Fragen einer 12-jährigen an den „König von Mallorca“

Sie findet Jürgen Drews cool, wollte aber unbedingt wissen, wie er sich als Vater sieht oder auch wie sein Vater darauf reagiert hat, als aus dem Medizinstudenten ein Musiker wurde.

Wer kann schon von sich behaupten, dass er in den vergangenen fünf Jahrzehnten Hits landen konnte, die bis zum heutigen Tag für perfekte Party sorgen: In den 70er Jahren waren es „Mexico“ mit den Les Humphries Singers und solo „Ein Bett im Kornfeld“, „Barfuß durch den Sommer“ oder „Wir zieh’n heut’ Abend auf’s Dach. Nach einer Pause Anfang der 80er Jahre landete er mit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ einer der Schlagerhits 1987. Diesem folgten in den 90er Jahren „So wie im Film“ und „Wieder alles im Griff“. Außerdem gelang ihm mit Stefan Raab und Bürger Lars Dietrich „Das Bett im Kornfeld“ wieder an die Spitze der Charts zu führen. Das führte dazu, dass ihn Thomas Gottschalk zum „König von Mallorca“ krönte.

Mit dem gleichnamigen Titel landete er im Jahr 2000 einen der Fetenhits. Dieses Jahrzehnt endete damit, dass er seiner Ehefrau Ramona „Ich bau dir ein Schloß“ widmete. Hiermit schaffte er sogar einen Top 10-Hit in den offiziellen Verkaufscharts.

Und auch im aktuellen Jahr verbucht er bereits zwei weitere Top-Hits mit „Wenn die Wunderkerzen brennen“ und „Kornblumen“. Seine aktuelle Single „Ich schenke dir einen Regenbogen“ füllt bereits wieder die Tanzflächen in allen Tanzpalästen und Party-Clubs.

All diese Hits finden sich auf dem aktuellen Album wieder. Es ist sein erstes selbst aufgenommenes „Best Of“-Album, das schlicht „Jürgen Drews feat. Drews“ heißt. Für alle Drews-Fans ist dieses Album also ein Muss. Soll es ein perfektes Weihnachtsgeschenk werden, dann kombiniere das Album doch einfach mit einem Konzert-Ticket. Im kommenden Jahr gehen Jürgen Drews & Band auf ausgedehnte „Es war alles am besten“-Tournee. Neben den Hits vom aktuelles Album, verspricht der Künstler noch einige Überraschungen. „Von den Anfängen meiner Karriere, dem begabten Banjo Spieler“, schwärmt der erfolgreiche Sänger und Komponist, „geht es über die Les Humphries Singers und die ersten Solo-Hits bis zur ausgelassenen Party… und das alles mit Band!”

Für viele ist er „der König von Mallorca“, für andere nur ein Schlagersänger. Für mich ist er seit 30 Jahren ein guter Bekannter, der immer für einen da ist, wenn man ihn braucht. Als ich ihn vor einigen Jahren fragte, ob er Zeit für ein Interview mit der damals 12-jährigen Marie hätte, hat er sofort „Ja“ gesagt. Mich begeistert dieses Interview bis heute und ich bin mir sicher, dass selbst eingefleischte Drews-Fans einiges Neues von ihrem Star erfahren werden.

Vor einigen Wochen habe ich Hanno gesagt, ich möchte auch mal – so wie er – Interviews mit Promis führen. Wenig später stand ich zitternd vor der Garderobentür von Mirja Boes, um mit ihr ein Gespräch zu führen. Ich bin also noch kein Profi und ehrlich gestanden habe ich auch beim 2. Termin wieder ein flaues Gefühl in der Magengegend. Aber da hält mir Hanno bereits das Mikrofon vor die Nase und Jürgen Drews, der uns mit zu einem Konzert in Dorsten genommen hat, erwartet nun kein Geplänkel mehr, sondern meine erste Frage…

Marie: Um mich auf das Interview vorzubereiten, habe ich natürlich ihre Homepage gelesen. Besonders auffällig war für mich, dass sie Medizin studiert haben und das Studium für die Musik abgebrochen haben. Haben Sie diesen Entschluss schon einmal bereut?

Jürgen Drews: Ich habe das zu Anfang schon ein wenig bereut, aber nachher ist dieser Entschluss schon in Ordnung gegangen. Mein Vater war ein sehr erfolgreicher Arzt. Er kam aus dem chirurgischen Metier und ist nach dem Krieg in die praktizierende Medizin übergegangen. Er hatte immer ein Skalpell dabei und immer kleinere Bestecke dabei , um „kleine Operatiönchen“ wie zum Beispiel ein Furunkel aufzumachen immer gleich vorzunehmen.

