Es gibt Melodien, die klingen wie ein Augenzwinkern. Ein paar jazzige Töne, ein schleichender Rhythmus, ein Saxofon, das sich so geschmeidig bewegt wie eine Katze auf samtigen Pfoten – und schon haben wir das Bild einer rosa Raubkatze im Kopf. Das „Pink Panther Theme“ von Henry Mancini ist so eine Melodie. Ein Stück Musik, das längst größer geworden ist als der Film, für den es ursprünglich gedacht war.

9. Januar 1964, in London feiert der Film “The Pink Panther” Premiere.
14. Februar 1964, “The Pink Panther” startet in den britischen Kinos.
1. März 1975, im ZDF läuft die erste Folge der Zeichentrickserie “Der rosarote Panther”.
18. März 1964, der Film “The Pink Panther” startet offiziell in den US-Kinos.
4. April 1964, Henry Mancini steigt mit dem “Pink Panther Theme” in die US-Single-Charts ein.
13. April 1965, bei der 7. Grammy Verleihung ist Henry Mancini gleich dreimal mit seinem “Pink Panther Theme” dabei.
26. April 2014, das “Pink Panther Album” von Henry Mancini steigt zum ersten Mal in die Britischen Charts ein.
9. Mai 1964, die Single steigt in die Top 10 der Adult Contampory Charts ein.
6. September 1969, in den Vereinigten Staaten läuft die erste Folge der TV-Serie auf dem Sender NBC.
9. September 1978, die Zeichentrickserie startet bei ABC unter dem Titel “The All New Pink Panther Show”.
10. September 1969, die Zeichentrickserie startet als “A Pantera Cor-de-Rosa” in Brasilien.
1. Oktober 1973, die Vorabendserie “Der rosarote Panther” (“Paulchen Panther”) startet im ZDF.
5. Oktober 1965, Henry Mancinis Soundtrack LP zum Film “The Pink Panther” wird 1965 mit einer Goldenen Schallplatte in den USA ausgezeichnet.
19. November 1962, die Produktionsarbeiten zum Film begannen in Rom.
18. Dezember 1963 als erste bekommen die Italiener den Film “Der rosarote Panther” zu sehen.
19. Dezember 1963, einen Tag nach der heimlichen Premiere in Italien startet “Der rosarote Panther” in den Deutschen Kinos.
31. Dezember 1963, in Boston, Massachusetts bekommen Cineasten den Film zum ersten mal in den USA zu sehen. “New Year’s Eve Showing” nennt sich dieses Ereignis.
Doch wie entstand dieser Welthit, der Jazz, Hollywood-Glamour und Cartoon-Slapstick in sich vereint?
Ein Film als Ausgangspunkt
Alles begann 1963 mit einem Film, den Regisseur Blake Edwards ursprünglich als elegante Gaunerkomödie plante. “The Pink Panther” sollte von einem charmanten Juwelendieb handeln, der hinter dem größten Diamanten der Welt her ist – dem namensgebenden „Pink Panther“. In den Hauptrollen glänzten David Niven, Claudia Cardinale und ein gewisser Peter Sellers als Inspektor Jacques Clouseau.

Eigentlich war Peter Sellers zunächst gar nicht als Star vorgesehen. Der Fokus lag klar auf David Niven als edlem Gentleman-Gauner Sir Charles Lytton. Doch während der Dreharbeiten stellte sich schnell heraus: Peter Sellers stahl allen die Show. Mit seinem unnachahmlichen Timing, seiner Körperkomik und seinem stoisch-trotteligen Gesichtsausdruck wurde Inspektor Clouseau zum heimlichen Mittelpunkt des Films – und sollte die ganze Reihe prägen.
Die Handlung: In einem Skiort in Cortina d’Ampezzo treffen sich Playboys, Prinzessinnen, Ganoven und ein etwas trotteliger Inspektor. Alle haben ein Auge auf den sagenumwobenen „Pink Panther“-Diamanten geworfen, und am Ende überschlagen sich die Verwicklungen. Der Film war so schillernd wie seine Besetzung – und wurde ein Kassenschlager.
Doch fast noch wichtiger als die Handlung war etwas anderes: die Musik.
Henry Mancini und die Geburt einer Jazz-Ikone
Henry Mancini war zu dieser Zeit bereits ein gefragter Filmkomponist. Er hatte für die „Peter Gunn“-Serie eine legendäre Titelmusik geschaffen und auch mit „Moon River“ (Frühstück bei Tiffany) einen unsterblichen Klassiker geschrieben.
Als Blake Edwards ihn bat, die Musik für “The Pink Panther” zu komponieren, wusste Henry Mancini sofort: Hier brauchte es etwas Besonderes.
In seiner Autobiografie erinnerte er sich:
„Ich sagte den Animatoren, ich würde ihnen ein Tempo geben, zu dem sie die Bewegungen der Katze animieren können. Jeder Schlag, jede Pointe sollte mit der Musik zusammenfallen.“
Der Komponist hatte schon beim Schreiben eine ganz bestimmte Klangfarbe im Ohr – und vor allem einen Musiker: Plas Johnson, Tenorsaxofonist. Johnsons warmer, schnurrender Ton war perfekt für das, was Henry Mancini wollte: Musik, die gleichzeitig geheimnisvoll, verspielt und elegant klang.
