Hans R. Beierlein in den Menschen des Tages, * 19.04.1929, † 05.08.2022

Wahrscheinlich war Hans R. Beierlein der kreativste und wohl auch mächtigste Mann der deutschen Unterhaltungsindustrie in den vergangenen 60 Jahren. Udo Jürgens sagte über ihn: “Er war der Erste, der mein Talent erkannt hat.” Er war viel mehr als nur ein Manager, er war ein Macher.

Herzlichen Glückwunsch, Hans R. Beierlein

Im Interview mit Wolfgang Hofer (“Trödler Abraham”), der ebenfalls vorübergehend von Hans R. Beierlein gemanagt wurde, erinnerte sich der Sänger, Komponist und vor allem Texter: “Dieser Mann war auf seine Art und Weise ein Genie. Er war so etwas von „unkünstlerisch“, aber er konnte – und das ist für mich wirklich Kunst – etwas befördern. Er konnte Leute zusammenbringen und denen sagen, macht jetzt einmal etwas und dann schauen wir einmal weiter.
Er hat Udo Jürgens mit mir zusammengebracht, als ich noch ein Jugendlicher, fast noch ein Kind war. So kam Udo Jürgens auf die Schiene mit den ernsthaften Texten. Das war ein Verdienst von Hans Beierlein.
Die Plattenfirma hatte Udo gesagt, du musst Kitsch singen, die Liebe ist rosa und der Himmel ist blau. Hans Beierlein hat gesagt, wir müssen etwas anderes machen und dabei kam dann so etwas heraus wie „Lieb Vaterland magst ruhig sein“.
Genau das hat er gemacht. Er hat unheimlich viel bewegt. Natürlich hat er auch Kitsch produziert im Genre der Volksmusik. Alles zu seiner Zeit und alles am rechten Ort. Er war ein Macher wie ich ihn heute nirgendwo mehr sehe.”

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https://youtu.be/xPDxP2ASy44


Der Journalist, Medienmanager und Musikverleger Hans R. Beierlein leitete unter anderem die deutsche Filiale des französischen Plattenlabels Vogue als er 1963 den österreichischen Sänger und Komponisten Udo Jürgens unter Vertrag nahm. Beide setzten sich ein gemeinsames Ziel, nämlich vom ersten gemeinsamen Projekt, einer Single, 25.000 Stück zu verkaufen. Dann würde es weitergehen. Zuvor hatte ihm Udo Jürgens ein Band mit eigenen Stücken vorgespielt, von dem vor allem der Song “Tausend Träume” den immer auf der Überholspur fahrenden Musikmanager überzeugte. Um das Ziel zu erreichen, setzte Beierlein den Titel auf die B-Seite und wählte für die A-Seite die deutsche Version des aktuellen Elvis Presley-Hits “Kiss Me Quick”.

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https://www.youtube.com/watch?v=ryTzTKeouFQ


Zu dieser Zeit war es in den deutschen Verkaufs-Charts noch gegeben, dass die Original-Versionen eines Songs (Internationaler Hit und deutsche Original Version) zusammengefasst wurden. Mit Elvis Presley an der Seite war es garantiert, dass Hans R. Beierleins Schützling Udo Jürgens nun jedem schnell bekannt würde. Einen besseren Paten als Elvis gab es 1963 nicht. Und wer konnte es besser wissen als Hans R. Beierlein, der die Zeitschrift “Musikmarkt” 1959 mit der ersten deutschen Hitparade selbst gegründet hatte.

Die Single verkaufte sich nicht nur 25.000, sondern 75.000 mal und das frisch gestartete Team blieb für die nächsten Jahre zusammen. “Kiss Me Quick” kletterte bis auf Platz 3 in den deutschen Verkaufscharts und als Interpreten waren in allen Plattengeschäften Elvis Presley und Udo Jürgens angegeben. Eine bessere Werbung konnte es im ersten Schritt nicht geben.

Die Rückseite der Single hatte eine besondere Bedeutung für den Komponisten und Sänger: “Tausend Träume”.

