Brungers: Wir haben Helene “platt gemacht”

Rock op Platt

Wer an norddeutsche Musik denkt, dem schießt bestimmt zunächst Santiano durch den Kopf. Der Band ist es gelungen, eine Lebenseinstellung zu kommerzialisieren. Außerdem werden viele Urlauber auch an die Hamburger Szene der 70er Jahre denken, an Torfrock und die Cowboys von der Waterkant, an Klaus & Klaus und an die vielen Shanty-Chöre, die überall in Deutschland willkommen sind.

Heute möchten wir euch Brungers vorstellen. Dahinter verbergen sich Sänger, Gitarrist und Komponist Matthias Brungers und seine Band, die aus Mütze, Jan und Sascha besteht. Sie machen Rock- und Popmusik mit plattdeutschen Text, mal lustig und mal auch ganz anders. Alles erfahrt ihr im Interview mit Matthias “Matze” Brungers…

 

Moin Matthias! Ist das eigentlich richtig, heißt es nun Moin oder Moin Moin. Plötzlich grüßt man sich in ganz Norddeutschland so, aber ursprünglich kommt es aus Friesland und du bist dort Zuhause…

Brungers: Also bei uns heisst das Moin, “Moin Moin” ist eher was für Quatschköppe sagt man. Aber das nordische Lebensgefühl, die Liebe zum Meer und dem flachen Land drückt sich doch ganz elegant aus mit einem stumpfen “Moin”… Das verbindet uns Nordlichter alle.

Du und deine Band singen Plattdeutsch, sprecht ihr auch Platt? Wenn ja, untereinander oder mit wem?

Brungers: Ich selbst spreche gern platt in der Familie, ich denke auch das die anderen Jungs auch oft Platt sprechen Zuhaus ausser Jan, unser Leadgitarrist. Er lernt Plattdeutsch beim Mitsingen.

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https://www.youtube.com/watch?v=2lQIQEob-ww

 

Als wir uns kennengelernt haben, wart ihr gerade im Studio und habt an eurer Rockoper „Wiet Land“ gearbeitet. Worum geht es bei diesem Album?

Brungers: “Wiet Land” ist die musikalische Reise eines armen ostfriesischen Familienvaters um 1912, der von Bremerhaven aus mit dem Schiff in die USA immigriert, um dort für seine Familie ein besseres Leben aufzubauen. Es geht um Liebe, Armut, Kraft und Zusammenhalt und vor allen Dingen… um Hoffnung.

 

Durch dieses Projekt seid ihr ja schon ein wenig über die Grenzen Ostfrieslands hinaus gekommen. Was ist da so alles geschehen?

Brungers: Wir hatten eine ausverkaufte, erfolgreiche Premiere im Herzen Hamburgs. Das war ein sehr emotionales Konzert für mich, wenn man bedenkt wie lange ich an diesen Songs gearbeitet habe, wieviel Zweifler es gab, der Druck etwas Gutes abzuliefern. Das fiel alles mit dem Applaus ab. Wir hatten schöne Konzerte mit dem “Wiet Land”-Programm:

Einmal vor Afrikanischen Flüchtlingen, die wir zum Konzert eingeladen haben. Aufgrund der Stimmungen, Melodien und den Leinwandprojektionen hat sie diese Geschichte berührt, weil es ja auch irgendie Ihre war.

Eines der letzten “Wiet Land”-Konzerte durften wir vor Nachfahren echter Auswanderer aus Iowa und Illinios (USA) aufführen. Das war ein grosser Erfolg und die Einladung in die USA kam prompt. Natürlich gab es auch schwere Konzerte, es ist Musik zum Zuhören, nicht zum Bier trinken..

https://www.youtube.com/watch?v=3xccTejGhCI 

Und jetzt startet ihr mit der großen Kariere in den USA…

Brungers: Mit plattdeutscher Musik startet man nicht mal eine grosse Karriere in seinem eigenen Land. Aber worum geht es hier? Wenn man anfängt, träumt man vom grossen Hit, der Karriere. Viele, die Plattdeutsch gross und erfolgreich machen, sind eh schon im Geschäft oder sitzen an der Quelle. Man sieht das schnell nüchtern. Wenn ich Lieder schreibe und bekomme nette Reaktionen, wenn meine Lieder Menschen etwas bedeuten, dann habe ich alles richtig gemacht. Wenn man etwas schafft, das Individuell ist, dann bleibt das.

Ostfriesen bekommen ihren Ruhm immer mit dem eigenen Ableben, also besteht noch Hoffnung. Um die Frage jetzt aber abzuschliessen.. Ein USA Konzert ist nicht unmöglich, wir sind dran.

 

Ich drücke euch die Daumen. “Wiet Land“ ist eine Rockoper und kein Musical, weil du Fan der Gruppe The Who bist?


