Martin Lüttge wurde am 7. Juli 1943 in Hamburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er teils in Hamburg, teils bei Bad Bramstedt (Holstein) – während des Kriegs im Weiler Klashorn. Nach dem Besuch einer Waldorf-Schule zog es ihn Ende der 1950er Jahre nach England, wo er eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Kälbermasthof in Devon absolvierte – und dort begann, sich für die Schauspielerei zu interessieren.
Erinnerungen an Martin Lüttge
Als einer der “Tatort”-Kommissare des Westdeutschen Rundfunks bleibt uns der Schauspieler in ewiger Erinnerung. Als Nachfolger von Götz George als “Schimanski” wurde Martin Lüttge 1992 als Kommissar Bernd Flemming bekannt. Mit seiner besonnen-herzlichen, leichten Verschrobenheit wurde er von Publikum und Kritikern schnell geschätzt. Die erste Folge “Der Mörder und der Prinz” spielte im Karneval, passend zur Stadt Düsseldorf. Dort waren zunächst Klaus J. Behrendt als Max Ballauf und Roswitha Schreiner als Miriam Koch an seiner Seite.
Nach 15 Episoden (bis 1997) stieg er aus der Reihe aus, um sich erneut dem Theater zuzuwenden. Immer noch dabei war Roswitha Schreiner.
Wir drehen die Zeit wieder zurück: Zurück in Deutschland, besuchte Lüttge zunächst die Schauspielschule Zerboni in Gauting, dann die Neue Münchner Schauspielschule. In den 1960er Jahren wirkte er in Fernsehspielen wie “Bratkartoffeln inbegriffen” oder “Rebellion der Verlorenen”. „Mit dieser Leistung ist Martin Lüttge zweifellos einer der besten Darsteller seiner Generation, schrieb die Süddeutsche Zeitung über seine Leistung in „Rebellion der Verlorenen”.
Lt. wikipedia war seine erste Rolle in der Serie “Die seltsamen Methoden des Franz Joseph Wanninger”
Große Aufmerksamkeit sorgte 1970 die dreiteilige Serie “Wie eine Träne im Ozean”, in der er die Hauptrolle des Josmar Goeben spielte. Regisseur Fritz Umgelter setzte auf den noch wenig bekannten Schauspieler, den er in den Münchener Kammerspielen schätzen gelernt hat.
Ab 1966 spielte er an den renommierten Münchner Kammerspielen (bis 1970), danach am Schauspielhaus Düsseldorf und ab 1974 am Staatstheater Stuttgart unter Claus Peymann. Besonders gefeiert wurde seine Darstellung des Faust (1977).
1973 begeisterte der Schauspieler in dem Film “Der Lord von Barmbeck”. Er spielte den real existierenden Einbrecherkönig und Berufsverbrecher Julius Adolf Petersen.
1978 gründete er mit Freunden das Zelttheater, das ab 1980 den Namen Theaterhof Priessenthal in Mehring bei Burghausen trug. Auf einem 400 Jahre alten Bauernhof entstand ein politisches Volkstheater, mit dem Martin Lüttge als Schauspieler, Regisseur und Autor durch Deutschland tourte.
In den 80er Jahren war er in verschiedenen Fernseh- und Filmproduktionen zu sehen. Dazu gehörte u.a. “Die Wannseekonferenz”. In diesem Film spielte er den Dr. Rudolf Lange.
Zwischen 2007 und 2013 spielte der Publikumsliebling in der ZDF-Serie “Forsthaus Falkenau” den grummeligen Wolfgang Leitner.
Martin Lüttge, der zweimal verheiratet war (1966 bis 1972 mit Gila von Weitershausen mit der er zwei Töchter hat und ab 1999 mit Marlen Breitinger, die ihn bereits seit 1993 als Tatort-Assistentin begleitete. Er lebte auf dem Priessenthal-Hof und später im Raum Plön, Schleswig-Holstein. Er legte großen Wert auf Naturverbundenheit, Landwirtschaft und familiäres Leben – Tiere wirkten für ihn wie eine Quelle der Ruhe. Er war immer mal wieder in verschiedenen Fernsehfilmen zu sehen. 2007 in “Mein Weg zu dir”.
2010 übernahm Lüttge das Patenamt für das Kinderhospiz Bethel – inspiriert von seiner Mutter, die dort tätig war. 2012 wurde bei ihm ein Hirn-Aneurysma festgestellt, was ihn zunehmend einschränkte Schließlich starb er am 22. Februar 2017 im Alter von 73 Jahren in Plön nach langer Krankheit.
Martin Lüttge war ein vielseitiger Charakterdarsteller, der sein künstlerisches und naturverbundenes Leben zwischen Fernsehen, Bühnenklassikern und freiem Theater mit großer Konsequenz gestaltete. Er galt als ernsthafter, naturverbundener Mensch, der sich bewusst gegen Ruhm und für authentische Kunst und das Leben auf dem Land entschied. Sein künstlerisches Erbe, allen voran als bodenständiger „Tatort“-Kommissar und Theaterpionier, bleibt unvergessen.
Ruhe in Frieden, Martin Lüttge
Foto: WDR