Bell Book & Candle: Exklusiv-Interview

Exklusiv-Interview mit Jana Groß, der Sängerin von Band Bell Book & Candle.

Es ist schon eine kleine Ewigkeit her, da hörte man “Rescue Me” im Radio, dann wenig später wieder, dann immer wieder und das jedes Mal mit Begeisterung. Da war mal wieder eine junge Band, die etwas Gutes für die Gehörgänge produziert hatte. Auch die Musiksender VIVA und MTV fuhren auf das Trio aus Berlin ab. Die Single der Gruppe, die sich aus Sängerin Jana Groß, Gitarrist und Drummer Andy Birr und Bassist Hendrik Röder zusammensetzte, wurde ein Riesenhit. Auch das Album “Read My Sign” war etwas Neues in den 90er Jahren und die Band, deren Mitglieder sich schon aus Sandkastenzeiten kennen, war in aller Munde. Bell Book & Candle wurden durch den großen Erfolg nicht übermütig, denn Erfolg war keine große Unbekannte für die drei, denn die beiden Männer sind die Söhne der Puhdys-Legenden Dieter “Maschine” Birr beziehungsweise Peter “Eingehängt” Meyer.

Diese mit auf den Weg bekommene Erfahrung führte die Band in die weite Welt hinaus. Sie waren als Vorband von Whitney Houston und Roxette unterwegs und spielten ungezählte Live-Konzerte. Nach mehreren Alben starteten sie eine mehrjährige Unplugged-Tour, um nun mit einer Riesenüberraschung aufzuwarten. Bell Book und Candle singen Deutsch!

Bisher habt ihr in kurzen, regelmäßigen Abständen eure Alben herausgebracht. Auf das aktuelle Album mussten die Fans vier Jahre warten. Das ist eine lange Zeit!

Jana: Auf jeden Fall! Wir sind die letzten 13 Jahre sehr viel mit unserem Unplugged-Programm unterwegs gewesen und hatten weniger kreative Phasen. Seit 2017 hat uns dann aber der Ehrgeiz gepackt und wir haben begonnen, wieder gemeinsam Songs zu schreiben.

Pop- und Rockmusik mit deutschen Texten sind für euch seit Kindesbeinen etwas alltägliches. Nun habt ihr euch endlich auch selbst getraut. Wie seid ihr mit dem Ergebnis zufrieden?

Jana: Sehr! Denn allgemein geht es doch im Leben darum, Zufriedenheit zu erlangen. Das ist für uns die Grundlage – auch beim Musikzieren.

Und wie sieht es mit den Reaktionen der Fans aus?

Jana: Das war schon erstaunlich positiv, denn nachdem wir die ersten Konzerte mit deutschem Programm gespielt haben, gab es ganz direkte Reaktionen auf unsere Songs und Texte. Das ging vom Berührtwerden bis zum Sich-darin-wiederfinden und das macht uns natürlich sehr froh und bestärkt uns.

Ihr habe gerade die ersten Konzerte gespielt. Alle Erfahrungen positiv oder gab es auch negative Stimmen?

Jana: Also falls es negative Auffassungen gibt, werden sie uns nicht übermittelt. Besonders honoriert wird aber die Art der Darbietung, also die nunmehr wieder laute Form mit einem kurzen Unplugged-Teil. Scheinbar hatten die Fans genug vom Sitzen…;-))

Ihr seid ja fest verwurzelt mit den Puhdys. Sind sie nicht sogar die Plattenbosse eures Labels? Was haben die zu eurer Entscheidung, deutsch zu singen gesagt und wie gefällt ihnen „Wie wir sind“.

Jana: Die Puhdys sind zwar Väter von Henne und Andy, aber waren nie Chefs unseres Labels. 2005 haben wir unser Album „bigger“ bei multirecords veröffentlicht, wo auch die Papis ihre CD zu dieser Zeit rausgebracht haben. Nun sind wir beim Label Airforce1 in Berlin, die Teil von Universal sind. Die Puhdys-Väter sind aber beide sehr begeistert von den Songs und Texten und besuchen auch oft unsere Konzerte.

Huch, da habe ich wohl etwas falsch gelesen. Dann war es nur die selbe Firma die euch verbindet. Entschuldigung! Also schnell zurück zum Thema, eurem Album “Wie wir sind”. Wie seid ihr denn? Wie würdest du euch als Band und auch als Personen beschreiben?

Jana: Wir sind seit Kindertagen Freude, die 1994 eine Band gegründet haben und durch viele schöne, wie auch schwierige Zeiten nie den Glauben an uns und unsere Freundschaft verloren haben. Also eigentlich ganz normale Menschen mit einem einzigartigen Beruf.

Bei deutschen Texten habt ihr zwar eine angeblich unmusikalische Sprache gewählt. Sind die Aussagen des neuen Albums dennoch tiefer und ehrlicher als wenn man in einer fremden Sprache schreibt?

Jana: Sicher kann man in der deutschen Sprache auch mal sperrig sein, es muß sich nicht alles reimen. Diese Entspanntheit hat durchaus zu nachdenklicheren Zeilen und realen Geschichten geführt. Ich hab aber auch die englischen Texte wohlüberlegt geschrieben.

Wobei es sicher auch komplett sinnentleerte Lieder auf der Welt gibt, die eine Menge Spaß machen!

Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?

Jana: Das sind alle ruhigeren Songs, da fühl ich mich sehr zuhause. Live macht es dann aber auch wieder große Freude, einfach zu den schnelleren Songs zu tanzen und die Menschen vor der Bühne singen zu hören!

Ausgekoppelt habt ihr bisher den Titelsong des Albums und „Liebeslied“, das du als eine Hommage an eure Fans bezeichnest. Gibt es diesen Freund für dich, bei dem du dein Herz ausschütten kannst?

Jana: Da gibt es unterschiedliche Freunde für unterschiedliche Situationen. Die habe ich zu verschieden Zeiten meines Lebens getroffen. Das kennt sicher jeder und es ist ein großer Segen, solche Menschen als Begleitung zu wissen.

Welche Themen behandelt ihr sonst noch auf dem aktuellen Album? In wieweit sind sie biografisch?

Jana: Es geht um alles, was wir zusammen durch die Jahre erlebt haben, worüber wir nachdenken, was uns traurig macht. Es ist ein schönes Spektrum und ich hoffe, uns gehen da auch in den nächsten Jahren die Erlebnisse nicht aus!

Was sagt die nahe Zukunft. Wird es weitere Auftritte, eventuell sogar eine ausgedehnte Tournee geben?

Jana: Wir sind das ganze Jahr hindurch mit dem Programm des neuen Albums unterwegs. Oft sind das eigene Konzerte, aber wir spielen auch viele Festivals, Stadtfeste usw. Eigentlich alles wie immer, nur jetzt sofort verständlich für unsere Nachbarn.

Und dann beginnt die Arbeit am nächsten Album. Wird es wieder ein deutschsprachiges sein?

Jana: Das weiß ich jetzt noch nicht. Wir leben zwar nicht ganz planlos, versuchen aber immer, den Tag zu genießen, auszuschöpfen und sehen dann weiter.

Es gibt die Interviews nach denen man geschafft ist und manche, da bekommt man Lust, das ganze Album mehrfach zu hören, weil einem der Gesprächspartner nach dem Interview super sympathisch ist und man hofft, noch mehr über diese Gesprächspartnerin zu erfahren.

Das war ein solches Gespräch. Ich höre mir jetzt noch ein bis drei mal in Ruhe Bell Book & Candle an. Vielen Dank, Jana!

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