Kommentar zur Echo-Verleihung
Sicher hat sich der eine oder andere gefragt, warum wir uns nicht zum Thema des Abends bei der Echo-Verleihung geäußert haben. Auch wenn wir noch am Anfang stehen, so wollen und werden wir Menschen, die mit Krawall ihr Produkt verkaufen wollen, keine Plattform bieten.
Wenn sich ein geschätzter Musiker wie Peter Maffay zu diesem Thema äußert, dann werden wir diese Meinung gern verbreiten:
So schlimm wie noch nie …!
Der ECHO, die Verleihung dieses Jahr, war eine Ohrfeige für das demokratische Verständnis in unserem Land. Gleichzeitig zeigt sie die Erosion in unserer Gesellschaft und im Musikgeschehen auf, die sich seit einigen Jahren abgezeichnet hatte und am Donnerstag vergangener Woche ihren vorläufigen Höhepunkt erfuhr. Wie auch die Mischung aus Dummheit, Feigheit und fachlicher Inkompetenz.
Zur Tagesordnung jetzt überzugehen, geht nicht. Es muss eine Aufarbeitung geben.
Rassismus und Gewaltverherrlichung haben in unserem Staat, gerade vor dem Hintergrund unserer Geschichte nichts verloren, genauso wenig und erst recht nicht in der Kunst. Diejenigen, die das missachten verdienen Null Toleranz. Die „Künstler“ nicht und auch die nicht, die mit ihnen und damit ihren Inhalten ordentlich Geld verdienen. Verantwortungslosigkeit, Geschmacklosigkeit und Gier müssen entlarvt werden. Die Protagonisten dieser Haltung haben Namen und waren an diesem 12.04.2018 zum großen Teil anwesend. Aber sie haben geschwiegen und sich weggeduckt.
Das alles klingt irgendwie vertraut, oder …?
Tatsache ist, dass der ECHO zu einem Vermarktungsmodell des Senders VOX verkommen ist. Das Regelwerk – also die Statuten und Auswahlkriterien – wurde diesem Geschäftsmodell angepasst, zum Vorteil der Initiatoren. Denn: es geht um Geld um Marktanteile und um Selbstdarstellung. Die Künstler selbst sind nur noch Statisten. Von „repräsentativ“ keine Spur. Die Folge, wie man inzwischen weiß: der Ethikrat, das Feigenblatt für delikate Fälle, geht auf Tauchstation und der Geschäftsführer des BVMI, Dr. Florian Drücke, erklärt hastig, man werde die Statuten, die den Echo regeln, neu verfassen und überarbeiten.
Wir finden das reicht nicht, denn wir alle – auch wir selbst – waren nachlässig.
Die Konsequenz aus den Vorfällen sollte sein:
Die Verantwortlichen nehmen ihren Hut und an ihre Stelle treten glaubhafte Personen, die für die Zukunft die nötige Transparenz garantieren.
Im Übrigen: am Donnerstag, den 12.04.18 vor der Echo-Verleihung veröffentlichte BILD folgendes Statement von uns:
„Dass ausgerechnet am 12. April, dem Holocaust-Gedenktag in Israel, die ECHO-Verleihung von dieser Nominierung überschattet wird, ist makaber und beschämend. Natürlich kann ich mich nicht in die Gefühle der Überlebenden und der Angehörigen der Opfer des Holocaust versetzen. Das wäre anmaßend. Aber ich kann beurteilen, dass die Nominierung besonders diesen Menschen gegenüber respektlos und in höchstem Maße unsensibel ist. Ich kenne Kollegah und Farid Bang persönlich nicht. Deshalb kann ich ihnen nicht unterstellen, dass sie bewusst antisemitische Gedanken in ihre Texte bringen. Aber in der heutigen Zeit, in der unsere Gesellschaft zerrissen und voller Spannung ist, gießen sie zusätzlich Öl ins Feuer. Und die Verantwortlichen des ECHO tun es mit der Nominierung auch. Diese Bagatellisierung ist vor dem historischen Hintergrund unzulässig und auf keinen Fall tolerierbar.“
Um 21:35 Uhr, nach dem Vortrag von Kollegah und Farid Bang, haben meine Freunde und ich die Veranstaltung des ECHO verlassen. Da war das Maß endgültig voll!
Foto: Holger Kasnitz