Gegenfrage: Wie bist denn du in der Schule? Gut?

Marie: Ja

Jürgen Drews: Was hast denn du für Noten? Gute?

Marie: Ja, ich und auch meine Mutter sind damit zufrieden!

Jürgen Drews: Du machst auch den Eindruck. Kannst du zu mir sagen, ich bin der Onkel Jürgen.

Marie: Dein Vater war also ein erfolgreicher Arzt. Wie haben deine Eltern damals auf die Entscheidung reagiert, das Studium abzubrechen?

Jürgen Drews: Ich hab’ immer Musik gemacht, habe Banjo gespielt, Gitarre gespielt, in einer Band gesungen. Bereits kurz vor meinem Abitur habe ich mit meiner Band „die Anderen“ einen Titel in den USA veröffentlicht. Wir nannten uns übrigens „die Anderen“, weil wir uns ein bisschen anders gefühlt haben und nicht etwa, weil wir homophil waren. Der Name war auch ein bißchen unglücklich gewählt, muss ich heute gestehen.

Wir waren aber vier Jungs, die alle – ich war der häßlichste von denen – ziemlich gut ausgesehen haben. Wir sind dann unter dem Namen „Cannibal Comix“ in den USA veröffentlicht worden. Von uns hing beispielsweise damals ein riesiges Poster in der bekanntesten Straße von Los Angeles, dem Sunset Boulevard.

Weil wir ausnahmslos Englisch gesungen haben, habe ich durch Zufall auch Les Humphries kennengelernt. Der rief mich dann eines Tages an und sagte zu mir, singe bei mir in meinem Chor mit. Dafür gab es 500,– DM. Da sagte ich natürlich ja und so kam ich zu den Les Humphries Singers. Und nun kam eine Tournee nach der anderen und ich verdiente nun für jeden Auftritt 500,– DM.

Zu dieser Zeit war ich schon immatrikuliert. Und nun begann ich mit dem Schicksal zu hadern und fragte auch meine Eltern: „Was soll ich bloß machen. Weiterstudieren?“ Mein Vater antwortete mir: „Du hast Altgriechisch und Latein gelernt, das kann dir keiner nehmen. Wenn dir die Musik Spaß macht, dann mach weiter!“

Und hier bin ich immer noch.

Marie: Nun bist du selbst Vater zweier Kinder. Fabian und Joelina zieht es ebenfalls zur Musik. Wie begeistert bist du von der Entscheidung der beiden?

Jürgen Drews: Was soll bei so einem Vater anderes rauskommen? Wir unterstützen das tatkräftig. Joelina ist so etwas von bedacht darauf, unbedingt ihr Abitur machen zu wollen, dass Ramona oder ich nicht sagen müssen: „Pass mal auf, du musst das und das machen“, im Gegenteil , ich sage manchmal zu ihr: „Joelina, wenn du weiterkommen willst, musst du auch ab und zu bei mir im Studio etwas einsingen.“ Wir verbinden uns dann häufig mit den USA über Skype. Wir haben dann die Amerikaner dran sitzen, die hören sie dann live singen. Die geben ihr dann Tipps, singe das so, du musst das so verbinden, damit es auch international klingt.

Marie: Wo siehst du Joelina in fünf Jahren?

Jürgen Drews: Wenn ich das wüsste. Weißt du, dieses Business ist unwegbar. Ich habe englisch angefangen, habe nie geplant in dieses Business zu gehen und was bin ich heute: „König von Mallorca“. Ich komme aus dem Pop. Ich klinge popmäßig auch ganz anders, da bin ich auch viel authentischer. Aber es macht mir einen tierischen Spaß, das zu machen. Das hätte ich mir nie träumen lassen.

Um auf deine Frage zurückzukommen: Ich weiß heute nicht, was Joelina später einmal machen wird. Wir, besser gesagt Joelina, will es international. Wir waren mit ihrem ersten Stück „Trendsetter“ auf Platz 14 in den echten „Trends“, was aber keine Chartplatzierung bedeutet, nicht nur in den USA, ebenso in England. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Mal sehen, was nun passiert.

Marie: Ich glaube jeder träumt einmal davon, einen so berühmten Vater wie Jürgen Drews zu haben. Wie würdest du dich als Vater beschreiben?

Jürgen Drews: Nein, nein, nicht jeder träumt davon. Joelina findet es gar nicht witzig! Als Vater bin ich immer weg, bin immer mit meinen Gedanken bei neuen Liedern und bastle an ihnen im Studio. Als Vater bin ich fürchterlich!

Marie: Kann ich mir nicht vorstellen!