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https://youtu.be/8zdzdH4lif8


“Tausend Träume” hatte bei der Show zu seinem 70. Geburtstag etwas bei Udo Jürgens bewegt. Ganz gewiss war es (auch) die gemeinsame Zeit mit dem heutigen Geburtstagskind. Wir wissen, dass die gemeinsame Zeit irgendwann zu Ende war und 1977 wenig glücklich endete. Das Gras, das über diese Geschehnisse gewachsen ist, ist so gepflegt, dass wir an einem Tag wie diesem ganz gewiss nichts wieder aufreißen wollen. Außerdem haben sich die Beiden wieder versöhnt und in späteren Gesprächen an die großen gemeinsamen Erfolge wie den Sieg beim Grand Prixde la Chanson 1966 mit “Merci Cherie” oder die ersten erfolgreichen Tourneen, den Bademantel für die Zugaben usw. gedacht.

Musikverlag Montana – Ideen liegen auf der Straße

In der gemeinsamen Zeit hat sich die Zahl der französischen Künstler, mit denen er bereits vor seiner Zeit mit Udo Jürgens erfolgreich kooperierte, ebenso erhöht wie die Zahl deutschsprachiger Sängerinnen und Sänger, die mit dem Musikverlag Monana zusammenarbeiten. Zu diesen zählten die französischen Legenden Gilbert Becaud, Charles Aznavour, Michel Sardou und Francoise Hardy sowie deutsche Top Stars Heino, Esther & Abi Ofarim, Andre Heller u.v.a. Außerdem entdeckte er die Sängerin Alexandra, die mit dem Udo Jürgens Titel “Illusionen” begeisterte.

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https://www.youtube.com/watch?v=XUgv3jlrRng


“Ideen liegen auf der Straße”, lautet einer der Leitsprüche von Hans R. Beierlein. Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1972 Europameister wurde und zwei Jahre später die WM im eigenen Lande haben sollte, lag es für einen Mann, der auch auf die Straße schaut, um die Perlen, die dort liegen, aufzuheben, klar: Die Nationalmannschaft muss innerhalb der kommenden zwei Jahre besser vermarktet werden. So gab er Produzent Jack White den Auftrag einen Hit und ein Album mit den Lieblingen der Nation zu schaffen.

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https://www.youtube.com/watch?v=v19ZyiZpSEw


Hans R. Beierlein hatte nun seinen Fuß in der DFB-Zentrale in Frankfurt. Für die Weltmeisterschaft 1978 gab es eine gemeinsame Produktion von der Nationalmannschaft und Udo Jürgens.  1985 schloss er mit den Verantwortlichen des größten Sportbunds der Welt einen Vertrag über die Fußballübertragungsrechte der Länderspiele der Nationalmannschaft sowie des DFB-Pokals.


Grand Prix der Volksmusik

Parallel nutzte er das angebliche Desinteresse an deutschem Schlager und organisierte ein “Schnulzen-Imperium”. 1986 rief er den “Grand Prix der Volksmusik” ins Leben und sorgte dafür, dass die nachkommenden Schlager-Talente wie Stefanie Hertel, Patrick Lindner, Stefan Mross, Florian Silbereisen usw. nicht Schlagersänger, sondern Volksmusikanten wurden. Neben dem “Grand Prix”, der zwischenzeitlich sogar beliebter und erfolgreicher war als sein europäisches Vorbild, schaffte er mit seinem Team, das heute von seiner rechten Hand Bizzi Nießlein geleitet wird, noch die “Krone der Volksmusik”, eine TV-Show mit “den Besten der Besten”.

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https://www.youtube.com/watch?v=6usANfzF-Hg


Wenn man nach Hans R. Beierlein auf youtube sucht, gibt es kein einziges Interview mit dem Mann, der mit seinem “Lieschen Müller – Näschen” den Erfolg gepachtet hat. Er schaut nicht nur auf die Straße, sondern weiß genau, was den Menschen gefällt. Genau das setzt er in die Tat um. Wer nun denkt, dass man von dem Mann zum Ende seines Lebens kaum noch etwas gehört hat, sollte sich so manche Bewegung in der Szene genauer betrachten: In jedem Falle ist er Florian Silbereisen und Stefan Mross wohl gesonnen, schließlich sind es Kinder seiner Volksmusik-Idee.

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https://youtu.be/g2wZHeX6VQQ
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https://youtu.be/mD9CDotVGS8


In einem Nachruf von Hubert Bücken auf seiner Homepage “Montana” bekommen wir auch zu hören, warum er sich still verabschiedete: Seine Meinung über das deutsche Showgewerbe hatte sich da längst verfestigt: „Die Profis sterben aus, die Arschlöcher vermehren sich wie die Kaninchen.“

Hochachtung vor ihrem Schaffen, Hans R. Beierlein. Ruhe in Frieden

Foto: Monatana

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