“Pretty Belinda” von Chris Andrews stürmte am 15. September 1969 auf Platz 1 der Österreichischen Charts. Die Musikzeitschriften sprachen von einem sensationellen Comeback des Sängers. Dabei war er gar nicht weg.
1965 landete der sympathische Engländer, der heute in der Nähe von Dormund sein neues Zuhause gefunden hat, mit “Yesterday Man” einen Mega-Hit.
Schnell legte er Anfang 1966 mit “To Whom It Concerns” gleich noch einen zweiten Top 10-Hit nach. Im Herbst des Jahres blieb noch Zeit, mit “Stop That Girl” eine dritte Single zu veröffentlichen, die es in Deutschland ebenfalls in die Charts schaffte.
Seinen Hauptberuf sah der Komponist allerdings immer noch darin, Songs zu schreiben. Da stand er bei Adam Faith, einem der populärsten Sänger in Großbritannien, und dem damaligen Top Star Sandie Shaw in der Pflicht. Sie vertrauten auf die Zusammenarbeit mit dem plötzlich so erfolgreichen Sänger. 1967 siegte Sandie Shaw beim Grand Prix de la Chanson. Ihr “Puppet On A String”, den ausnahmsweise nicht Chris Andrews geschrieben hatte, stürmte die Charts weltweit. Mit einem Siegertitel reist man gut ein Jahr um die Welt, denn ein Siegertitel ist erst nicht mehr in aktuellen TV-Show gefragt, wenn es einen neuen Sieger gibt. In dieser Zeit ein Album aufzunehmen, bedeutet Dauerstress für Interpretin, Komponisten und das ganze Umfeld. Für die Plattenfirma bedeutet dieses Album einen Welthit und wird mit aller Gewalt durchgezogen. Chris Andrews hatte auch wieder tolle Songs für Sandie Shaw geschrieben. “You’ve been seeing her again” war in der Regel Titel Nummer 2 bei den Auftritten der Grand Prix Siegerin oder der erste Nummer 1-Hit aus der Feder von Chris Andrews “Long Long Live Love”.
In den Musikboxen hatten die Gäste mit der Zeit auch Gefallen an der Rückseite des Grand Prix Siegertitels gefunden. “Had A Dream Last Night” war auch häufig im Einsatz. Dieser Titel stammte natürlich vom Haus- und Hof-Komponisten Chris Andrews.
Es war allerdings nicht so, dass Chris Andrews 1967 die eigene Karriere an den Nagel gehängt hatte. Es war nur keine Zeit. Voller Freude stellte er “You’re Gonna Like This” in “Beat! Beat! Beat” im Hessischen Rundfunk vor. Aber nur ein Auftritt und sonst keine weitere Promotion reichten natürlich nicht aus, um den doch anderen Song – im Vergleich zu seinen Vorgängern – zu etablieren.
Hitverdächtig war ohne Frage der Song “I’ll Walk To You”, den Chris Andrews Plattenfirma 1967 veröffentlichte. Doch ohne Besuche bei den Radio-Sendern, Auftritte, Besuche bei den Musikboxenaufstellern und natürlich auch Auftritte im TV bewegt sich wenig.
Das änderte sich auch 1968 nicht. Es war keine Zeit vorhanden, einen eigenen Hit anzuschieben. So blieb “The Man With The Red Ballon” in den Regalen der Plattenläden liegen und auch die Rundfunksender wussten nicht so recht etwas mit diesem Song anzufangen.
Irgendwann war wieder Zeit da und Chris Andrews schrieb das Lied über “Pretty Belinda”. Er stellte den Song im Deutschen Fernsehen vor und schon war das Comeback perfekt. Übrigens die italienische Version des Hits von Gianni Morandi war laut Chris Andrews noch erfolgreicher als seine eigene Version. Es wurde der Sommerhit 1969.
In Deutschland konnten gleich zwei Interpreten mit ihren Version Lorbeeren ernten. Bernd Spier war mit seiner Version in allen Schlagerparaden zu finden und die Parodie von Fausti hatte einen festen Platz in den Musikboxen. Erinnert ihr euch noch an den “Schlauchboot-Song”?