Aktuell hört man den Titelsong “Mehr” vom Debüt-Album von Charly Klauser immer häufiger. Von dieser Sängerin Sängerin werden wir noch viel hören. Heute machen wir einfach den Anfang mit “Mehr”.
Mit ihrem bald erscheinenden Debütalbum liefert Charly Klauser ihr – im  Grunde nicht mehr be-nötigtes – Reifezeugnis als vollausgelastete und  schwer gefragte Profimusikerin ab. Seit über 10 Jahren reißen die Anfragen prominenter Kollegen, mit oder für sie zu spielen, nicht ab, im  Gegenteil. Und trotzdem fand – oder besser: nahm – sie sich die Zeit  auf ihre innere, immer lauter werdende Stimme zu hören und ihr Soloalbum  fertig zu stellen. Und zwar ein SOLO-Album, das diesen Begriff in jeder  Bedeutung des Wortes vollauf verdient und mit spannendem Leben füllt.  
Charlys Drang sich ständig in neue Herausforderungen zu stürzen,  diente dabei teils als will-kommene Ablenkung, teils als Ansammlung eine  Erfahrungsschatzes, den nur wenige Musi-ker:innen mit frischen 30  Jahren annähernd vorweisen können. 
Ob als Schlagzeugerin für Alvaro Soler oder in der TV-Show von  Carolin Kebekus, ob als Gitarris-tin, Percussionistin, Sängerin und  Violinistin für Sasha, Tim Bendzko oder die Metal-Haudegen Rage, ob im  Duett mit Johannes Oerding: Schon lange gilt Charly in der deutschen  Musikszene als enorm verlässliche, begeisterungsfähige und vielseitig  talentierte Musikerin, die sich in bald jeden Sound und jedes Genre mit  Energie und Selbstverständlichkeit einfindet. Wohl nicht ohne Grund  rekrutierten sie Die Ärzte vergangenes Jahr als Hauptdarstellerin  „Charlotte Kraft“ für ihr Video „Kraft“: Da wurde ein Name zum Programm.   
Gewissermaßen entdeckt und gefördert für ihre Position als „Charly  Dampf in allen Bandgassen“ hat sie bereits vor über einem Jahrzehnt  Peter Maffay, mit dem sie bis heute eng zusammenar-beitet: Mal als  Sängerin und Schauspielerin bei „Tabaluga“, mal als festes Mitglied  seines Live-Ensembles, mal als Songwriterin für seine eigenen Platten;  so stammt etwa der Maffay-Hit „Für immer jung“ aus ihrer Feder. 
„Jegliche Zusammenarbeit mit Menschen, die wissen wohin sie wollen,  empfinde ich als berei-chernd und inspirierend!“ Die Zusammenarbeit mit  Peter Maffay ist dabei immer eine ganz be-sondere, wir haben einfach  viel gemeinsam, was die Grundeinstellung zur Arbeitsweise und zur Musik  betrifft.“  
Dass sie neben all diesen Engagements überhaupt noch Zeit für eigene  Projekte findet, ist dabei  überraschend genug. Doch erst hier zeigt  sich wirklich ihre schier grenzenlose Vielseitigkeit und Qualität: Wenn  sie etwa – wohlgemerkt: im Alter von 15 Jahren! – mit Cold Fusion ein  Jazz-Duo gründet, gewinnt sie gleich mal den „WDR Jazzpreis“ und  produziert ein Album im Studio des Deutschlandfunks. Wenn sie zeitgleich  mit ihrer Schwester die All-Girl-Alternative-Rockband The Black Sheep  initiiert, bekommt sie kurz darauf einen Plattenvertrag, nimmt auch hier  ein Album auf und geht als Support mit Legenden wie In Extremo, Sunrise  Avenue und Social Distortion auf Tournee. Als Kölnerin hat sie sich  obendrein dem Karneval verschrieben und räumte mit den Rockemarieche so  ziemlich alles ab, was Sitzungen und TV-Ausstrahlungen so hergeben.  
Doch ihre Fähigkeiten reichen noch weiter: Wenn sie Musik für  Werbespots von VOX oder Ford komponiert, wird sie sogleich als Gesicht  der gesamten Kampagne engagiert. Wenn sie die Sound-Design-Firma  Ohrenkunst lanciert, produziert sie kurzerhand im Auftrag einer New  Yorker Design-Agentur Sounds für Top-Unternehmen wie Bentley, H.B.O.  oder Google und präsentiert diese – im Falle von Google – mal eben auf  dem größten Screen der Welt auf dem Times Square.  
Kurzum: Es gibt eigentlich nichts, was nicht geht – solange das, was  man da tut, eine gewisse Qualität besitzt, Charly als Künstlerin  herausfordert und neue Möglichkeiten der Entfaltung bietet. Nicht ohne  Grund schrieb sie kürzlich auf ihrem Instagram-Profil: „Dinge zu  riskieren und einfach zu machen, fühlt sich saugut an. Auf ein Zeichen  zu warten, um Träume oder verrückte Dinge umzusetzen, ist vertane Zeit.  Man wird dann belohnt, wenn man tut, was das Herz einem leise aber doch  deutlich mitteilt.“ 
Es hat sich mithin mehr als ausgezahlt, dass die Tochter einer aus  Kasachstan zugezogenen Mu-siker-Familie seit ihrem zweiten Lebensjahr  Klavier- und Geigenunterricht erhielt (und, ihr wohl frühester  Riesenerfolg, im Alter von acht den „Jugend musiziert“-Wettbewerb  gewann). 
