„Blackbirds and the Sun of October“ heißt das neue Album von Federico Albanese, es ist zugleich sein Debüt bei XXIM Records (Sony Music). Inspiriert, geschrieben und aufgenommen wurde es in seiner –alten und neuen – Heimat Monferrato im Piemont: „Es ist ein Album über Heimkehr, vor allem aber über Herkunft und Erbe“, sagt der Pianist.
Nachdem er mehrere Jahre in Berlin gelebt hatte, kehrte Federico Albanese mit seiner Familie im Herbst 2022 zurück in den malerischen Norden Italiens und mit der Empfindung, wie er sagt, „tief mit diesem Ort verbunden zu sein“. Dies erwies sich auf vielerlei Weise als inspirierend. „Es ist ein Gefühl der Freiheit, das mit der Rückkehr einhergeht und in alles einfließt, was man tut – auch in die Musik.“ Man kann all das wiederfinden in seinen neuen Kompositionen; neue Farben und Gerüche, die Schönheit der Natur und der Tierwelt, den Wechsel der Jahreszeiten, aber auch die Geschichte, die Mythen und Legenden, die hier über Jahrtausende hinweg von Generation zu Generation weitergegeben wurden. „Dieser Ort atmet Geschichte“, fügt er hinzu. „Er ist sehr romantisch in diesem Sinne.“
Während seine früheren Alben sich oft um Erinnerungen, innere Welten und imaginäre Landschaften drehten, schöpft „Blackbirds and the Sun of October“ aus der Erfahrung der konkreten, physischen Welt um ihn herum. „Ich spüre die Freiheit in dieser Musik“, sagt er, „und es steckt mehr Positivität darin. Ich merke, dass etwas anders ist als zuvor.“
Diese neugewonnene Freiheit führte auch dazu, dass er verschiedenste musikalische Einflüsse nutzte, um klassische Musik mit modernen Klängen zu verschmelzen. Inspiriert, neue Richtungen und Ideen in seiner Musik zu erkunden, umfasst „Blackbirds and the Sun of October“ Kompositionen, die zeitlos wirken und zugleich auf die musikalischen Traditionen der Region zurückgreifen, sowie modernere, experimentellere Stücke. „Ich fühlte mich freier, Dinge zu tun, die ich normalerweise nicht tun würde. So fügte ich an Stellen ein Schlagzeug hinzu, wo ich es sonst nie gehört hätte, oder schrieb eine Suite nur für Klavier und Cello, die 400 Jahre alt sein könnte.“
Das sanfte Klavier und die wehmütigen Streicher von „The Prince and the Emperor“ setzen einmal mehr der Geschichte des Ritters Aleramo aus dem 10. Jahrhundert ein Denkmal, das helle, hoffnungsvolle „Adelasia“ ist inspiriert von der Prinzessin, die jenen Aleramo so bezauberte. Figuren, die uns vielleicht aus der für lange Zeit vergessenen Oper „Adelasia ed Aleramo“ vertraut sind, die im Jahr 1806 in der Mailänder Scala uraufgeführt wurde.
„A Story Yet to Be Told“ und „Song for the Village“ oder „Wallpaper of Dreams“ wohnt eine Zerbrechlichkeit und Zartheit inne, die wie Tau im Sonnenlicht glitzert.
Und dann gibt es noch das Titelstück, eine modernere Komposition, die um eine ansteigende Klavierlinie und ein konstant pulsierendes Schlagzeug herum aufgebaut ist, während ein Hauch von Dunkelheit im Hintergrund lauert. Es war, so Albanese, das erste Stück, das er nach seiner Ankunft im Monferrato schrieb, als gerade die Herbstfarben zu blühen begannen; die Fügung gab das Thema vor. Ein Stück wie eine Epiphanie: wenn man so will: „Blackbirds and the Sun of October” fühlte sich vom ersten Augenblick an richtig an. Ich wollte ein Bild finden, das die Essenz des Ortes und der Zeit, in der das Album Gestalt annahm, perfekt einfangen konnte“, erklärt Albanese. „Die Amseln, das Herbstlicht – in diesen Momenten lag eine gewisse Magie, die ich in Musik umsetzen wollte. Es vermittelte hoffentlich all die Elemente, die das Album zu dem machten, was es ist.“
Wir wissen nicht, wie Federico Albanese zu Guy Debord und den Situationisten steht, doch hat er mit „Blackbirds and the Sun of October” vielleicht so etwas wie ein Album ersonnen, das klingt wie eine psychogeographische Landschaftsmalerei, die wir durchwandern können.