Es hat einen traurigen Grund, dass wir heute endlich eine Supertramp-Story begonnen haben. Sänger Rick Davies ist am 6. September 2025 im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines langjährigen Krebsleidens verstorben. “Thank You For The Music” und Ruhe in Frieden.
Supertramp: Die Reise einer legendären Band

Supertramp war eine der markantesten Pop-/Rockbands der 1970er- und frühen 1980er-Jahre, deren Einfluss und musikalischer Stil die Jahrzehnte überdauerten. Bekannt für ihre einzigartige Mischung aus Pop, Progressive Rock und Jazz sowie für den prägnanten Einsatz von Instrumenten wie dem Wurlitzer Electric Piano, schaffte die Band es, Musik zu schaffen, die sowohl eingängig als auch anspruchsvoll war. Der unverkennbare Supertramp-Sound war das Resultat einer Zusammenarbeit zweier sehr unterschiedlicher Musikerpersönlichkeiten: Rick Davies und Roger Hodgson.
Die Ursprünge der Band
Supertramp wurde 1969 in London von den beiden Sängern und Komponisten Rick Davies und Roger Hodgson gegründet, finanziell unterstützt vom holländischen Millionär Stanley „Sam“ August Miesegaes. Der Name der Band war eine Hommage an das Buch The Autobiography of a Super-Tramp von W. H. Davies, das von Richard Palmer-James vorgeschlagen wurde, einem weiteren frühen Mitglied der Band. Anfangs am Stil des Progressive Rock orientiert, begannen sie, ihre Musik stärker an populäre Elemente anzupassen, was später zu ihrem Markenzeichen wurde.
Das Debütalbum “Supertramp” von 1970, das noch von Keith Baker und Richard Palmer-James begleitet wurde, konnte zunächst keine breite Masse erreichen, doch der Beginn einer vielversprechenden Karriere war gesetzt. Weitere musikalische Anleihen bei Bands wie Caravan und King Crimson zeigten, dass die Gruppe durchaus Potenzial hatte. Ihr erster größerer Erfolg kam mit der Teilnahme am Isle of Wight Festival 1970, wo sie sich neben den großen Namen der Zeit wie The Doors und Jimi Hendrix präsentierten.
Der Durchbruch – Crime of the Century
1974 war das Jahr, in dem Supertramp sich neu formierte und der wahre Durchbruch gelang. Die Umstellung der Bandbesetzung und die Zusammenarbeit mit Produzent Ken Scott (der auch für David Bowie und Elton John arbeitete) führten zur Veröffentlichung des legendären Albums “Crime of the Century”. Dieses Album markiert den Höhepunkt ihres frühen Schaffens und bleibt bis heute ein Meilenstein der Bandgeschichte. Es stieg auf Platz 1 der britischen Charts und brachte mit “Dreamer” und “School” gleich zwei unverkennbare Hits hervor.
Der Sound von “Crime of the Century” zeichnete sich durch eine Mischung aus eingängigem Pop, Rock und Progressive Rock aus. Roger Hodgsons hohe, fast falsettartige Stimme stand im Kontrast zu Rick Davies’ rauerem Gesang, während das charakteristische Wurlitzer Electric Piano und die sanften Saxophonklänge eine einzigartige Atmosphäre erzeugten. Das Lied “Bloody Well Right” brachte Supertramp erstmals auch in den USA auf die Landkarte.
Erfolg in den 1970ern und frühen 1980ern
Mit den Alben “Crisis? What Crisis?” (1975) und “Even in the Quietest Moments …” (1977) festigte Supertramp ihren Ruf als kommerziell erfolgreiche Band. Besonders das Lied “Give a Little Bit”, das auf “Even in the Quietest Moments …” erschien, ist eines der bekanntesten und beliebtesten Lieder der Band. Es gelang der Band, den amerikanischen Markt zu erobern, was viele europäische Bands zu dieser Zeit nicht schafften. Das Album erreichte in Kanada die Spitzenposition der Charts und war der Beginn einer dauerhaften Präsenz in den USA.
Der absolute Höhepunkt ihrer Karriere kam jedoch 1979 mit dem Album “Breakfast in America”.
Es wurde ein weltweiter Verkaufsschlager und brachte der Band ihren größten kommerziellen Erfolg. Das Album verkaufte sich weltweit über 18 Millionen Mal und wurde mit vier internationalen Top-Hits, darunter “Breakfast in America”, “The Logical Song”, “Take the Long Way Home” und “Goodbye Stranger”, zum unverzichtbaren Klassiker. Diese Lieder sind auch heute noch fester Bestandteil jeder Supertramp-Setlist.
