Mit “Have You Ever Seen The Rain” steht John Fogerty im stolzen Alter von 80 Jahren erneut ganz oben auf Platz 1 der SCHmusa-Hitparade! Die Neuaufnahme eines Klassikers, der nie alt wird, geschrieben von einem Musiker, der nie aufgegeben hat. Ein Blick zurück auf den Mann, der sich mit einfachen Gitarrenriffs, ehrlichen Texten und trotziger Haltung zur Stimme der amerikanischen Unterklasse gemacht hat – und dabei fast daran zerbrochen wäre.
CCR: Vier Jahre – ein Mythos für die Ewigkeit
Als Creedence Clearwater Revival 1968 ihren Durchbruch feiern, dauert es nicht lange, bis sie zu einer der größten Bands der Welt aufsteigen. In gerade einmal vier Jahren liefern sie eine atemberaubende Serie: 14 Top-Ten-Singles, fünf Top-Ten-Alben, weltweit Millionenverkäufe. Songs wie “Proud Mary”, “Bad Moon Rising”, “Down on the Corner”, “Fortunate Son” oder “Who’ll Stop the Rain” werden zu Klassikern – bis heute fest verankert im kollektiven Musikgedächtnis.
John Fogerty ist das kreative Zentrum: Er schreibt, arrangiert, singt und produziert die Songs. Seine Handschrift ist unverkennbar – schnörkelloser, treibender Swamp Rock mit politischen Untertönen und einem Hauch Südstaaten-Mystik. Seine Stimme: rau, fordernd, unverkennbar. Seine Haltung: unbequem, aufrichtig, rebellisch. Doch gerade diese Dominanz wird ihm innerhalb der Band zum Verhängnis.
Erst verlässt sein Bruder Tom Fogerty die Gruppe, dann zerbricht auch das Verhältnis zu Stu Cook und Doug Clifford. 1972, auf dem Höhepunkt des Erfolgs, ist CCR Geschichte.
Verträge, Verrat und der lange Schatten des Saul Zaentz
Schon während CCR-Zeiten verkauft John Fogerty – jung und unerfahren – die Rechte an seinen eigenen Songs an das Label Fantasy Records, geführt von Saul Zaentz. Es wird ein Deal mit teuflischem Nachspiel: Jahrzehntelang darf der Komponist seine eigenen Songs nicht aufführen, ohne dass Zaentz daran verdient.
Um dem zu entkommen, veröffentlicht John Fogerty 1973 ein Soloalbum unter dem Pseudonym The Blue Ridge Rangers – er spielt alle Instrumente selbst. Doch die Handschrift ist unverkennbar CCR. Das nächste Soloalbum enthält mit “Rockin’ All Over the World” sogar einen späteren Hit für Status Quo – bringt aber auch neue juristische Probleme: Zaentz verklagt Fogerty – weil dieser angeblich bei sich selbst abgeschrieben habe.
Es beginnt ein fast zehnjähriger Rechtsstreit, in dem John Fogerty zwischen Plagiatsvorwürfen, Loyalitätsbrüchen und Selbstzweifeln zerrieben wird. Das fertiggestellte Album “Hoodoo” landet im Archiv und wird nie veröffentlicht. Die Mastertapes sollen vernichtet worden sein. John Fogerty zieht sich zurück, der einst gefeierte Rockstar ist erschöpft – künstlerisch und emotional.
Rückkehr mit Trotz und Triumph
1985 gelingt ihm mit “Centerfield” das Comeback – seine erste Platinplatte als Solokünstler. Doch der Schatten Zaentz verfolgt ihn weiterhin: Songs wie “Zanz Can’t Danz” (später: “Vanz…”) und “Mr. Greed” verarbeiten seinen Frust – und landen wieder vor Gericht.
Als “Eye of the Zombie” (1986) floppt, zieht sich John Fogerty für elf Jahre komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Erst mit “Blue Moon Swamp” (1997) feiert er ein gefeiertes Comeback – zum ersten Mal seit den 70ern spielt er wieder CCR-Songs live. In der Folge zeigt sich John Fogerty versöhnlicher, spielt Konzerte mit Bruce Springsteen, veröffentlicht neue Alben wie “Revival” (2007) und wird endlich wieder als das gesehen, was er immer war: eine Rocklegende.
