Beautiful Sunday: Henner Hoier erzählt seine Geschichte unseres Titelsongs.

Die Song-Geschichten zählen zu den beliebtesten Artikeln, die wir euch regelmäßig bieten. Ab sofort wollen wir euch jeden Sonntag eine Geschichte zu einem Song von Interpreten, Komponisten, Produzenten oder sonstigen Beteiligten präsentieren.

Von Henner Hoier, dem ehemaligen Sänger der Les Humphries Singers, der Rattles und der Rivets haben wir gleich drei Storys erzählt bekommen. Mit der seines großen Erfolgs beim Ausflug in den Schlager fangen wir an, weil dieser Titel unserer Serie seinen Namen gibt: “Beautiful Sunday”.

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https://youtu.be/EEni_ZUvF5o


Henner hat uns zu sich nach Hause eingeladen. In Hamburg Altona besitzt er eine Wohnung, in dem ein kleines Studio den Mittelpunkt bildet. Dort haben wir es uns gemütlich gemacht. Nach einer besonderen Geschichte zum Rattles-Hit “The Witch” und einem Ausflug in die Zeit der Les Humphries Singers, in der es um die Geschichte des Hits “Rock My Soul” ging, fand der Sänger und Komponist auch noch Zeit, die “ZDF-Hitparade” für uns aufleben zu lassen.

“Wie bist du denn überhaupt auf dem ‘Beautiful Sunday’ gekommen”, fragte ich zunächst. Alle Zwischenfragen sind im Artikel kursiv geschrieben.

Der Grund, dass ich die Les Humphries Singers verlassen habe, war, dass ich mich auf das Komponieren konzentrieren wollte. Ich war bereits ordentliches Mitglied bei der GEMA und hatte den festen Entschluss gefasst, mein Brot mit dem Schreiben von Songs zu verdienen. Da ich viele Jobs als Chorsänger hatte, konnte ich mir diesen Schritt auch leisten. Einer meiner Auftraggeber war zum Beispiel Hansi Last. Es gibt wohl kaum ein Album von James Last, auf dem ich nicht gesungen habe. Hansi war ein fairer Mann. Wer für ihn gearbeitet hat, bekam es auch anständig bezahlt.

Zurück zum “Beautiful Sunday”: Ich habe den Titel von Daniel Boone im Radio gehört und habe sofort meinen Verleger angerufen und ihm gesagt: „Diesen Titel will ich haben“.

Da warst du doch noch kein Schlagersänger!

Doch damals gehörte ich schon zu den Kammersängern. Wir haben in den Bands immer gelästert, dass alle Schlagersänger sich benehmen wir die Kammersänger. Mit „O la la“ habe ich zu dieser Zeit bereits meinen ersten Schlager bei der Polydor veröffentlicht gehabt.

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https://www.youtube.com/watch?v=BQUlwCcA9XY
Die Debüt-Single vom Schlagersänger Henner Hoier heißt “Oh la la la”. Er hat diesen Song selbst geschrieben.


Damals haben viele den ganzen Tag internationale Hits gehört, um sich die Rechte für Deutschland zu sichern. Ich habe “Beautiful Sunday” von Daniel Boone im Radio gehört und wusste sofort, dass ist der Song, den ich auf Deutsch singen möchte.

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https://youtu.be/hU4bwT8v_sQ
Das Original von “Beautiful Sunday” stammt von Daniel Boone.


Ich weiß es noch ganz genau, dass es an einem Freitag war, als ich meinen Verlag angerufen habe, damit er sich das Recht auf „Beautiful Sunday“ sichern sollte. Natürlich lief am Freitag nichts mehr. Allein bei der Erinnerung an dieses Wochenende komme ich ins Schwitzen. Hast du eine Vorstellung, was es bedeutet, ein ganzes Wochenende damit zu verbringen, ob man diesen Hit singen darf oder nicht. Wenn man überlegt wie die Zeit seit damals verflogen ist, dann ist es schon verrückt, wie unendlich lang dieses Wochenende in der Erinnerung war. Ich konnte das ganze Wochenende kein Auge zudrücken, so aufgeregt war ich.

Dann kam die große Enttäuschung: Montag hatte ich dann Gewissheit, die Rechte waren schon vergeben. Rechte bedeuteten, dass auf dem Cover „Deutsche Original Aufnahme“ stehen durfte. Darauf legten viele Radiosender besonderen Wert. Das Original sang ein Mann aus der Mannheimer Ecke, Edward… Tut mir leid ich komme nicht auf den Namen. Das einzige, was ich noch sicher weiß, der Typ hatte eine richtig geile Stimme.

An dieser Stelle können wir ein wenig helfen. Das Original stammt von einem gewissen Don Anderson. Dahinter verbirgt sich ein Sänger, der wirklich „eine geile Stimme“ besaß: Edo Zanki. Dieser startete seine „Schlagerkarriere“ als Edward Zanki.

Rechtlich sah es so aus, dass erst wenn diese Originalversion veröffentlicht ist, auch andere sich an den Song machen und ihn aufnehmen durften. Unser Glück war, dass die Plattenfirma von Edo Zanki zwar auf Zack war, die Originalversion zu veröffentlichen. Der Vertrieb allerdings war nicht annähernd so effektiv wie der von der Polydor, bei der ich unter Vertrag stand. Für mich bedeutete es am nächsten Tag eine Tournee für die Plattenhändler von Musikboxen zu starten. Diese stellen wie z.B. Löwenautomaten haben Bestellungen von mehr als 10.000 Stück abgegeben, wenn der Song passte. Sie belieferten die Automatenaufsteller einer ganzen Region. Da musste man mit seiner neuen Platte höflich antreten und schon wusste man, wo die Reise hingeht. Ich will nicht übertreiben, aber ich glaube einer von diesen Händlern hat gleich 50.000 Singles geordert für seine Kunden, die bei ihm Woche für Woche einkaufen kamen. Setz das mal in die heutige Zeit um. Ich kann dir nicht sagen wie viele Tonträger heute noch von einem Nummer 1-Hit gekauft werden. Es sind wirklich nur Bruchteile.

