Interview mit Ex-Puhdys Keyboarder Peter „Eingehängt“ Meyer

Wenn es nach ihm ginge, wären die Puhdys immer noch unterwegs und gäben Konzerte. Peter „Eingehängt“ Meyer, der bekanntlich gern weiter mit den Puhdys Musik gemacht hätte, trafen wir bei einem Konzert in der Nähe von Hamburg, wo er mit seiner neuen Band zu Gast war.

Zwischen zwei Auftritten durften wir dem Keyboarder und Saxophon-Spieler ein paar Fragen stellen.

  Wie kommt es zu dem Spitznamen „Eingehängt“?

Peter Meyer: Die ganze Geschichte kannst du in den Büchern über die Puhdys lesen. Schnell die Kurzfassung. Während meiner Berufsausbildung musste ich in ein Internat. Es war eine alte Burg und dort herrschten auch Sitten, die waren mindestens genau so alt. Wir lagen mit sechs Mann, alle um die Zwanzig, auf einem Zimmer.

An einem Abend – nicht ganz Alkoholfrei – haben wir ein Leninbild aus einem Buch gerissen. Als besondere Auszeichnung auf unserem Zimmer haben wir das Bild jede Nacht verliehen. So durfte jeder von uns mal die Nacht mit Lenin verbringen.

Wie es sich gehört haben wir eine richtige Zeremonie daraus gemacht. Wenn ich den Lenin weitergeben musste, rief ich Achtung! Leninwechsel! Meine Zimmerkameraden legten sich dann auf den Rücken und machten ein Hohlkreuz und hoben den Mors hoch, wie ihr hier in Nordddeutschland sagt. Einem habe ich dann den sozialistischen Führer untergeschoben und die Zeremonie mit einem „Eingehängt!“ beendet.

Das ist alles. Eingehängt! Nächste Frage…

   Die Puhdys sind Vergangenheit, wie lebt es sich als Rock-Rentner?

Peter Meyer: Die Musik lässt mich nach wie vor nicht los. Mit meinem 12-jährigen Enkel Ludwig, das ist der Sohn meiner Tochter Antonia, rocke ich so oft es ihm die Zeit erlaubt bei mir Zuhause. Ludwig spielt wie es sich gehört und vom Opa gelernt: Keyboards. Wenn ich mal an die Tasten darf, begleitet er mich am Schlagzeug. Ab und zu ist auch sein Onkel mit an Bord. Mein Sohn Hendrik ist bekanntlich Bassist bei Bell, Book & Candle.

Außer der Hausmusik zieht es mich natürlich auch ab und zu noch auf die Bühne. Mit meinem Freund Frank Proft und dessen Freundin Sandra und deren Freundin Melanie geben wir regelmäßig kleine Konzerte. Dabei spielen wir viele eigene Kompositionen, Songs die wir mögen und auch die großen Hits der Puhdys.

  Die letzte Puhdys Tournee war gigantisch. Ich kann mir vorstellen, dass diese Erlebnisse zusammenschweißen. Geht ihr jetzt jeder eigene Wege oder steht ihr im regelmäßigen Kontakt.

Peter Meyer: Wir wohnen alle in Berlin am Müggelsee. Dort sehen wir uns automatisch beim Einkaufen oder Spazierengehen.

Zum 80. Geburtstag von Harry Jeske, den es auf die Philippinen gezogen hat, waren wir natürlich alle zusammen bei seinen Verwandten in der Nähe von Berlin. Da ging es hoch her und viele Erinnerungen sind aufgelebt.

  Was war der ausschlaggebende Punkt für eure Trennung?

Peter Meyer: Unser Manager gab uns eines Tages zu bedenken, dass es schöner sein wird, gemeinsam aufzuhören, als dass man durch einen Todesfall evtl. zum Aufhören gezwungen ist. Ich wollte es nicht, konnte mich aber nicht durchsetzen.

Ich bin nicht reich, bin nicht schön, aber sehr überzeugend… trotzdem hat es nicht geholfen.

  Du warst über 50 Jahre Berufsmusiker. Was macht ein Musiker in seiner Freizeit?

Peter Meyer: Ich gucke soooo gerne Fernsehen! Das kann ich den ganzen Tag: Egal ob irgendwelche Serien oder sonstigen Schrott. Am liebsten sehe Krimis, am besten „Columbo“, der aktuell wieder im Programm zu finden ist.

Das mit dem Fernsehen ist wohl eine alte DDR-Krankheit. Dort gab es bis zum letzten Tag einen Programmschluss. Wenn wir dann ins Ausland gefahren sind, konnte man rund um die Uhr fernsehen. Das habe ich damals genossen und tue es auch heute noch.

  Beruflich warst du mit den Puhdys meistens im Osten unterwegs, heute bist du für einen Auftritt in der Nähe von Hamburg. Hast du dich zwischenzeitlich dran gewöhnt, dass du im Osten überall angesprochen wirst und im Westen dich frei bewegen kannst?

Peter Meyer: Wir waren auch schon vor der Wende überall unterwegs. Im Westen zuerst in Belgien, dann Portugal und auch in den USA. Unseren ersten Auftritt in der BRD hatten wir 1976 in Hamburg in der Fabrik.

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https://www.youtube.com/watch?v=5Sriuus7guQ

Eines stimmt an der Frage nicht, denn ich werde eigentlich überall in Deutschland angesprochen und muss Autogramme geben und aktuell dauernd Selfies machen.

  Und welche Erinnerungen bleiben an das Bandleben?

Peter Meyer: Der Auftritt in Lissabon und alle Auftritte in der Waldbühne in Berlin. „Eisbär“ und „Wenn ein Mensch lebt“ als die Songs, die von den Fans am meisten geliebt werden und hinter denen ich auch heute noch zu 100 Prozent stehe.

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https://www.youtube.com/watch?v=RbqjzhLfS8w

  Wie sieht deine musikalische Zukunft aus?

Peter Meyer: Neben den Auftritten mit Frank Proft und Band, stehe ich ausgesprochen gern mit Undine Lux auf der Bühne. Bisher kennen sie die meisten nur als Helene Fischer Double. Dafür ist sie viel zu schade. Sie hat eine einzigartige Stimme und noch eine große Karriere vor sich.

  Hast du dir noch Träume für das Rentenalter aufgehoben?

Peter Meyer: Wenn Träume sterben, wird man alt. Eingehängt!

Ich habe verstanden. Danke für das Interview!

 

Fotos: Holger Kasnitz
Holgers
Bericht über die Veranstaltung findet ihr hier.

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