Für die meisten ist Ralph Siegel “Mr. Grand Prix”, schließlich war er mit vielen verschiedenen Interpreten beim ESC und konnte als erster deutscher Komponist mit “Ein bisschen Frieden” den größten Musikwettbewerb der Welt für sein Heimatland gewinnen. Gewonnen hat er den Preis zusammen mit Bernd Meinunger, der heute ebenfalls Geburtstag feiert. Der Texter ist ein Jahr älter, Ralph Siegel feiert heute seinen 78. Geburtstag.
Happy Birthday Ralph Siegel
Beginnen wir mit dem großen Erfolg der beiden Grand Prix-Gewinner: Nicole sang 1982 “Ein bisschen Frieden” beim ESC in Harrogate. Der Siegertitel wurde ein Welthit in vielen Sprachen.
Ralph Siegel versuchte sich vor seiner erfolgreichen Karriere als Komponist und Produzent auch als Sänger. “Schwarz auf weiß” hieß die erste Single.
In seinem Büro mit Tonstudio in München steht in einem Raum der Entspannung neben einem Billardtisch eine Musikbox. Bei einem Blick auf den Inhalt dieses tollen Stücks, in dem viele populäre und auch weniger erfolgreiche Songs des Komponisten und Produzenten zu finden sind, fiel mir ein Titel auf, der zum Besten zählt, was deutscher Beat zu bieten hatte: Die Gloomys aus Berlin mit “Winds Of Change”. Als Autoren des Songs sind Michael Kunze und Ralph Siegel angegeben. Der Sänger der Gloomys war übrigens Frank Zander.
Neben internationalen Songs produzierte Ralph Siegel bereits in den 60er Jahren auch Schlager. Damals coverte er noch internationale Hits wie “A Whiter Shade Of Pale”. Vielleicht erinnert sich sogar noch jemand an “Tränen im Gesicht” gesungen von Buddy Caine.
Zu seinen ganz frühen Werken zählt die Zusammenarbeit mit den City Preachers, zu denen u.a. Inga Rumpf und Udo Lindenberg zählten. Den Titel “Die Felder von Verdun” komponierte Ralph Siegel 1966 gewiss inspiriert von Bob Dylan und der amerikanischen Folk Szene.
Zu Beginn seiner Karriere stand hinter seinen Kompositionen noch der Zusatz “jun.”. Sein gleichnamiger Vater, der – um Verwechslungen zu vermeiden – nach seinem Tod 1972 Ralph Maria Siegel wurde, gehörte zu den erfolgreichsten deutschen Komponisten des vergangenen Jahrhunderts. Aus seiner Feder stammen Gassenhauer wie die “Capri Fischer”, “Das Chianti Lied (Ja, ja der Chianti Wein)” oder “Ich hab noch einen Koffer in Berlin”. Auch Ralph Siegel jun. verbinden wir in erster Linie mit Schlagern. Früh arbeitete er mit Chris Roberts zusammen und schrieb Hits wie “Do You Speak English” oder seinen größten Erfolg “Du kannst nicht immer 17 sein”.
Zu seinen Erfolgen als Komponist zählen neben seinen Grand Prix-Songs Hits wie “Goodbye Mama” für Ireen Sheer, “Babicka” mit Karel Gott, Rex Gildos größter Erfolg “Fiesta Mexikana”, “Sand in deinen Augen” von Roy Black oder “La Provence” für Nana Mouskouri.
Besonders stolz ist Ralph Siegel auf die Zusammenarbeit mit Peter Alexander. Das Rezept der gemeinsamen Erfolge war gegenseitige Wertschätzung. “Peter der Große” erwartete große Melodien mit anspruchsvollen Texten ebenso wie musikalischen Spaß. Ralph Siegel hat immer geliefert.
Die Liste ließe sich ewig fortsetzen. Allein die Zusammenarbeit mit Bernd Meinunger könnte viele Artikel füllen. Wir werden dem populären Texter einen eigenen Artikel gönnen. Um Ralph Siegel gerecht zu werden, müssen wir allerdings noch einmal international werden, denn seine große Liebe gehörte dem ESC. Vielleicht ein wenig inspiriert von seinem Vater, der als anerkannter Komponist mit seinem deutschen Beitrag “Telefon, Telefon” interpretiert von Margot Hieltscher einen beachtlichen 4. Platz belegte. Genau das war auch Ralph Siegels erste Platzierung 1974. Hinter ABBA mit Waterloo, Gigliola Cinquetti und Mouth & MacNeal belegte er gemeinsam mit dem britischen Beitrag gesungen von Olivia Newton John als Vertreter Luxemburgs mit Ireen Sheers “Bye Bye I Love You” Platz 4. Dieser Wettbewerb begeisterte in diesem Jahr die ganze Welt. Auch Ralph Siegel war vom ESC-Virus infinziert.
1976 durfte Ralph Siegel das erste Mal für Deutschland starten. Für die Les Humphries Singers schrieb er “Sing Sang Song”. Dass die Gruppe in der nur erlaubten Mini-Besetzung und einem deutschsprachigen Song so sehr an Charme verlor, war nicht vorherzusehen. Es wurde ein Flop. Schon beim 2. Versuch mit der von ihm selbst zusammengestellten Gruppe Dschinghis Khan landete er einen Volltreffer. Der gleichnamige Titel, dessen Text natürlich Bernd Meinunger geschrieben hat, wurde wie auch der Siegertitel von Milk & Honey, “Hallelujah”, ein Hit in vielen Ländern Europas.
Ein Jahr später war Ralph Siegel gleich mit zwei Titeln am Start. Für Luxemburg starteten Sophie & Magaly mit “Papa Pingouin”, die den 7. Platz erreichten, und für Deutschland hatte das Erfolgsteam Siegel/Meinunger Katja Ebstein mit “Theater” ins Rennen geschickt. Die Berlinerin wurde Zweite hinter Johnny Logans “What’s Another Year”. Unvergessen ist der Auftritt des Komponisten am Klavier.
Auch 1981 vertraute man wieder Bernd Meinunger und Ralph Siegel in Deutschland. “Johnny Blue” wurde von Lena Valaitis interpretiert und belegt – wie Katja Ebstein im Vorjahr – Platz 2.
Irgendwann musste es doch einfach klappen, war man sich zu dieser Zeit sicher. Als die Newcomerin Nicole beim Vorentscheid 1982 mit “Ein bisschen Frieden” antrat, ließ sie so etablierte Künstlerinnen wie Paola, die ehemalige ESC-Siegerin Severine, Marianne Rosenberg oder Mary Roos hinter sich. Bereits an diesem Tag waren sich viele Grand Prix-Fans sicher, dass es in diesem Jahr für den deutschen Beitrag klappen könnte. Wie wir wissen… es klappte.
Im vergangenen Lebensjahr erfüllte sich ein weiterer Traum des genialen Komponisten. Sein Musical “Zeppelin” feierte im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen Premiere. Die Begeisterung der Besucher ist riesig. Der Vorverkauf für den kommenden März hat bereits begonnen.
Mit dem Titel “Ich hab gelebt” endet diese kleine Geburtstagsparty zu Ehren von Ralph Siegel.
Alles Gute im neuen Lebensjahr und bleiben Sie gesund, lieber Ralph.