Das Resultat: ein Thema in e-Moll, das mit einem unverwechselbaren, fast schleichenden Motiv beginnt. Zunächst nur Bass und Schlagzeug, dann das Saxofon, das sich wie eine Katze um die Ecke schleicht. Jazzig, cool, augenzwinkernd – so klang der „Pink Panther“.
Der Vorspann – die Geburt der Cartoon-Katze
Das „Pink Panther Theme“ wäre wahrscheinlich nie so unsterblich geworden, wenn nicht die Trickfilm-Genies David DePatie und Friz Freleng den ikonischen Vorspann geschaffen hätten.
Die Idee war genial: Statt einen konventionellen Text-Vorspann zu zeigen, animierten sie eine rosa Raubkatze, die in aller Seelenruhe durch den Bildschirm stolzierte, Faxen machte und sich ins Publikum schlich. Alles natürlich perfekt im Takt zu Henry Mancinis Musik.
So wurde die Katze selbst zum Star – und war so beliebt, dass bald ganze Cartoon-Serien um sie herum produziert wurden.
Grammys, Charts und ein Klassiker
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das „Pink Panther Theme“ wurde als Single veröffentlicht und erreichte 1964 die Top Ten der US-Adult-Contemporary-Charts. Noch beeindruckender: Gleich drei Grammys gewann Henry Mancini für seine Arbeit – darunter für die beste Instrumental-Komposition.
Das Soundtrack-Album kletterte bis auf Platz 8 der Billboard-Pop-Charts und wurde später in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. Heute gilt es als eines der besten Film-Soundtracks aller Zeiten.
Und obwohl der Film gemischte Kritiken bekam – das Musikthema wurde sofort Kult.
Von der Leinwand ins Wohnzimmer: Die TV-Serien
Der Kino-Erfolg machte den rosa Panther endgültig zur Marke. Schon ab Mitte der 1960er-Jahre lief die Zeichentrickserie „The Pink Panther Show“ im Fernsehen – und auch hier durfte die berühmte Titelmusik nicht fehlen.
Je nach Serie (u. a. “The New Pink Panther Show” oder “The All New Pink Panther Show”) wurde das Thema mal von William Lava, mal von Walter Greene, später auch von Doug Goodwin und Steve DePatie variiert. Doch egal wie es klang: Der Wiedererkennungswert blieb.
Millionen Kinder in aller Welt saßen vor dem Fernseher, sobald die ersten Takte erklangen – und wussten: Jetzt stolziert die rosa Raubkatze wieder über den Bildschirm.
Immer wieder neu erfunden
Wie jeder echte Klassiker wurde auch das „Pink Panther Theme“ in den Jahrzehnten immer wieder neu interpretiert:
In den späten 70ern bekam die Melodie in “Revenge of the Pink Panther” ein Disco-Makeover – mit funky Bass, E-Piano und Gitarrensolo.
Bobby McFerrin sang das Thema 1993 im Film Son of the Pink Panther a cappella – nur mit seiner Stimme.
Für die 2006er Neuauflage mit Steve Martin mischte DJ Paul Oakenfold das Ganze zu einer modernen Dance-Version auf.
Auch im Fernsehen, in Werbespots oder sogar in Games (etwa Pink Panther: Passport to Peril) war die Melodie präsent.
Selbst Jazzgrößen wie John McLaughlin und Al Di Meola bauten das Thema in ihre Improvisationen ein.
Und natürlich ist es bis heute ein beliebtes Stück für Big Bands, Orchester und Jazz-Ensembles – oft als kleine Zugabe, bei der die Musiker sichtbar Spaß haben.
Es gibt viele ikonische Filmmusiken. Aber kaum eine schafft es, mit nur wenigen Tönen sofort ein Bild im Kopf auszulösen. Beim „Pink Panther Theme“ ist das so. Kaum hört man die ersten Saxofonlinien, sieht man die Katze, wie sie schleicht, grinst und wieder verschwindet.
Vielleicht liegt das Geheimnis darin, dass Henry Mancini die Musik nicht einfach zum Film komponierte – sondern für eine Figur, die längst mehr ist als nur ein Cartoon.
Das „Pink Panther Theme“ ist mehr als nur ein Soundtrack. Es ist eine kleine Jazzminiatur, die sich tief in unser kollektives Gedächtnis gegraben hat. Von der Kinoleinwand über das Kinderfernsehen bis zur Disco-Variante hat es Generationen begleitet.
Henry Mancini hat mit wenigen Tönen eine ganze Welt geschaffen: verspielt, elegant, ein wenig geheimnisvoll – und immer mit einem Augenzwinkern.
Und so stolziert die rosa Raubkatze bis heute weiter, begleitet von diesem schnurrenden Saxofon.
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