Geboren wurde Anthony Quinn am 21. April 1915 – in einem Armenviertel von El Paso, Texas, mit einem Schicksal, das ihn weder schonen noch sanft führen sollte. Ein Kind zwischen Welten: Mexikanische Wurzeln, amerikanische Träume, ein raues Leben zwischen Boxring, Schlachthaus und den harten Straßen von Los Angeles.
Erinnerungen an Anthony Quinn
Doch schon früh stand fest: Anthony Quinn würde niemals ein Mann von Mittelmaß sein. Seine Großmutter prophezeite ihm einst: „Du wirst größer als Antonio Moreno sein.“ Diese Worte brannten sich ein, wurden zum Kompass für den Jungen mit dem lispelnden Mund und der zähen Seele.
Anthony Quinns Weg in die Filmwelt war alles andere als eine glatte Erfolgsgeschichte. Der erste große Schritt? Ein Fiasko am Set von Cecil B. DeMille, der ihn als „blödes Arschloch“ bezeichnete – nur um ihn kurz darauf als echten Künstler zu erkennen und ihm einen Studiovertrag zu schenken. Schon damals zeigte sich: Dieser Künstler war ein Kämpfer, der selbst aus der Ablehnung wieder neue Kraft schöpfte. Es war ein langer Weg bis er Erwähnung auf einem Filmplakat aufweisen konnte.
Der Durchbruch kam erst spät, aber dafür gewaltig: 1952 wurde er für „Viva Zapata!“ mit seinem ersten Oscar nominiert – und gewann den Preis für den besten Nebendarsteller.
Einen zweiten Oscar erhielt der nicht nur sehr gefragte, sondern nun auch anerkannte Künstler für seine Rolle als Paul Gauguin in dem Film “Vincent van Gogh”. Die Hauptrolle spielte Kirk Douglas, Anthony Quinn erhielt erneut den Oscar für den besten Nebendarsteller.
Im selben Jahr spielte er an der Seite von Gina Lollobrigida im Leinwand-Klassiker “Der Glöckner von Notre Dame” den Quasimodo.
Doch eigentlich war das alles nur der Prolog zu seiner größten Rolle – dem Tanz seines Lebens: Alexis Sorbas. 1964, auf der Insel Kreta, wurde Quinn zum Sorbas, dem lebenshungrigen Griechen, der selbst im Angesicht des Scheiterns die Arme weit ausbreitet und tanzt, tanzt, tanzt.
Die Geschichte der berühmten Sirtaki-Tanzszene ist legendär: Quinn hatte sich den Fuß gebrochen und konnte kaum laufen. Aus der Not entstand die Erfindung eines neuen Tanzes – schleppend, gleitend, mit weit ausgestreckten Armen. Ein Tanz, der die Seele Griechenlands einfing und Anthony Quinn für immer mit dieser unsterblichen Figur verband.
Doch „Alexis Sorbas“ war bei weitem nicht die einzige Glanzleistung. Schon 1954 erregte er mit „La Strada“ von Federico Fellini internationales Aufsehen. Als Zampano, der raue, körperlich mächtige Straßenkünstler, brachte er die Mischung aus roher Gewalt und verletzlicher Menschlichkeit eindrucksvoll auf die Leinwand. Der Film wurde zum Klassiker des italienischen Neorealismus und machte Anthony Quinn auch in Europa zum Star.
Erwähnenswert ist gewiss auch der Film “Omar Mukhtar – Löwe der Wüste”. Dieser Kriegsfilm erinnert an die italienische Besetzung Libyens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Finanziert wurde der Film von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi.
Nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Sänger war der markante US-Amerikaner mit mexikanischen Wurzeln erfolgreich. Sein Sprechgesang erfreute zahlreiche Fans. Mit “I Love You, You Love Me” konnte er sogar die Charts stürmen.
Weltweit wurde auch sein Auftritt mit zahlreichen Kindern im Jahr 1981geschätzt.
Sein Leben war ebenso wild und facettenreich wie seine Rollen. Fünf Ehefrauen, 13 Kinder, ein ständiger Tanz zwischen Leidenschaft und Einsamkeit. Die Bühne seines Lebens war kein gerader Pfad, sondern ein „One-man-Tango“, wie Orson Welles ihn nannte. Ein Tanz am Abgrund, bei dem Anthony Quinn immer wieder alles aufs Spiel setzte – für das Leben, für die Kunst, für die Suche nach sich selbst.
Anthony Quinn starb 2001, doch seine Energie lebt weiter – in jedem Sirtaki-Schritt, in jeder kraftvollen Rolle, in jedem unvergesslichen Moment, in dem ein Schauspieler zum Leben tanzt.