Die darauf folgende Welttournee, die “Breakfast in America” Tour, war ein massiver Erfolg mit 120 Konzerten in nur 10 Monaten und brach alle bisherigen Besucherrekorde in Europa und Kanada. Die Band stand nun auf dem Höhepunkt ihres Ruhms, doch dies sollte auch der Zeitpunkt werden, an dem sich der Weg von Rick Davies und Roger Hodgson zu trennen begann.
Das Ende der klassischen Ära und Roger Hodgsons Ausstieg
Nachdem 1982 das letzte Studioalbum der „klassischen“ Ära, “…famous last words…”, erschienen war, trennten sich die Wege von Rick Davies und Roger Hodgson. Die Gründe für Roger Hodgsons Ausstieg waren vor allem persönlicher Natur: Er wollte sich mehr Zeit für seine Familie nehmen und seine Solokarriere vorantreiben. Zudem gab es musikalische Differenzen – der eine bevorzugte die eingängigeren Pop-Songs, während Rick Davies mehr zu Jazz und Rhythm and Blues tendierte.
Roger Hodgsons Solokarriere begann mit dem Album “In the Eye of the Storm” (1984), das musikalisch wenig von Supertramp abwich, aber als eigenständige Veröffentlichung durchaus bemerkenswert war. Die Band selbst versuchte, auch ohne ihn weiterhin erfolgreich zu sein, doch die großen Erfolge der 1970er und frühen 1980er Jahre konnten sie nicht wiederholen.
Supertramp nach Roger Hodgson: Eine Band im Wandel
Nachdem Roger Hodgson 1983 die Band verlassen hatte, führte Rick Davies Supertramp in den 1980er Jahren weiter, allerdings mit einem deutlichen Stilwechsel hin zu Jazz, R&B und gelegentlich zu Neo-Prog. Die Alben “Brother Where You Bound” (1985) und “Free as a Bird” (1987) erzielten durchaus respektable Verkaufszahlen, konnten aber nicht an die Erfolge der früheren Jahre anknüpfen.
1997 veröffentlichte Supertramp ihr Comeback-Album “Some Things Never Change”, jedoch ohne Hodgson. Zu dieser Zeit spielte Mark Hart, der bereits in den 1980ern mit der Band zusammengearbeitet hatte, die Parts von Hodgson und trug so zur Erneuerung des Supertramp-Sounds bei.
Die letzten Jahre und das Erbe
In den 2000er Jahren gingen Rick Davies und die verbleibenden Mitglieder der Band weiterhin auf Tournee, auch wenn eine Wiedervereinigung mit Roger Hodgson ein unerfüllter Traum vieler Fans blieb. Trotz des Rückgangs der Musikproduktion waren die Live-Auftritte weiterhin ein großer Erfolg, und die Band bewahrte ihren Status als eine der beliebtesten Rockgruppen der 1970er und 1980er Jahre.
Die “Retrospectacle – The Supertramp Anthology” (2005) und andere Sammlungen aus dieser Zeit fassten das beste Material der Band zusammen und erinnerten die Fans an die großen Zeiten der Band. Es folgten weitere erfolgreiche Tourneen, aber die Band war nie mehr dieselbe ohne Roger Hodgson.
Das Erbe von Supertramp
Supertramp hat sich einen festen Platz in der Geschichte der Rockmusik erarbeitet. Ihre Mischung aus Prog-Rock, Pop und Jazz, ihre einzigartige Instrumentierung und vor allem ihre eingängigen und zugleich anspruchsvollen Lieder wie “The Logical Song” und “Give a Little Bit” bleiben für immer unvergessen. Während die Band nach dem Weggang von Roger Hodgson nie wieder denselben kommerziellen Erfolg wie in den 1970ern und frühen 1980ern erzielen konnte, bleibt ihr musikalisches Erbe und ihre künstlerische Relevanz über die Jahrzehnte hinweg ein leuchtendes Beispiel für den zeitlosen Charme der klassischen Rockmusik.
Während die Karriere von Roger Hodgson mit den zahlreichen populären Hits von den großen Zeiten von Supertramp lebt, hat Rick Davies noch 2024 kleine Live-Auftritte geliebt. Dort spielte er “seine Musik” und wurde vom Publikum gefeiert.
Supertramp sind und bleiben eine Band, deren Musik auch heute noch gehört wird – nicht nur von denen, die ihre Songs in den 70er und 80er Jahren live erlebten, sondern auch von einer neuen Generation, die sich von der Magie ihrer Melodien und dem Rhythmus ihrer Lieder verzaubern lässt.
Für die “Hits der Woche” haben wir eine hoffentlich ansprechende Auswahl von fünf Songs der Band als Neuvorstellung zu bieten.