Jürgen Drews: Aber trotz allem, verstehen wir uns gut: Joelina und ich! An ihrer Seite hat sie immer eine Freundin, eine Helferin und Mutter, die in jeder Situation für sie da ist. Denn Ramona unterstützt Joelina dermaßen in jeder Fasson. Sie wird zur Schule gefahren, zum Gesangsunterricht, hat ein Pferd und wenn mal Nachhilfeunterricht sein muss, dann ist Ramona immer da für sie. Joelina hat ein geiles Elternhaus, sie bekommt meines Erachtens schon fast zu viel . Aber sie behält bei allem den Überblick und kann es auch schätzen, was ihre Mutter für sie tut.

Marie: Kannst du als Vater auch mal streng sein?

Jürgen Drews: Nöö! Ich brubbel zwar mal ein bisschen vor mich hin, aber streng kann ich nicht sein!

Marie: Hast du während der Kindheit mit Fabian und Joelina gesungen? Und später als sie Jungendliche waren, sich für ihre Musik interessiert?

Jürgen Drews: Mit Fabian brauche ich nicht singen, der legt auf. Er ist ein guter und sehr gefragter DJ. Aber du wolltest wissen, ob ich mit ihnen als sie klein war gesungen habe. Da fällt mir spontan folgendes ei: Ich saß mit Joelina im Studio und arbeitete an einer Coverversion von „Hey, Amigo Charlie Brown“. Und was machte Joelina? Sie sang: „la, la, la“… begeistert mit. Von da an passierte es dann jeden Sommer auf Mallorca. Dort haben Freunde von mir ein Hotel in Can Picafort. Sie wusste ganz genau, wann „Amigo Charlie“ in meinem Programm dran war. Du glaubst doch nicht, dass ich dann allein auf der Bühne bleiben durfte. No Way! Da musste ein Stuhl auf die Bühne gestellt werden. Auf dem Stuhl stand Joelina und ich musste ihr jedes Mal das Mikrofon hinhalten, damit sie ihr „la la la“ singen konnte. Das ist Joelina. Die hat schon mit sechs angefangen, Klavier zu spielen. Und das sang sie „Der Wind geht durch den Wind“, das sie am Klavier komponiert hat.

Marie: Vom Alter her wäre es durchaus realistisch, dass du längst Großvater wärst. Wenn man dir gegenüber steht, ist es kaum zu glauben, dass du bereits im normalen Beruf „Rentner“ wärst. Was tust du für dein Aussehen und deine körperliche Fitness?

Jürgen Drews: Man nennt so etwas Gen-Disposition. Das heißt, die Gene sind bei mir ganz gut verteilt. Außer, dass ich etwas zu kurze Beine habe, finde ich. Aber Ramona findet das alles okay, dann ist bei mir auch alles okay. Es ist ja durchaus denkbar, dass du es noch erleben wirst, dass es einmal einen designten Menschen geben wird. Das ist sehr sehr gefährlich, wie wir wissen. Deshalb haben wir auch solche Animositäten dagegen. Das hat sicher auch mit unserer Vergangenheit zu tun, dem 3. Reich. Es ist auch richtig auf der einen Seite, auf der anderen Seite finde ich es toll, wenn man ein bisschen eingreifen könnte. Wenn man weiß, das und das ist schlecht, dann finde ich es richtig. Wie komme ich jetzt darauf? Du hast mir ein schönes Kompliment zu meinem Aussehen gemacht und wolltest wissen, was ich dafür tue. Nichts, was andere nicht auch tun. Ich bewege mich, beim Essen bin ich mir einigermaßen im Klaren darüber, was ich da esse.

Marie: Ich habe dir noch ein paar Fotos als kleines „Dankeschön“ mitgebracht. (Ich überreiche Jürgen Drews einige Fotos, die ihn zusammen mit Ramona zeigen. Es sind Fotos von einem Auftritt bei Carmen Nebel, wo er seiner Frau einen 2. Heiratsantrag macht)

Jürgen Drews: Wen küsse ich da denn. Das wird doch hoffentlich Ramona sein! Ich liebe diese Frau. Es ist die heißeste Frau, die es auf der Welt gibt! Und du bist ganz schön clever für dein Alter. Wenn du weiter Interviews führen wirst, dann kannst du es weit bringen. Die Fragen waren toll. Danke!

Ich wurde zusehends verlegen und freute mich nun darauf, den „König von Mallorca“ live zu erleben. Es war ein wirkliches Erlebnis. Die Menschen tanzten überall und sangen ausgelassen die Hits des Mannes, den ich hoffentlich noch öfter treffen werde.

Bis heute hat Marie noch mehrere Konzerte von ihrem Interview-Partner erlebt, aber sich nie wieder getraut, ihn anzusprechen. Schade, sie wäre eine echte Verstärkung für „Schmusa“ oder was meint ihr?

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