel und einem deutschen Text auch in Deutschland zum Teenie-Idol wurde. „Rote Lippen soll man küssen“ wird dann aber eine eigene Song-Geschichte. Das hat er schließlich verdient.