Burton Leon Milo „Burt“ Reynolds, geboren am 11. Februar 1936 in Lansing, Michigan, USA, war so etwas wie die Verkörperung des coolen 70er-Jahre-Mannes: schnauzbärtig, selbstironisch, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen – und in Highspeed über die amerikanischen Highways unterwegs. Dass er einmal zu einem der größten Stars Hollywoods aufsteigen würde, war zunächst gar nicht abzusehen.
Erinnerungen an Burt Reynolds
11. Februar 1936, Burt Reynolds erblickt als Burton Leon Milo Reynolds in Lansing, Michigan, USA, das Licht der Welt.
6. September 2018, Burt Reynolds stibt nach einem Herzinfarkt im Alter von 82 Jahren in Jupiter, Florida, USA.
Eigentlich wollte Burt Reynolds Profi-Footballer werden. Mit einem Stipendium an der Florida State University schien dieser Traum greifbar nah. Doch eine Knieverletzung und ein Autounfall beendeten die Karriere, bevor sie richtig begonnen hatte. Aus der Not heraus entdeckte der sportliche Typ die Schauspielerei – und gewann 1956 gleich den Florida State Drama Award. Der Sportler mit dem markanten Kinn und den dunklen Augen war also plötzlich Schauspielschüler.
Der Mann, der Hollywoods Herz eroberte
In den 60er-Jahren spielte Reynolds erst kleinere TV-Rollen. Sein erster Auftritt in einem Hollywood Film stammt aus dem Jahr 1961 in “Angel Baby”. Die Hauptrollen spielten Salome Jens und George Hamilton.
Dann kam der große Durchbruch 1972 mit “Deliverance – Beim Sterben ist jeder der Erste”. Plötzlich war er nicht nur ein ernstzunehmender Schauspieler, sondern auch ein Sexsymbol.
Dazu trug auch ein gewisses Foto bei: Der Schauspieler posierte 1972 nackt für das Cosmopolitan-Magazin – lässig auf einem Bärenfell, den Schnauzer perfekt gestylt. Es war das erste Männermodel-Centerfold überhaupt und machte ihn weltweit berühmt. Später schüttelte Reynolds über diese Entscheidung den Kopf: „Das war dumm. Ich dachte, es wäre lustig. Aber es hat mir in Hollywood nichts gebracht.“ Millionen von Frauen weltweit hätten ihm da vermutlich widersprochen.
Gas geben mit Charme
Seine Paraderollen fand er ab Mitte der 70er-Jahre in Actionkomödien. In Filmen wie “Ein ausgekochtes Schlitzohr” (1977) oder “Auf dem Highway ist die Hölle los” (1981) fuhr er nicht nur PS-starke Autos, sondern auch Rekordzahlen an den Kinokassen ein. Von 1978 bis 1982 war er fünf Jahre in Folge der kommerziell erfolgreichste Schauspieler Hollywoods – das gelang sonst nur Bing Crosby.
Der lässige Typ mit Cowboyhut, Sonnenbrille und verschmitztem Grinsen wurde zum Inbegriff des amerikanischen Outlaws. „Ich bin nie der größte Schauspieler gewesen“, sagte der Publikumsliebling einmal selbstironisch, „aber ich war verdammt gut darin, Burt Reynolds zu spielen.“
Mit Liza Minelli war er in dem Action-Film “Rent-a-Cop” zu sehen.
Rivalitäten und Rollen, die er ablehnte
Reynolds’ Karriere wäre vielleicht noch größer gewesen, hätte er nicht so viele ikonische Rollen abgelehnt: James Bond, Han Solo, sogar den McMurphy in Einer flog über das Kuckucksnest – alles Rollen, die man ihm angeboten hatte. Später gestand er: „Ich war ein Idiot.“
Legendär war auch seine Zusammenarbeit mit Clint Eastwood in “City Heat” (1984). Clint Eastwood bekam die höhere Gage und das prestigeträchtige „First Billing“ – ein kleiner Stich ins Ego des stolzen Burt Reynolds. Als er sich dann auch noch den Kiefer brach, folgte eine Abhängigkeit von Schmerzmitteln, die ihn schwer zurückwarf.
Liebe, Leid und ein Rosenkrieg
Privat lebte der Schauspieler ebenso leidenschaftlich wie auf der Leinwand. Seine große Liebe war Schauspielerin Sally Field, die er als „die Eine, die entkam“ bezeichnete. „Alles, was ich wirklich wollte, war, Sally zurückzugewinnen“, gestand er später. Doch stattdessen endete er 1988 in einer skandalträchtigen Ehe mit Loni Anderson, die nach sechs Jahren in einer bitteren Scheidung zerbrach. Die beiden stritten sich öffentlich über Geld, Vorwürfe und Verletzungen – Hollywood bekam eine echte Seifenoper geliefert.
Obwohl ihn die 80er und frühen 90er Jahre schwer forderten, schaffte Burt Reynolds ein eindrucksvolles Comeback: 1997 spielte er im gefeierten “Boogie Nights” einen Pornoproduzenten – und bewies, dass er mehr konnte als lockere Sprüche und schnelle Autos. Dafür gab’s eine Oscar-Nominierung und einen Golden Globe. Ironischerweise konnte Burt Reynolds mit dem Film nie viel anfangen und soll die Rolle zunächst sogar abgelehnt haben.
Am 6. September 2018 starb Burt Reynolds in Jupiter, Florida, an den Folgen eines Herzinfarkts. Er wurde 82 Jahre alt. Seine Asche fand ihre letzte Ruhe auf dem Hollywood Forever Cemetery – zwischen vielen anderen Größen, zu denen er zweifellos gehört.
Burt Reynolds war ein Mann voller Widersprüche: Macho und Softie, Superstar und Pleitier, Sonnyboy und verletzlicher Mensch. Vielleicht machte gerade das seinen Charme aus. Oder wie er selbst sagte:
„Es ist schwer, ernst genommen zu werden, wenn man einen Schnauzbart trägt.“