Wie misst man Erfolg? Reicht es, dass große Zeitungen von Pop Titanen, Königen oder Superstars sprechen? Oder ist es ein hartes Schicksal, dass der wahrscheinlich erfolgreichste Produzent der vergangenen vierzig Jahre ein Frau ist.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Annette Humpe
Am 28. Oktober 1950 kam Annette Humpe in Hagen zur Welt. Ein 70. Geburtstag ist ein würdiger Grund, der genialen Musikerin ein Portät in vier Teilen zu widmen. Die Aufteilung ist ganz einfach. Jedes Jahrzehnt bekommt seinen eigenen Artikel.
Die 80er Jahre
Dieses Jahrzehnt beginnt im Grunde 1979. Zusammen mit ihrer Schwester Inga gründete sie in Berlin die Band Neonbabies. Dafür wurde Inga DiLemma und Annette zu Anita Spinetti. Mit Nikolaus Polak (Gitarre), Conny Homeyer (Bass), Toni Nissl (Schlagzeug) und Reinhard Meermann (Saxophon) nahmen die Schwestern im Beat-Studio, das der Berliner Senat jungen Bands zur Verfügung stellte ihre ersten Songs auf. “Blaue Augen” wurde wenig später als Single veröffentlicht.
Ideal: Der Durchbruch für Annette Humpe
Parallel zu den Neonbabies gehörte Annette Humpe zu den Gründungsmitgliedern der Band Ideal. Das Debüt-Album “Ideal” gehörte zunächst zu den Vorreitern der Neuen Deutschen Welle. Als die Welle ausbrach, wurde es eines der ersten NDW-Hit-Alben. Die Hymne an ihre Wahlheimat “Berlin” gehörte zu den ersten Erfolgen der NDW, die noch nicht in den Charts auftauchten.
Bereits 1981 schafften es Annette Humpe, Ernst Ulrich Deuker, Frank Jürgen Krüger (Eff Jott) und Hans-Joachim Behrendt (Hansi) mit “Eiszeit” in die Offiziellen Deutschen Charts. Ein weiterer Hit für Ideal wurde die Neonbabies-Single “Blaue Augen”.
Auch das zweite Album “Der Ernst des Lebens” begeisterte die immer größer werdende NDW-Gemeinde. “Monotonie” wurde ein weiterer Charterfolg für die Band.
Während dieser Zeit versuchte sich Annette Humpe auch erfolgreich als Film-Produzentin. Für ihr Werk “Jetzt kommt die Flut: Liebe, Geld und Tod” wurde sie 1983 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Beeindruckt von den Dingen die Annette Humpe und ihre Schwester Inga schufen, fragte das österreichische Duo Tauchen und Prokopetz bei den Humpe-Schwestern an, ob man sich ein gemeinsames Projekt vorstellen könne. Es wurde DÖF, das Deutsch Österreichisches Feingefühl. Annette produzierte den Song. Es wurde ihr erster Nummer 1-Hit in Deutschland. Bei den TV-Auftritten ließ sich Annette nicht sehen. Dort übernahm Inga den Gesangspart.
Das “nicht im Rampenlicht” stehen, statt dessen Komponieren und Produzieren war genau Annette Humpes Ding. So war sie nach dem Erfolg von Codo vorübergehend nicht mehr zu sehen. Dafür schaffte sie sich einen Namen und schrieb einige Songs, die mehr Beachtung verdient hätten. Da war zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit Trio. Das Ergebnis heißt “But I Do Anyhow” und ist ein ganz besonderes Stück Trio.
Ein früher Anhänger ihres Schaffens war Udo Lindenberg. Zusammen schufen die beiden den Titel “Körper”, den Udo mit dem Panik Orchester aufnahm.
Mit ihrer Produktion der Gruppe Palais Schaumburg bewies sie internationales Format.
Am liebsten und häufigsten arbeitete sie mit Schwester Inga zusammen. Sie nannten sich Humpe & Humpe und veröffentlichten 1985 das gleichnamige Album. Als Single wurde “Geschrien im Schlaf” ausgekoppelt.
Für die NDW zu spät kam die Single “Yamaha” auf den Markt. Zwei Jahre vorher wäre dieser Titel ein sicherer Hit der Neuen Deutschen Welle geworden. Diesen Song kann man sich heute gut anhören, das Video zeigt, das die Humpe-Schwestern auch einen ausgesprochen guten Humor besitzen.
Das 1987er Album erschien unter dem Titel “Swimming With The Sharks”. Mit den Haien schwammen auf dem Titel des Albums Inga & Anete Humpe. Es enthielt ausschließlich englische Songs. “Careless Love” besitzt ohne Frage internationales Format.
Mit “No Longer Friends” begaben sich beide Schwestern in die ZDF-Hitparade. Dort sang Inga im Vordergrund und Annette, Entschuldigung Anete klimperte im Hintergrund auf dem Keyboard.
Aus der “Anete-Zeit” stammt auch die Zusammenarbeit mit dem Interzone-Sänger Heiner Pudelko. “Mein Schatz” und “Menschentier” waren keine Erfolge, aber “gute Flops” gehören zu einer großen Karriere einfach dazu.
Vielleicht hattet ihr Spaß an diesem ersten Teil unserer Hommage an Annette Humpe und schaut am Sonntag wieder vorbei, wenn wir die 90er Jahre des heutigen Geburtstagskinds beleuchten.