Mit der Single „Perle aus dem Pott“ (Rückseite: „Dortmund Bonifatiusstraße 3“) betritt Dr. Schlager alias Ingo Grabowsky das zwar verminte, nichtsdestominder aber bunt blühende Feld des Heimatliedes, dem er eine neue Farbe beimischt. Die Hymne an den Kohlenpott und seine Bewohnerinnen steht in einer Tradition, die spätestens mit Friedel Henschs „Mond von Wanne Eickel“ in den 1950er Jahren eingesetzt hat. Die Stimmung des Songs (den einen Schlager zu nennen man sich scheut) liegt zwischen komisch und sentimental. Zugezogene müssen sich eventuell mit einem Wörterbuch behelfen. Philologisch Interessierten bietet sich eine Vielfalt an intertextuellen Bezügen, die für das emotionale Verständnis des Werkes jedoch nicht von Belang sind.
Dr. Schlager alias Dr. Ingo Grabowsky ist gebürtiger Dortmunder. Der Historiker kuratierte große Ausstellungen zum Thema Schlager, unter anderem im Rock’n’Pop-Museum Gronau und im Haus der Geschichte in Bonn. In Büchern wie „Die 100 Schlager des Jahrhunderts“ erzählte er die Geschichte der leichten Muse und wird häufig als Experte für deutschsprachige Unterhaltungslieder von den Medien angefragt. Seit 2014 leitet er ein großes Landesmuseum.
Als „Dr. Schlager“ sind seine gesanglichen Vorbilder Hans Albers, Helge Schneider und Udo Lindenberg. Für seine Textideen durchstöbert der singende Museumsdirektor die Schrebergärten seiner Heimat. Oma gießt den Kaffee hier noch per Hand auf, während Opa, gestärkt von einer Flasche Export, der Fußballübertragung am Kofferradio folgt.