Im Prinzip könnte diese Vorstellung hier enden, denn es gab schon  jetzt mehr zu erzählen als über bald jeden anderen deutschen Musiker,  und man dürfte den Leser überzeugt haben, dass sich hinter Charly eine  im besten Sinne geradezu besessene Musikerin verbirgt. Diese  Besessen-heit und unbändige Energie, hat Charly nach zahllosen Jahren  intensiver Arbeit nun endlich auf ihrem Soloalbum bündeln können. Und  „solo“ ist hier bitte im Wortsinne zu verstehen. 
Auf diesen kraftvoll eigenen, zwar oft unkonventionell komponierten,  aber zugleich sofort ins Ohr gehenden und das Herz berührenden Songs  spielt Charly SÄMTLICHE  Instrumente selber und hat neben der  Komposition der Stücke gleich noch die Produktion und den Mix erledigt.  „Ich schätze all die Kollaborationen, die ich bereits erleben durfte,  sehr“, sagt Charly. „Aber irgendwie wurde mir immer klarer: Wenn ich mal  ein Soloalbum aufnehme, dann muss und will ich das komplett alleine  machen, von der ersten Note bis zur letzten Tonspur.“ 
Entstanden sind 10 Songs, die mit Leichtigkeit zwischen  Ohrwurm-Melodien und experimenteller, fast naiver Spiellust wechseln. In  jedem Ton steckt positive Energie und bittersüße Erinnerung. Weit  entfernt von typischem Formatradio-Bubblegum-Pop, sind sie trotzdem  griffig genug, um jederzeit im Radio zu laufen.  
Dieser schmale Grat zwischen Hittauglichkeit und künstlerischem  Anspruch, den Charly mit die-sen Songs beschreitet, ist dabei  vorsätzlich gewählt: „Wenn ich mir schon die Zeit nehme, meine eigenen  Songs zu schreiben und aufzunehmen, dann soll das Ergebnis eben auch  keinen Kom-promiss darstellen, sondern mich und meine Persönlichkeit  absolut unverfälscht widerspiegeln“, meint sie.  
„Gut produzierte Musik gibt es auf der Welt genug. Was ich dazu  beitragen kann ist Musik, die so zu hundert Prozent aus mir herauskommt  und genau so klingt, wie mein Kinderzimmer früher aussah: bunt und  voller kleiner liebevoller Details.“ 
Charlys Texte handeln von persönlichen Gedanken, über die  Vergangenheit und die Zukunft. Davon, wohin die Reise gehen soll. Sie  singt von eigenen Erlebnissen, die sie sodann aber derart universell  verpackt, dass jeder Hörer seinen ganz persönlichen Bezug finden kann.  
„Mir gefällt der Gedanke, dass man beim Hören meiner Songs Lust  bekommt, sich intensiver mit ihnen auseinanderzusetzen. Dass man  entdeckt, dass sich unter der Oberfläche noch weitere Schichten an  Bedeutungen und Emotionen verbergen.“ 
Ihr bei der Wahl ihrer Themen eine gewisse erzieherische Maßnahme zu  unterstellen, „ginge viel-leicht etwas zu weit. Vielmehr fasse ich mir  sehr oft an die eigene Nase und werde von so man-chen Spinnereien in  meinen Texten selber überholt.“ 
Hundert Prozent Authentizität: Das merkt man auch daran, dass sich  Charly hier erstmals getraut hat, ihre eigenen Kompositionen mit  deutschen Texten zu versehen. Denn auch, wenn ihre Mu-sik so viel mehr  ist als ein potenzieller Beitrag für die nächste „Chart  Hits“-Compilation, möchte sie gerne vom Hörer verstanden und in all  ihrer Vielschichtigkeit entdeckt und geschätzt werden. 
„Es hat mich zuerst einige Überwindung gekostet mich vor Publikum so  „nackt“ zu machen. Mich nicht zu scheuen meine Gedanken so eindeutig  und ohne Kompromisse zu benennen.“ 
Die Vorab-Single „Im Überall“ ist dafür so ein Beispiel. Es ist eine  Selbstbetrachtung der inneren Disparität zwischen Fern- und Heimweh,  zwischen Großtaten und dem Schätzen der Schönheit im Kleinen, zwischen  dem Streifen durch die Rocky Mountains und der Umarmung zu Hause. Oder  „Tür auf, Tür zu“, eine weitere, bereits veröffentlichte Vorab-Single:  Ein Song über das Fäl-len schwerer Entscheidungen und dem Gewinn, der  daraus entstehen kann, über das Schließen von Türen, damit sich andere,  neue Horizonte öffnen, über Mut und Überwindung. 
Die intime Ballade „Was in aller Welt“ ist neben ihrer berührenden  Gesangperformance ein höchst gesellschaftskritischer Song, jedoch ohne  erhobenen Zeigefinger. „Hör ich zu?“ fragt sich Charly und zeigt damit  sowohl musikalisch wie auch textlich eine weitere der vielen  unterschiedli-chen Facetten ihrer Persönlichkeit. 
Auf dem kommende Album MEHR warten noch viele weitere Schichten und  ungeahnte Talente dieser Ausnahme-Musikerin. Vom opulent ausstaffierten,  brutal groovenden Synthiepop bis zur bewusst reduzierten  Akustik-Ballade: Alles ist zu Hundert Prozent Charly. Und es ist gut und  ge-nau richtig, dass es so ist. 