“Diese Tournee” ging wirklich von Flensburg bis in den tiefsten Süden. Ich kann mich nur zu gut daran erinnern, dass wir zum Ende dieser Reise in der Nähe von München bei einem Händler waren, der uns sagte: „Eben war gerade Edward Zanki hier und hat uns diesen Song vorgestellt. Da haben wir ihn gekauft. Ihr habt Pech gehabt!“ Da kannst du sehen wie gut das Marketing meiner Plattenfirma gearbeitet hat. Der arme Kollege wird diesen Kommentar einige Male häufiger gehört haben als wir.

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie perfekt der zeitliche Ablauf getaktet war. Das Plattencover war zum Beispiel fertig gedruckt bevor ich den Song eingesungen habe. Daniel Boone kam mit dem Song in die Charts, da lag allen wichtigen Personen unsere deutsche Version bereits vor.

Das alles ist Musikgeschäft. Während dieser Phase saß man von morgens bis abends im Auto und stieg nur aus, um den Automaten-Aufstellern guten Tag zu sagen. Nur weil die Polydor ein so gut strukturierter Partner war, klappte es dann auch mit den Radio- und Fernseheinsätzen.

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https://youtu.be/XxgLMruWqn8


So durfte ich zur ZDF-Hitparade fahren und meine Version von „Beautiful Sunday“ vorstellen. Immerhin habe ich vom Dieter den Spruch gehört. „Henner Hoier war drei Mal dabei und darf nicht wiedergewählt werden!“ Beim ersten Mal habe ich den Titel vorgestellt, beim 2. Mal stand ich auf Platz 2 und als Spitzenreiter wurde ich verabschiedet. Wenn das kein Erfolg war. Das war schon ein großartiges Erlebnis mit dem „Beautiful Sunday“,

„Wie war es denn in Berlin bei der Hitparade?“, wollte ich noch unbedingt wissen.

Das war schon ein eher unangenehmes Gefühl. Meine Promoterin ließ sich entschuldigen, dass sie erst 20 Minuten später ins UFA-Studio in Berlin kommen würde. Ich musste also zu meinem ersten großen TV-Auftritt als Schlagersänger ganz alleine hin. Da hatte ich wirklich schweißnasse Hände. Bisher war ich immer nur als Teil einer Gruppe zu Fernsehaufnahmen gefahren.

Es war ja kein Geheimnis, dass der Regisseur Truck Branss keine Rücksicht auf seine Künstler nahm und es an der Tagesordnung war, dass dort geschrien wurde und ein mehr als rauer Ton herrschte. Nun kam ich als jemand, der eher zurückhaltend ist, da allein rein. Ich stand im Studio mit meinem Koffer und wusste nicht, was ich machen sollte. Es war ja nicht so, dass ich niemanden kannte. Schließlich bin ich mit den Rivets und den Les Humphries Singers schon ein wenig rumgekommen. Der Einzige, der merkte wie unsicher ich war, war Peter Orloff. Er kam freundlich auf mich zu und sagte: „Soll ich dir zeigen, wo deine Garderobe ist?“ Peter ist ein ganz feiner Mensch, der sich nicht nur mit sich selbst beschäftigt, sondern auch ein Auge für seine Mitmenschen hat.

Woher sollte ich wissen, was da auf mich zukam? Ich hatte schon “ganz schön den Küddel in der Hose“, wusste nicht wie ich mich bewegen sollte und was von mir erwartet wird. Mit den Les Humphries Singers hatten wir immer einen Choreographen dabei, der uns ganz genau gesagt hat, wann wir uns wie zu bewegen haben. Da wurde jeder Song bis ins Detail aufgebröselt, jeder Schritt sass. Die 20 Minuten, bis meine Promoterin dann endlich eintraf, waren die Hölle. Der Truck Branss ging wirklich heftig mit den Kollegen um. Er schrie in einer Tour mit den Künstlern, den Kameraleuten, den Redakteuren und und…

Als dann endlich die Promoterin da war, fiel mir ein Stein vom Herzen. Sie wusste, sich im Studio zu bewegen und alles war plötzlich eher entspannt. Im Grunde kannte ich auch alle. Bei Dieter Thomas Heck war ich schon mit den Rivets in Luxemburg. Er lebte zuvor in Hamburg und ich lebe auch dort. Wir haben uns freundschaftlich und herzlich begrüßt. Trotzdem habe ich schon bei diesem Auftritt gespürt, dass ich mir das Leben eines Schlagersängers nur schwer vorstellen konnte.

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https://youtu.be/X4KebVTLeYo


Henner Hoier hat noch einige weitere Schlager veröffentlicht. Er erfüllte sich seinen Traum, zu komponieren. Er komponierte und produzierte u.a. für Jürgen Drews, Hans Hartz, Wencke Myhre, die Kastelruther Spatzen u.v.a.

Als Achim Reichel 1988 die Rattles neu gründete, war er dabei und blieb bis 1994 Mitglied der Band. Anschließend lebten die Rivets neu auf und da durfte der Sänger der ersten Stunde natürlich nicht fehlen. Beim Comeback der Les Humphries Singers als Original Singers zählte er zu denjenigen, die das Projekt neu gründeten.

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