Ein langer Weg zum Glück – und zurück an die Spitze
Der letzte große Befreiungsschlag gelingt erst 2023: Nach fünf Jahrzehnten gewinnt John Fogerty endlich die Rechte an seinen Songs zurück. Nicht verkauft – erkämpft. In einer Zeit, in der Bob Dylan, Bruce Springsteen oder Neil Young ihre Kataloge für Millionen veräußern, ist John Fogerty einfach nur froh, endlich Besitzer seiner eigenen Musik zu sein.
2025 erscheint eine neue Version seines Klassikers “Have You Ever Seen The Rain”, mit der er nun – Jahrzehnte nach der Originalveröffentlichung – wieder an die Spitze der Charts klettert: Platz 1 der SCHmusa-Hitparade. Ein Kreis schließt sich.
Der “Fortunate Son”, der nie privilegiert war
John Fogerty ist ein musikalischer Rebell, der lieber die eigene Haut riskiert, als sich zu beugen. Seine Songs erzählen von einfachen Menschen, von Wut, Stolz, Schmerz – aber nie von Resignation. Ob Fortunate Son, It Came Out of the Sky, Deja Vu (All Over Again) oder Bad Moon Rising – der einstige Kopf von CCR singt für die 99 Prozent, mit der Kraft eines Mannes, der nie verlernt hat, gegen den Strom zu schwimmen.
Sein Stil: bodenständig.
Sein Sound: unverwüstlich.
Sein Erbe: unantastbar.
John Fogerty wurde in diesem Jahr 80. Und er ist wieder da, wo er hingehört: ganz oben.
Herzlichen Glückwunsch, Fortunate Son – dein Swamp Rock lebt.
| Jahr | Ereignis |
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| 1945 | Geburt in Berkeley, Kalifornien |
| 1967 | CCR entsteht aus „The Golliwogs“ |
| 1968–1972 | Vier Studioalben, Welterfolge mit CCR |
| 1972 | Bandauflösung nach Streitigkeiten |
| 1973 | Soloalbum als Blue Ridge Rangers |
| 1985 | Comeback mit Centerfield, erste Platinauszeichnung |
| 1997 | Versöhnung mit CCR-Erbe, Album Blue Moon Swamp |
| 2004 | Politisches Album Deja Vu All Over Again |
| 2023 | Fogerty erhält endlich die Rechte an seinen Songs zurück |
| 2024 | Neuaufnahme von Have You Ever Seen the Rain erreicht Platz 1 |
📀 CCR: Die wichtigsten Songs (1968–1972)
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Proud Mary (1969)
„Rollin’, rollin’ on the river“ – Der Durchbruchssong, später auch ein Tina-Turner-Hit. -
Bad Moon Rising (1969)
Apokalyptisch, düster und trotzdem eingängig – ein Song über Unheil am Horizont. -
Green River (1969)
Rückkehr zu Kindheitserinnerungen und ländlichem Idyll – Fogerty pur. -
Down on the Corner (1969)
Straßenmusik und Gemeinschaftsgefühl – der Sound der einfachen Leute. -
Fortunate Son (1969)
Protest gegen Privilegien und Kriegspropaganda – bis heute ein politisches Statement. -
Travelin’ Band (1970)
Rock’n’Roll-Speed pur – inspiriert von Little Richard. -
Who’ll Stop the Rain (1970)
Melancholischer Klassiker, oft als Kritik an der US-Regierung gelesen. -
Run Through the Jungle (1970)
Vietnam-Metapher und Warnung vor innerer Gewalt in Amerika. -
Have You Ever Seen the Rain (1971)
Ein melancholisches Lied über das Zerbrechen von CCR – jetzt wieder auf Platz 1! -
Up Around the Bend (1970)
Erfrischende Rock-Hymne, die das Lebensgefühl der späten 60er verkörpert. -
Hey Tonight (1971)
Die einzige Nummer 1 in Deutschland – eine treibende, energetische Hymne, die an den Auflösungsprozess von CCR erinnert.