Brungers: “Wiet Land ist eine Rockoper, ja. Aber eine Adaption zum Musical wäre von der Storyline möglich. Man darf ja träumen. Oder als Film mit Till Schweiger als ostfriesischer Auswanderer. Aber als “ungelernter” Musiker der nicht studiert ist, ist das schwer sowas an den Mann zu bringen. Wie z.B Pete Townshend von The Who. Als Tommy erst rauskamm, hat die BBC es verissen. Ich bin grosser Who Fan und die Idee zu einer Overtüre kam z.B von Tommy. Generell hat “Wiet Land”, aber wenig von einem Who Album.

Ich denke Wiet Land ist schon eigenständig. Weitere Einflüsse waren Brian Wilson (“Smile”) oder Neil Young (“Greendale”). Aber ohne den tollen Support aus den USA selbst und den Menschen dort, die unsere kleine Band verfolgen, wäre das alles gar nicht möglich gewesen.

 

Eure Oper ist Musik zum Zuhören. Ihr seid in eurer Gegend eher als Rockmusiker bekannt, die für ordentlich Stimmung sorgen können. Das ist jetzt vorbei?

Brungers: Wir versuchen, beides anzubieten. Musik zum Zuhören aber auch zum Tanzen und Feiern.

 

Dazu gehört auch eine ganze Menge Toleranz. Seid ihr eigentlich Freunde oder wie würdest du eure Beziehung nennen? 

Brungers: Meine neue, kleine Serie “Een heb ik noch- Hits op platt” ist so eine schöne lockere Sache für mich als Songwriter und für das Publikum. Bekannte Songs in ein “nordisches Gewand” zu kleiden macht mir und den Zuhöreren einen Heidenspass. Das war nicht ganz einfach, es der Band zu verkaufen, aber wie immer finden wir einen Mittelweg, der uns weiterhin funktionieren lässt. Wir sind Freunde, wenn wir uns sehen und wenn wir arbeiten. Aber ich denke wir brauchen auch Distanz, um einen Ausgleich zu haben. Und das bekommen wir gut hin.

Wie habt ihr denn so die Hits anderer verarbeitet?


Brungers: Nun, Helene Fischer wurde kurzerhand “Platt gemacht” und das Ergebnis heisst “Bottermelk mit Geschmack”. Das Video ist ein Riesenerfolg mit über 20000 Klicks in kurzer Zeit. Das Video zieht seine Kreise und selbst das Management der Fischer hat es für gut befunden.

Aus Smokies Hit “Alice” wurde “Tegenöver van Grete” und aus Yesterday wurde “Saterdag”. Bei den Texten ist es mir wichtig, das es aus dem täglichen Leben erzählt, nicht zu kitschig, nicht zuviel Klamauk, aber immer mit einem Zwinkern..

 

Und das bekommen wir dann auch bald als CD?

Brungers: Diese Stücke in CD Form anzubieten wäre glaube ich eine tolle Sache, die ihr Publikum garantiert finden wird. Wer dies liest und Tips und Wege hat, uns dabei zu helfen, ist gerne willkommen, dies zu tun.

 

In Eurer Heimat seid ihr bekannt. Habt ihr noch Karriere-Träume, die ihr euch erfüllen möchtet?

Brungers: Mein Karrierewunsch ist die Zufriedenheit und Lockerheit die ich gerade habe, beizubehalten. Ich freue mich über jedes neue Gesicht das zu unseren Konzerten kommt, über jeden Applaus und über jeden Euro der auf unser Bandkonto trudelt. Wiet Land in den USA zu spielen, wäre natürlich der absolute Hammer, damit würde sich der Kreis schliessen.

 

Wer nun Gefallen an euch gefunden hat und eine CD von euch haben möchte schaut mal eben bei Amazon vorbei oder gibt es einen einfacheren Weg?

Brungers: Wie bei Fleisch und Gemüse kauft man Brungers & Band Produkte am besten beim Erzeuger, bei uns. Aber auch bei Amazon und allen anderen Anbietern sind wir vertreten.

 

Wer seine CD signiert haben möchte, wendet sich also an den Erzeuger!

Brungers:  Autogramm bekommt jeder, der es als wertig betrachtet, das ist alles kein Problem. Wir vier sind Matze, Mütze, Jan und Sascha, wir machen Musik um Menschen zu unterhalten. Glitzer & Glamour passt nicht zu uns.. Unsere CDs gibt es in unserem Webshop unter www.brungersband.de. Dort gibts auch alle News, Konzerte und vieles mehr.

Und  wer weiss es so genau, vielleicht ist ein Brungers CD vom eigenen Label ja auch eine gute Wertanlage, wenn ihr dann doch die große Karriere in den Vereinigten Staaten macht. Danke für deine spannenden Antworten. Wir behalten euch im Auge und freuen uns auf die nächste kleine Reportage, dann vielleicht mit Band.

 

 

 

 

 

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